Burgtheater setzt auf junge Regisseure

Das Burgtheater hat sein Programm für die Saison 2016/17 vorgestellt. Direktorin Karin Bergmann setzt dabei mit einem Antikenschwerpunkt auf alte Mythen - und sonst besonders auf junge Regiekräfte.

Zwar würden „Leuchttürme“ wie Andrea Breth weiterhin am Haus arbeiten, doch sie setze so stark wie noch nie auf den neuen Blick, den junge Regisseure einbrächten, so Bergmann. „Mir ist es wichtig, junge Leute auch an größeren Orten inszenieren zu lassen. Und wir haben endlich auch mal eine Frauentruppe hier. Im zunehmenden Alter wird man immer feministischer. Die Wirtschaft schafft es nicht - aber ich bin für die Quote.“

Karin Bergmann

APA/Herbert Neubauer

Karin Bergmann bei der Präsentation am Freitag

Also inszeniert etwa Carolin Pienkos mit ihrem Mann Cornelius Obonya „Coriolan“, Tina Lanik das Anti-Rassismus-Drama „Geächtet“ und Martina Gredler bringt Christine Nöstlingers „Lumpenloretta“ zur Uraufführung. Martin Laberenz inszeniert „Torquato Tasso“, Alexander Wiegold „der herzerlfresser“ und Bastian Kraft den Visconti-Film „Ludwig II.“.

Burg will „Transdanubien“ erforschen

Die „Junge Burg“ heißt dagegen mit Beginn der nächsten Spielzeit „offene Burg“. „Ich möchte, dass die Burg dieses Haus verlässt und rausgeht“, sagte Bergmann, die insbesondere ein „Stadtrecherche-Projekt“ ankündigte, das nach „Transdanubien“ führt. „Wir wollen ein Grätzel erforschen, rausgehen aus der großen Burg, den Menschen aber auch sagen, wie toll die Burg ist“, sagte die neue Leiterin Renate Aichinger.

Mindestens zwei Premieren mehr

Insgesamt stehen in der kommenden Saison voraussichtlich 20 Premieren auf dem Programm, das sind um mindestens zwei mehr als in der aktuellen. „Ich bin sicher, dass es noch mehr werden als jetzt angekündigt“, sagte Karin Bergmann. „Das Produktionsbudget selbst wird nicht aufgestockt. Wir haben aber Mittel gefunden, effizienter zu arbeiten und dadurch je eine zusätzliche Premiere an Burg- und Akademietheater budgetieren können“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer.

Präsentation

APA/Herbert Neubauer

Das Burgtheater plant mehr Premieren als im Vorjahr

Teil des Antike-Schwerpunkts ist etwa „Aischylos. Die Orestie“. Dabei gehe es „um Macht, Herrschaft, um Schuld und Kriege, um verschiedene Lebens- und Staatsformen“, daher sei sie „der beste Stoff“ für eine Auseinandersetzung mit dem Heute, so Bergmann. Mit Michael Thalheimers „Die Perser“-Inszenierung und einer Beschäftigung von Stephan Müller mit Platons „Gastmahl“ wird das Studium der Antike vertieft.

Martin Kusej kehrt zurück

Martin Kusej, um den Bergmann seit Beginn ihrer Direktion geworben hat, kehrt mit einer „Hexenjagd“-Inszenierung zurück, und auch mit Andreas Kriegenburg gibt es ein Wiedersehen. Er inszeniert „Pension Schöller“. Georg Schmiedleitner wird Nestroys „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ inszenieren, Herbert Fritsch widmet sich mit der „Komödie der Irrungen“ einem von drei Shakespeare-Projekten der kommenden Spielzeit.

In der „Königsdisziplin“ der zeitgenössischen Dramatik wartet man auf neue Stücke von Ewald Palmetshofer und Wolfram Lotz, „die verabredet, aber noch nicht angekündigt sind“, weiters gibt es einen Stückauftrag für Josef Winkler und eine Verabredung mit Thomas Köck.

Gleich sechs Autorinnen hat man dagegen für ein Projekt beauftragt, das sich im Jänner 2017 im Akademietheater mit dem heutigen Europa auseinandersetzt: Jenny Erpenbeck, Nino Haratischwili, Elfriede Jelinek, Terezia Mora, Sofi Oksanen und Biljana Srbljanovic schreiben je eine Frauenfigur, Barbara Frey wird daraus ein „europäisches Abendmahl“ zusammenstellen. „Wir sind sehr gespannt, was dabei herauskommt“, versicherte Missbach.

Krankheitswelle beschäftigt Burgtheater

Die laufende Saison verlaufe gut, bei den Kartenerlösen liege man derzeit um fünf Prozent über dem Vorjahr, die Auslastung werde sich „marginal“ nach unten bewegen. Derzeit halte man über alle Spielstätten hinweg bei 77 Prozent Auslastung. Im Vorjahr konnte man dank eines guten Finish bei 81,5 Prozent abschließen. Darauf hofft man auch heuer - vor allem auf ein Ende der Krankheitswelle, die bisher insgesamt 60 Spielplanänderungen erforderlich gemacht habe.

Bergmann will weiterhin Ministerium für Kultur

Ein langes Plädoyer für zivilgesellschaftliches Engagement und Offenheit hielt die Burgtheater-Direktorin eingangs der Pressekonferenz. Die „unglaubliche Euphorie“ des Sommers sei einer Ernüchterung gewichen. Die Politik schaffe es nicht zu vermitteln, dass es „in allen Zeiten Umwälzungen, große Veränderungen und Völkerwanderungen gegeben“ habe. Weil es bei der Bundespräsidentenwahl auch um eine Entscheidung zwischen Offenheit oder Abgeschlossenheit gehe, habe man am kommenden Dienstag (17.5., 18 Uhr) kurzfristig eine Diskussion eingeschoben.

In Richtung des künftigen Bundeskanzlers Christian Kern (SPÖ) sagte Bergmann, deren Vertrag bis 31. August 2019 läuft, sie hoffe, dass die Kultur bei der allgemein erwarteten Regierungsumbildung nicht zu einem Staatssekretariat wandere.

Burgtheater-Chefin zum neuen Spielplan

„Ja es umgibt uns eine neue Welt!“ Dieses Zitat aus „Torquato Tasso“ stand als Motto über der Spielplan-Präsentation des Burgtheaters für 2016/17. Über die Mischung der neuen Saison, das Abarbeiten der Altlasten und die „Offene Burg“, eine Fortsetzung der „Jungen Burg“, spricht Direktorin Karin Bergmann - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Links: