„Gottes Lob“ in der Schatzkammer

Nicht oft gibt es die Gelegenheit, kirchliche Textilien aus der Zeit Maria Theresias bewundern zu können. Derzeit aber macht dies die Kaiserliche Schatzkammer Wien des Kunsthistorischen Museums mit der Ausstellung „Gottes Lob“ möglich.

Der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist der Bestand der Geistlichen Schatzkammer. Fast 1.700 Objekte beinhaltet die Sammlung liturgischer Gewänder und Textilien, die im Zuge katholischer Messen und Feierlichkeiten zum Einsatz kamen. Dabei handelt es sich teilweise um zu Ornaten gehörenden Teilen, aber auch um Einzelstücke. Die Objekte, die aus konservatorischen Grünen nicht dauerhaft präsentiert werden können, gehen vor allem auf Stiftungen Kaiser Karls VI. (1685–1740), seiner Gemahlin Elisabeth Christine (1691–1750) sowie ihrer Tochter Maria Theresia (1717–1780) zurück.

Vielfach verwendete man für die Herstellung der liturgischen Gewänder kostbare Gewebe aus Frankreich oder Italien, die mit Stickereien zusätzlich gehöht wurden. Auch kaiserliche Gewänder wurden bisweilen zu Ornaten umgearbeitet. Die Ausstellung in der Alten Geistlichen Schatzkammer gibt einen Einblick in die Vielfalt und die hohe Qualität des textilen Bestandes der Wiener Schatzkammer, der Zeugnis von der Pietas Austriaca, der Frömmigkeit des Hauses Österreich, gibt.

Moderne Paramente von Cremer und Hann

Teil der Ausstellung sind auch einige ausgewählte zeitgenössische Paramente nach Entwürfen der beiden Künstler Christof Cremer und Stephan Hann. Sie dokumentieren den hohen Anspruch, der auch in heutiger Zeit an liturgische Gewänder gestellt wird, die nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des Gottesdienstes sind.

Im Zuge der Ausstellung wurde die Gelegenheit ergriffen, im so genannten Paramentengang der Geistlichen Schatzkammer in den Räumen der Kaiserlichen Schatzkammer ebenfalls drei moderne Kaseln nach Entwürfen von Christof Cremer im Dialog mit historischen Paramenten zu zeigen. Dies ist seit der Eröffnung der Schatzkammer nach der umfassenden Neugestaltung in den 1980er Jahren das erste Mal, dass hier auch zeitgenössische Kunst zu Wort kommt.

Hohe Ansprüche der Repräsentation

Der hohe Anspruch an Repräsentation des Hauses Habsburg, das über Jahrhunderte die Könige und Kaiser des heiligen Römischen Reiches stellte, erklärt die kostspielige Ausstattung der Paramente, die sich besonders während des Höhepunktes der habsburgischen Frömmigkeit im Barock abzeichnet. Anders als noch im Mittelalter weisen diese barocken Textilien in der Regel keinen figuralen, sondern vielmehr einen ornamentalen Dekor auf.

Ausstellungshinweis:

Bis 12. Februar, Kaiserliche Schatzkammer Wien, Hofburg, Schweizerhof, 1010 Wien. Öffnungszeiten: täglich außer Di, 9.00 bis 17.30 Uhr, Einlass ist jeweils bis eine halbe Stunde vor Schließzeit.

Als Grundstoff dienten zumeist aus dem weltlichen Bereich herrührende Seidengewebe verschiedener Muster, die etwa mit Zierbesätzen, Borten, Spitzen, Gold-, Silber- und Seidenstickereien zu einem opulenten Textil zusammengeführt wurden.

Die Stifterin Maria Theresia

Im 18.Jahrhundert trat insbesondere Maria Theresia als Stifterin von Paramenten hervor. Zu ihrer Zeit war nicht nur die Hofburgkapelle in Wien mit adäquatem textilen Dekor ausgerüstet, sondern auch die Kapellen der verschiedenen Sommerresidenzen in Schönbrunn, Laxenburg oder Hetzendorf sowie die Augustinerkirche. Letztere avancierte zu einem wichtigen Austragungsort der habsburgischen Gottesfürchtigkeit. Hier wurden auch die neu eingesetzten Erzbischöfe eingekleidet.

Der Ausstattung dieser Orte mit kirchlichen Textilien wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aus den Quellen geht eindeutig hervor, welch zentrale Bedeutung, die qualitätsvollen Paramente zu ihrer Zeit eingenommen haben.

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