„Meine Chance“ gegen Arbeitslosigkeit

Im Kampf gegen Arbeitslosigkeit will die Stadt Wien mit der Aktion „Meine Chance“ mit rund 130 Veranstaltungen vor allem Jugendliche erreichen, informieren und so vor Minderqualifikation bewahren.

Die Aktion mit dem Titel „Meine Chance - Wiener Wochen für Beruf und Ausbildung“ startet am Montag und dauert bis 30. April. Man wolle die Zielgruppe möglichst niederschwellig ansprechen und über Hilfestellungen - von Coaching für die Zukunftsplanung bis zu überbetrieblichen Lehrstellen - informieren, sagte Fritz Meißl, Geschäftsführer des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff), zur APA.

6.000 Jugendliche nur Pflichtschulabschluss

Niederschwellig deshalb, weil „jene Jugendliche, die Unterstützung am dringendsten notwendig haben, treten uns nicht gerade die Tür ein“. Erreichen will man in den knapp zwei Wochen bis zu 3.500 Jugendliche, lautet die interne Zielsetzung.

Der waff wickelt die Spezialschiene federführend und in Zusammenarbeit u.a. mit den Jugendzentren, dem Arbeitsmarktservice, dem Sozialministerium und den Pflichtschulen ab. „Von den 160.000 Arbeitslosen in Wien haben mehr als die Hälfte höchstens einen Pflichtschulabschluss“, so Meißl: „Denn oft gibt es hier einen misslungenen Übergang von der Pflichtschule in eine weitere Ausbildung oder in einen Job.“ Was das Problem in Zukunft noch verschärfen wird: Abgesehen von der nicht allzu rosigen Arbeitsmarktsituation bräuchten Betriebe immer weniger gering qualifizierte Mitarbeiter. „Die Schere geht also auf“, warnte der waff-Chef.

Schätzungen des waff gehen heuer von rund 6.000 Wienern zwischen 15 und 18 Jahren aus, die entweder nach der Pflichtschule weder eine Lehre noch eine weiterführende Schule beginnen. In dieser Zahl sind auch die Drop-out-Fälle inkludiert - also jene Personen dieser Altersklasse, die eine schon angefangene Ausbildung abbrechen bzw. wegen nicht bestandener Prüfungen ausscheiden.

Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben

Konkrete Zahlen, wie viele Betroffene es gibt, sind schwer zu bekommen. Die letzten validen Daten stammen aus 2014. Laut waff-Statistik gab es in diesem Jahr rund 16.700 Pflichtschulabgänger in der Bundeshauptstadt. 60 Prozent machten mit einer weiterführenden Schule weiter, 30 Prozent fingen eine Lehre an. Das restliche Zehntel gilt als „problematisch“, weil es entweder Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen hat, keine Lehrplatz gefunden hat oder keine weitere Ausbildung beginnen wollte.

Viele davon haben laut Meißl Migrationshintergrund - nicht zuletzt wegen teils mangelnder Sprachkenntnisse. Wobei der waff-Geschäftsführer hier nicht zuletzt das Bildungssystem gefordert sieht. „Aber wir kennen auch Fälle, wo muslimische Mädchen von ihrer Familie davon abgehalten werden, eine Ausbildung zu machen.“

Dass die hohe Anzahl an Flüchtlingen die Situation mittelfristig nicht einfacher macht, bestreitet Meißl nicht. Er betonte allerdings, dass Wien mit aller Kraft daran arbeite, Integration ab dem ersten Tag zu leisten - inklusive Deutschkurse und weiterführende (Aus-)Bildung: „Außerdem sind gerade bei den jungen Flüchtlingen sehr viele dabei, die einen unheimlichen Ehrgeiz haben.“

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