Starker Umsatz- und Gewinneinbruch bei OMV

Es bleiben schwierige Zeiten für die OMV. Der Öl- und Gaskonzern erlitt im ersten Quartal 2016 erneut einen starken Umsatz- und Gewinneinbruch. Sorgen um die OMV macht sich auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

OMV-Logo auf der Konzernzentrale

ORF.at/Carina Kainz

Der rasante Verfall des Ölpreises hinterließ bereits tiefe Spuren in der Vorjahresbilanz

Der Umsatz sank gegenüber dem Vergleichsquartal 2015 um 31 Prozent auf 3,991 Mrd. Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 79 Prozent auf 48 Mio. Euro, wie die OMV am Mittwoch ad hoc bekannt gab.

Damit sind die Zahlen sogar besser als prognostiziert. Die von der APA befragten Analysten hatten im Durchschnitt sogar mit einem Verlust aus dem operativen Geschäft gerechnet. Auch der Rückgang des Nettogewinns (den Aktionären zuzurechnender Periodenüberschuss) um 42 Prozent auf 95 Mio. Euro fiel glimpflicher aus als befürchtet - die Analystenschätzungen lagen bei einem Minus von 77 Prozent.

Geringer Downstream-Umsätze

Der Umsatzrückgang sei vor allem auf geringere Downstream-Umsätze (Raffinerien, Tankstellen) zurückzuführen, so das Unternehmen. Die weiter gesunkenen Raffineriemargen haben der OMV zu schaffen gemacht, teils konnte dies jedoch durch die niedrigen Ölpreise ausgeglichen werden.

OMV-Chef Rainer Seele

APA/Herbert Pfarrhofer

OMV-Chef Rainer Seele

Das Jahr 2016 habe mit einem weiteren starken Rückgang der Ölpreise und außergewöhnlich niedrigen Gaspreisen begonnen, erklärte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch. Der durchschnittliche Brent-Ölpreis sei im ersten Quartal mit 34 Dollar (29,89 Euro) pro Fass um 37 Prozent niedriger gewesen als vor einem Jahr. „In diesem Umfeld konzentrieren wir uns, wie in unserer Strategie beschrieben, vorrangig auf Cash und Kosten“, so Seele. Die OMV hat etwa ihre Investitionen um 34 Prozent reduziert.

Für das Gesamtjahr 2016 erwartet die OMV, dass der Brent-Ölpreis im Jahresdurchschnitt bei rund 40 Dollar (35,17 Euro) pro Barrel liegen wird. Auch das Gas-Marktumfeld wird als „herausfordernd“ erwartet. Die Raffineriemargen werden wegen der vorhandenen Überkapazitäten in Europa niedriger sein als 2015, und auch die Petrochemie-Margen dürften im Vergleich zum Vorjahr sinken.

„In der jetzigen Form kein Erfolgsmodell“

Der rasante Verfall des Ölpreises hinterließ bereits tiefe Spuren in der Vorjahresbilanz. Der Umsatz des Konzerns brach 2015 um 37 Prozent auf 22,527 Mrd. Euro ein. Insgesamt musste das teilstaatliche Unternehmen im vergangenen Jahr drei Milliarden Euro abschreiben und verbuchte so unter dem Strich einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 278 Millionen Euro im Jahr davor.

Grafik Miliardenverlust für die OMV

APA/Martin Hirsch

Im Vorjahr verzeichnete die OMV einen Milliardenverlust

„Die OMV ist in ihrer jetzigen Verfassung kein Erfolgsmodell. Wir geben schlichtweg zu viel aus“, sagte Seele bei der Präsentation der Bilanz im Februar. Wichtigstes Ziel ist für Österreichs größten Industriekonzern der Einstieg in Russland. Sollte das geplante Tauschgeschäft mit dem russischen Energieriesen Gasprom scheitern, müsse das Unternehmen seine Strategie anpassen. Einen Plan B gebe es nicht, sagte Seele - mehr dazu in OMV mit Umsatzeinbruch.

Greenpeace: „OMV droht wirtschaftlicher Untergang“

Große Sorgen macht sich auch die Umweltschutz-Organisation Greenpeace um die OMV: Nur der schrittweise Ausstieg aus des Öl-und Gaskonzerns aus der Öl- und Gasförderung könne die OMV vor dem wirtschaftlichen Untergang bewahren, warnen die Umweltschützer. „Frühere Marktprognosen haben sich als falsch heraus gestellt. Die Ölpreise sind heuer bislang um fast zwei Drittel niedriger als vor drei Jahren und auch die Gas und Kohleimportpreise haben sich seit 2013 halbiert“, betonte Energiemarktexperte Steffen Bukold in einer Greenpeace-Aussendung anlässlich eines Pressegesprächs der Organisation in Wien.

„Seit Januar 2015 sind schon 67 größere Öl- und Gas-Förderunternehmen in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert“, so Bukold. Die Ölbranche habe seit Beginn der Ölpreiskrise im Herbst 2014 Investitionen von 270 Mrd. Dollar (aktuell rund 237 Mrd. Euro) verschoben oder ganz gestrichen. Im Jahr 2015 seien die Investitionen für die Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas um 23 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung könnte auch durch das Klimaabkommen von Paris verstärkt werden, meint der Strategieberater Georg Günsberg.

Link: