Telekom-Prozess: Viele Verschwörungstheorien

Im Telekom-Prozess rund um eine Kursmanipulation sind dem Gericht am Donnerstag viele Verschwörungstheorien präsentiert worden. Die Angeklagten bestanden erneut darauf, dass nur ein Angriff korrigiert worden sei.

Der Aktienkurs der Telekom soll 2004 durch feindliche Angriffe vor Auszahlung des Boni-Programmes für knapp 100 Manager nach unten gedrückt worden sein. Wer dies getan habe, konnten die Angeklagten allerdings nicht sagen. Die Finanzmarktaufsicht konnte jedenfalls keine Angreifer ausmachen, was den vier Angeklagten bis heute nicht nachvollziehbar ist.

FMA-Bericht nicht gelesen

Auch der damalige Präsident des Telekom Austria-Aufsichtsrates, Peter Michaelis, konnte am Donnerstag als Zeuge wenig zur Wahrheitsfindung beitragen - was kaum wundert: Im parlamentarischen Untersuchungsausschuss hatte Michaelis zugeben müssen, dass er den Bericht der Finanzmarktaufsicht (FMA) zu der Kursmanipulation nicht gelesen hatte.

Festnetzchef Rudolf Fischer und der frühere Telekom-Prokurist Josef Trimmel

APA / Helmut Fohringer

Ex-Festnetzchef Rudolf Fischer und Ex-Telekom-Prokurist Josef Trimmel

Telekom musste auf Millionen verzichten

Am Donnerstag wurde erstmals bekannt, dass der Aufsichtsrat damals nicht nur die Boni an die Vorstände mit Vorbehalt ausbezahlt hat - sondern auch allen anderen Boni für die zweite und dritte Managementebene dann zurückgezahlt werden hätten müssen, sollte es zu einer Kursmanipulation gekommen sein.

Diese Manipulation ist zwar belegt, da die Vereinbarung aber nicht zwischen Vorstand und Managern unterzeichnet wurde, blieb sie zahnlos - wodurch die Telekom auf Millionen verzichten musste. Insgesamt wurden an die fast 100 Manager knapp 10 Mio. Euro ausbezahlt.

Bei Aktien „auf sein Gefühl“ verlassen

Ansonsten gab es am Donnerstag wenig Neues. Wer den Kurs der Telekom gedrückt haben könnte, konnten die Angeklagten nicht sagen. Spekuliert wurde von der Swisscom, die seinerzeit bei der Telekom einsteigen wollte, bis hin zur Staatsholding ÖIAG, die den Staatsanteil von 28 Prozent an der Telekom verwaltet.

Richter Wolfgang Etl wunderte sich, warum den angeblichen Angriff auf den Telekom-Aktienkurs niemandem in der Investor Relations-Abteilung der Telekom Austria aufgefallen ist - erst recht, wo doch Wanovits beim Erstprozess im Jahr 2013 ausgesagt hatte, dass er sich beim Aktienhandel „ausschließlich auf sein Gefühl“ verlasse. Infos etwa der Finanznachrichtenagentur Bloomberg nutzte er nicht.

Fischer trägt derzeit Fußfessel

Zuvor hatte der Erstangeklagte, der Ex-Festnetzchef Rudolf Fischer, eingeräumt dass er heute bei der Kurspflege anders vorgegangen wäre als 2004. Allerdings seien ihm viele Vorwürfe gegen ihn nicht erklärbar. Fischer ist auch eine der zentralen Personen in weiteren Telekom-Prozessen, er trägt zur Zeit eine Fußfessel infolge eines Verfahrens um Parteienbestechung.

Der Broker Johannes Wanovits verteidigte einmal mehr, warum der angebliche Angriff auf den Aktienkurs über die Deutsche Bank nicht sofort der Finanzmarktaufsicht gemeldet wurde - das hätte wenig gebracht, weil die Aufsicht Monate zur Beurteilung gebraucht hatte. Außerdem habe er nie Strafen von der Börse erhalten, betonte er auf Anfrage eines Schöffen. Ganz so stimmt das allerdings nicht: 2004 hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) gegen seine Wiener Euro Invest Bank einen Strafbescheid verhängt - Begründung: die „Schädigung des Rufs der Wiener Börse“, berichtete damals das „profil“.

Fortsetzung am 12. Mai

Der Prozess startete am Dienstag - mehr dazu in Telekom-Prozess: Manipulation als „Korrektur“. Er wird nun am 12. Mai mit einem weiteren Zeugen fortgesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung forderten die Zeugenladung des ehemaligen Telekom-Managers Franz Nigl, der nun Personalchef bei der Österreichischen Post ist.