Identitäre auf Dach des Burgtheaters

Die rechtsextreme Identitäre Bewegung hat am Mittwoch wieder gegen eine Aufführung von Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ protestiert. Diesmal enthüllten sie auf dem Dach des Burgtheaters ein Transparent und warfen Flugblätter ab.

Laut Burgtheater-Sprecherin handelte es sich um fünf Personen. Ins Theater gelangten sie nicht. Die Vorstellung selbst verlief ungestört. Auf dem Transparent der Identitären stand „Heuchler“. Nach Angaben der Polizei dürften die Identitären mit einer Leiter auf das Dach gelangt sein. Das Burgtheater verurteilte die Aktion mit einem Statement auf der Facebook-Seite:

Direktorin Bergmann „bestürzt“

Direktorin Karin Bergmann zeigte sich gegenüber Radio Wien „sehr bestürzt“: „Ich finde, dass die künstlerische Freiheit jetzt in diesem Land schon wieder auf dem Prüfstand steht, besonders heikel. Das sollte uns alle ganz stark sensibilisieren, dass man für die Zukunft in die richtige Richtung schaut“, so Bergmann.

Den Ehrenschutz über die Aufführung hatte laut Burgtheater Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) übernommen. Von den Identitären wurde sie auf deren Homepage dafür angegriffen, weil „illegale Einwanderer von Politikern wie Doris Bures hofiert werden“. Als Aufhänger für die Aktion benutzten die Rechtsextremen, die seit Langem gegen einen „Bevölkerungsaustausch“ kämpfen, die zuletzt bekanntgewordene Vergewaltigung einer jungen Frau durch drei Asylwerber am Wiener Praterstern.

Zwei Anzeigen wegen Ordnungsstörung

Die Polizei war laut Burg-Sprecherin rasch zur Stelle, die Identitären kletterten selbstständig wieder vom Dach. Zwei Personen seien angezeigt worden, hieß es in der Polizeipressestelle - wegen Ordnungsstörung, eines Verwaltungsdelikts. Es dürfte sich um zwei Brüder im Alter von 25 und 27 Jahren handeln.

Vor rund zwei Wochen hatten Identitäre das Audimax der Uni Wien gestürmt, als dort Jelineks Stück aufgeführt wurde. Auch dort schimpften sie per Transparent über „Heuchler“, es kam zu tumultartigen Szenen, als Besucher versuchten, die Eindringlinge von der Bühne zu drängen - mehr dazu in Identitäre: Keine „Störung einer Versammlung“. Die Polizei stellte ihre Ermittlungen wegen Störung einer Versammlung in der Folge ein, ermittelte aber noch wegen Körperverletzung gegen unbekannt.

Kulturminister verurteilt Aktion

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat auf die jüngste Aktion der Identitären Bewegung scharf reagiert. Er sprach von einer „Provokation einer rechtsradikalen Gruppe“ und betonte per Aussendung: „Es kann und darf kein Verständnis und keine Akzeptanz für diese Aktionen geben.“ Er wünsche sich einen „Schulterschluss“ aller Parteien gegen „Verhetzer und Spalter der Gesellschaft“.

Denn Aktionen wie jene der Identitären seien Angriffe auf die Freiheit der Kunst und damit undemokratisch. „Wer jetzt nicht aufsteht und sich gegen diese Vorfälle ausspricht, wer nicht klarmacht, dass es dafür in Österreich kein Verständnis gibt, der macht sich schuldig“, so Ostermayer.