Mord mit Eisenstange: Verdächtiger schweigt

Keine neuen Erkenntnisse hat die Polizei laut eigenen Angaben aus der Einvernahme des Mordverdächtigen vom Brunnenmarkt gewonnen. Fest steht jetzt, dass der Verdächtige nur Stunden vor dem Mord Kontakt zur Polizei hatte.

Der verdächtige 21-Jährige zeigte sich laut Polizei bei seiner stundenlangen Einvernahme Donnerstagvormittag weder kooperativ noch geständig. Die Einvernahme sei bereits abgeschlossen, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl kurz vor Mittag: „Der Beschuldigte hat in seiner Einvernahme weder Details zur Tat genannt noch diese Tat gestanden.“ Der Mann wird verdächtigt, in der Nacht auf Mittwoch eine 54-Jährige mit einer Eisenstange erschlagen zu haben.

Bluttat auf dem Wiener Brunnenmarkt (ZIB2)

Der Verdächtige, verwahrlost und offensichtlich psychisch sehr verwirrt, war seit Monaten auf dem Brunnenmarkt aufgefallen.

Gutachten soll Geisteszustand klären

Der Verdächtige wurde am Donnerstag der Justiz übergeben. Laut Pölzl dauert die Auswertung von Spuren noch an. Abgeschlossen ist hingegen auch die Befragung der Arbeitskollegin des Mordopfers sowie eines Zeugen. Zum Geisteszustand des Verdächtigen konnte Pölzl keine Angaben machen. Die Polizei hatte bereits kurz nach der Tat nicht ausgeschlossen, dass der Mann unter einer Psychose leidet. Endgültigen Aufschluss darüber soll ein gerichtsmedizinisches Gutachten bringen, das noch erstellt werden muss.

Streit zwischen Ministerium und Botschaft

2014 hätte der aus Kenia stammende Mann eigentlich abgeschoben werden sollen. Die kenianischen Behörden hätten die notwendigen Papiere nicht ausgestellt, hieß es dazu aus dem Inneministerium. In der Folge hat sich der 21-Jährige illegal im Land aufgehalten.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 5.5.2016, 19.00 Uhr, ORF2, und danach in tvthek.ORF.at.

Die ZIB2 befragte dazu den Botschafter der Republik Kenia in Wien, S. M. Gitonga. Der hörte angeblich zum ersten Mal von seinem mehrfach straffällig gewordenen Landsmann. „Diese Aussage ist mehr als verwunderlich“, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck gegenüber dem ORF Wien. Schon seit Juli 2015 würde sich das Ministerium um das benötigte Heimreisezertifikat bei der kenianischen Botschaft bemühen, bisher habe es keine Reaktion darauf gegeben, so Grundböck. „Das Interview in der ZIB2 war das erste Mal, dass er sich dazu geäußert hat.“

Der Botschafter wiederum meinte im ZIB2-Interview: „Die Rückführung ist nur eine logistische Frage, nämlich die Person in ein Flugzeug zu setzen und nach Kenia zurückzuschicken. Es ist keine Frage von Rückführungszertifikaten oder Ähnlichem. Wenn eine Person abgeschoben werden soll, muss man ihn nur zurückschicken, und wir übernehmen ihn. Das ist alles.“ Das sei nicht so einfach, kontert der Ministeriumssprecher. „Das Zertifikat ist notwendig, um die Einreise ins Herkunftsland zu gewährleisten.“

Letzter Polizeikontakt nur Stunden vor Mord

Der Mann blieb jedenfalls in Wien. Als Obdachloser bettelte sich der offenbar verwirrte Mann auf dem Brunnenmarkt regelmäßig um Essen. Zuletzt wurde er am Dienstag von Beamten befragt. Der 21-Jährige soll Fenster eingeschlagen und in Hauseingängen seine Notdurft verrichtet haben. Doch wegen Geringfügigkeit der Delikte gab es von der Staatsanwaltschaft keine Anordnung zur Festnahme.

Nur wenige Stunden später geschah der Mord. Das Motiv für die Tat in der Nacht auf Mittwoch bleibt vorerst weiter ungeklärt. Feststehen dürfte aber, dass der mutmaßliche Täter und das Opfer einander nicht gekannt hatten - mehr dazu in Frau mit Eisenstange erschlagen: Motiv unklar.