Leerstandsagentur nimmt Form an

Die neue Wiener Leerstandsagentur „Kreative Räume“ will Hausverwalter und Immobilienentwickler mit Künstlern und Start-ups der Kreativwirtschaft vernetzen. Der Betrieb läuft bereits, derzeit wird ein Büro eingerichtet.

Wie viele leerstehenden Geschäfte es in Wien gibt, ist nicht bekannt. Es sind allerdings so viele, dass sich die Stadt nun aktiv dieses Themas annehmen will. Der Kleinunternehmer Josef Samuel etwa zählte allein auf der Wieden mehr als 100 leerstehende Geschäfte und hielt diese auch bildlich in einem Fotoband fest.

Trostlosigkeit schädigt Umgebung

„Ich fotografiere gerne trieste Sachen, rostige Elemente, rostige Betriebsamkeiten, dadurch will ich ein bisschen aufrütteln, dass die Leute aufmerksam werden“, so Samuel gegenüber „Wien heute“. Leerstehende Geschäfte sind ein Thema, das die Anrainer zusehends betrübt. „Traurig macht mich eigentlich, dass alles, was leer steht, in Richtung Trostlosigkeit geht. Und, dass es die Geschäfte, die daneben sind, eigentlich schädigt“, erklärt Ewald Muzler von der Agenda Wieden.

Josef Samuel, Fotograf

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Unternehmer Josef Samuel fotografiert leerstehende Geschäfte auf der Wieden

Büro als Zwischennutzung im Container

Abhilfe soll nun die Leerstandsagentur „Kreative Räume Wien“ schaffen. Derzeit wird das mobile Forschungslabor in Sankt Marx zum neuen Büro umfunktioniert. „Da kann jeder, der Interesse hat, sowohl Kreative als auch Immobilienbranche, anklopfen und sich informieren. Es wird viel Netzwerke geben. Wir werden schauen, dass wir viele Kooperationen mit anderen Leerstands-Inititativen machen “, so Sonja Schön vom Büro für Leerstandsaktivierung. Es soll etwa mit der Initiative NEST zusammengearbeitet werden - mehr dazu in Leere Immobilien: Neue Agentur vermittelt.

Traurige Stadtansichten als Fotomotiv

Allein im vierten Bezirk stehen 100 Geschäftslokale leer, die ein Kleinunternehmer jetzt abgelichtet hat.

Auch eine Reihe von Veranstaltungen ist geplant. Die Kosten für die Agentur, 450.000 Euro, teilen sich das Finanz-, sowie das Stadtplanungs- und das Kulturressort der Stadt Wien. Vorerst ist das Projekt auf drei Jahre angelegt, die Stadt will die Arbeit begleiten und evaluieren. Als Fördereinrichtung oder Anmieterin wird die neue Serviceagentur nicht fungieren. Betrieben wird die Plattform von einem Konsortium rund um „Soho in Ottakring“ gemeinsam mit dem Ingenieur- und Designbüro Kohlmayr/Lutter/Knapp.

Sonja Schön, Büro für Leerstandsaktivierung

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Sonja Schön arbeitet gerade am Büro im mobilen Forschungslabor St. Marx

Leerstehende Geschäfte werden gezählt

Ab Ende Juni soll das neue Büro der Agentur 20 Stunden pro Woche potentiellen Nutzern und Eigentümern für Fragen zur Verfügung stehen. Auch eine Website, ein Facebook- und ein Instagram-Auftritt sind geplant. „Das ist alles gerade im Werden und wir arbeiten auf Hochtouren daran“, so Astrid Bader von der neuen Leerstandsagentur. Ziel ist es auch, die derzeit ungenauen Zahlen über leerstehende Geschäftslokale in Wien „zu schärfen“.

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