Defis für Polizei-Fahrradstreifen

Etwa 3.500 Menschen sterben jährlich in Wien an plötzlichem Herztod. Die Stadt ist aber auch Spitzenreiter, was die Versorgung mit öffentlichen Defibrillatoren betrifft. Und das Netz zur Rettung vor dem Herztod wird immer enger.

Wien ist bei der Versorgung mit Defibrillatoren, kurz Defis genannt, europäischer Spitzenreiter, sagt Markus Winnisch, vom Verein Puls. In Wien gibt es an die 640 öffentlich zugängliche Defis. Die Wiener Polizei ist seit 2013 mit mehr als 200 Defis im Einsatz. Winnisch: „Und wir wissen aus ersten Daten, dass hier die Überlebensrate seit Projektbeginn in Wien wirklich massiv gestiegen ist.“

Defis gibt es auch an sechs U-Bahn-Knoten-Punkten. Zudem gibt es zehn Defi-Säulen, die zum Beispiel an Orten wie der Mariahilfer Straße, wo es allein drei solcher Säulen, oder Am Hof aufgestellt sind. Ziel ist es, an etwa 60 Standorten in Wien Defi-Säulen aufzustellen. Zuletzt wurden sogar erste Fahrradstreifen der Polizei mit extrakleinen Versionen der lebensrettenden Geräte ausgestattet.

Defi-Übergabe an Fahrradstreifen der Wiener Polizei

PID/David Bohmann

Übergabe der Defis durch Landtagspräsident Harry Kopietz, Markus Winnisch, Verein Puls und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl (v.l.n.r.)

Jeder Laie kann Defis verwenden

Defis sind wichtige Hilfsmittel im Kampf gegen den plötzlichen Herztod. Sie sind einfach in der Handhabung und können durch einen kontrollierten Elektroimpuls das Herz wieder in den richtigen Rhythmus und somit zum Schlagen bringen. Falsch machen kann man nichts: Das Gerät entscheidet, ob ein Impuls nötig ist.

Was tun im Notfall?

• Rufen - Um Hilfe rufen! Notruf 144
• Drücken - Herzdruckmassage: rasch und kräftig auf die Mitte des Brustkorbs drücken bis die Rettung eintrifft
• Schocken - Wenn ein Defi verfügbar ist, das Gerät einschalten und den Sprachanweisungen folgen

"Bei einem leblosen Patienten nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um etwa zehn Prozent ab. Effizient zu helfen ist dabei einfach: Durch kräftigen Druck in der Mitte des Brustkorbes und den raschen Einsatz eines Defis noch vor Eintreffen der Rettung können Zeugen eines Herzstillstands Hilfe leisten“, erklärt Winnisch, Leiter des Projektes im Verein Puls und Arzt an der Medizinischen Universität Wien.

Durch Herzdruckmassage kann Blut und damit Sauerstoff durch den Körper gepumpt werden, bis professionelle Hilfe eintrifft. Ein schlagendes Herz kann damit niemals außer Takt gebracht werden, ein Zuviel an Herzdruckmassage ist also unmöglich. Der Defi führt mittels Sprachanweisungen durch die Anwendung und stellt selbstständig fest, wann ein Elektroimpuls notwendig ist. Dazu müssen lediglich zwei Elektroden auf den entblößten Brustkorb des Patienten aufgeklebt werden. Durch den Stromimpuls eines Defis besteht die Möglichkeit, das Herz wieder in den richtigen Rhythmus und somit zum Schlagen zu bringen.

Polizisten retteten 160 Menschenleben

„Wir haben in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen damit gemacht, dass unsere Dienstwägen mit Defis ausgestattet sind“, betont Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl. Durch ersteintreffende Beamte, die mit der Wiederbelebung begannen, konnten mehr als 160 Menschenleben gerettet werden.

Seit 2013 betreiben der Verein Puls und die Wiener Polizei das Defi-Projekt „Polizei First Responder“. Dabei werden bei Notrufen, die in der Rettungsleitstelle der Wiener Berufsrettung eingehen, sowohl Rettungskräfte als auch die Polizei gleichzeitig verständigt. Wenn Polizisten vor den Rettungskräften vor Ort sind, übernehmen sie die Aufgabe des Ersthelfers. Insgesamt hat die Wiener Polizei mehr als 200 Defis im Einsatz. Sie befinden sich in Dienststellen und Einsatzfahrzeugen der Wiener Polizei – und nun eben auch im Gepäck der Fahrradstreifen.

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