Flugzeugentführerin: Wirbel um Vortrag

Ein für Freitag geplanter Vortrag einer Flugzeugentführerin hat für Wirbel gesorgt. Leila Chaled wurde vom Österreichisch-Arabischen Kulturzentrum (OKAZ) eingeladen und konnte aufgrund eines Behördenfehlers einreisen.

„Revolutionsikone besucht Wien“, so lautet der Titel der Veranstaltung im OKAZ. Scharfe Kritik an der Einladung Chaleds übt die Österreichisch-Israelische Gesellschaft (ÖIG): „Es ist völlig unverständlich, dass ein bekennendes Mitglied der Organisation ‚Volksfront zur Befreiung Palästinas‘ (PFLP), die auf der EU-Terrorliste aufscheint, in Wien einen Vortrag zur Bewerbung ihrer Ziele halten kann“, erklärte deren Präsident, der Wiener Landtagsabgeordnete Peter Florianschütz (SPÖ) per Aussendung.

Leila Khaled

APA/AFP/JAY DIRECTO

Chaled bei einer Veranstaltung in Manila, 2015

Chaled hatte 1969 und 1970 an zwei Flugzeugentführungen der PFLP teilgenommen. Nach der schiefgegangenen zweiten Entführung wurde sie in London festgenommen, nach nur wenigen Wochen aber gegen Geiseln der Palästinenser ausgetauscht. Sie lebt heute in Jordanien und betreibt eine rege internationale Vortragstätigkeit.

Einreise durch Fehler in Personaldaten ermöglicht

Chaled erhielt offenbar ein Schengen-Visum von den Niederlanden - und zwar offenbar durch ein Versehen. Wegen „abweichender Personendaten“ habe Österreich keine Einwände gegen die Einreise der Flugzeugentführerin erhoben, teilte das Innenministerium der APA Anfang April mit.

Vor der Erteilung des Visums hatten die Niederlande eine Konsultationsanfrage an die anderen Schengen-Länder geschickt. Doch da die Angaben nicht vollständig den eingespeicherten Daten der 71-jährigen Aktivistin der linksgerichteten PFLP entsprachen, wurde sie von den österreichischen Behörden nicht als diese identifiziert.

Erst durch die Berichterstattung über den geplanten Vortrag Chaleds in Wien sei man zu dem Schluss gekommen, dass es sich um die gleiche Person handle, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck damals der APA. Ein einmal erteiltes Schengen-Visum könne auch nicht von Österreich widerrufen werden, sagte er weiter.

Staatsanwaltschaft wurde informiert

„Es ist unbegreiflich, dass die Behörden offenbar keinen Anlass zum Einschreiten sehen und damit dulden, dass die gegen die Existenz Israels gerichtete Propaganda inklusive der Verherrlichung des bewaffneten Terrorismus ungehindert verbreitet werden kann“, kritisierte ÖIG-Präsident Florianschütz. Die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung werde in Österreich mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren geahndet. Man begrüße, dass die Israelitische Kultusgemeinde eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht habe.

Chaleds Terrororganisation stehe in enger Verbindung mit der Abu-Nidal-Gruppe, „die den Wiener Stadtrat Heinz Nittel (SPÖ), einen meiner Vorgänger als ÖIG-Präsident, am 1. Mai 1981 durch einen Terroranschlag mitten in Wien ermordete“, erinnerte Florianschütz. In ihrer Autobiografie habe Chaled ihre Bewunderung für Adolf Hitler erklärt, weil er „ein Feind der Juden“ war.

OKAZ will „gesellschaftlichen Dialog“ bereichern

Das OKAZ erklärte in einer Stellungnahme am 2. April, dass Chaled die EU nicht zum ersten Mal bereise, 2011 sei sie etwa in Schweden gewesen. Die PFLP sei Teil der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, die vom österreichischen Staat als Vertreter der Palästinenser anerkannt werde und auch eine diplomatische Vertretung in Österreich habe.

„Während gegen den Besuch von Frau Chaled in Wien gehetzt wird, werden israelische Politiker, etwa der rechtsextreme Avigdor Lieberman, der zu Vertreibung und sogar Enthauptung von Palästinensern aufruft, als Staatsgäste in Wien empfangen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Man sehe die Veranstaltung als Möglichkeit „den gesellschaftlichen Dialog in Österreich zu bereichern“ und wolle jenen eine Stimme verleihen, „die von den hiesigen Mainstream-Medien verschwiegen werden“.

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