Pilz: Mängel bei Ärztefunkdienst

Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz hat am Mittwoch Bilanz über das Jahr 2015 gezogen und dabei auch Qualitätsmängel beim Ärztefunkdienst konstatiert. Die Ärztekammer bezeichnete die Kritik als „unzumutbar“.

Anlass für die Kritik der Patientenanwältin war ein Fall in Mariahilf, bei dem ein zweieinhalbjähriges Kind verstorben ist - mehr dazu in Totes Kind: Konsequenzen bei Ärztefunkdienst (wien.ORF.at; 12.7.2015). Die Analyse des Falls hat laut Pilz schwere Qualitätsmängel beim Ärztefunkdienst gezeigt, der Ärztefunkdienst soll deshalb in das allgemeine Notfallversorgungssystem integriert werden. „Zukünftig sollten alle Notfall-Dienste über eine zentrale Telefonnummer erreichbar sein“, heißt es im Bilanzbericht.

Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, wies die Kritik von Pilz zurück. In einer Aussendung nannt er es „unzumutbar und auch unverständlich, wenn eine vom Gemeinderat installierte sogenannte ‚Patientenanwältin‘ Pauschalverurteilungen gegenüber einer seit Jahren bewährten Hilfsorganisation in Wien ausspricht“.

10.335 Kontakte im Vorjahr

Laut Bilanz der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft hat es im Jahr 2015 insgesamt 10.335 Kontakte gegeben, davon 2.039 schriftliche Eingaben, 1.363 persönliche Vorsprachen und 6.933 telefonische Anfragen. Von diesen Anliegen wurden 3.179 aktenmäßig erfasst.

Bei den telefonischen Anfragen gab es mehrheitlich Beschwerden zu Behandlungen, dahinter kamen Anfragen zur Patientenverfügung und zu Kosten. Die Patientenanwaltshaft bietet neben der Prüfung von Schadenersatzansprüchen bei möglichen Behandlungsfehlern auch die Chance, nach rechtlicher Beratung kostenlos eine Patientenverfügung zu errichten. 541 Personen haben das im Vorjahr genutzt.

Im Jahr 2015 hat die Patientenanwaltshaft in 340 Fällen Entschädigungen für Patienten erreicht. Ausbezahlt wurden Entschädigungen in der Höhe von 2,26 Millionen Euro.

Ombudsstelle für Gesundheitsakte ELGA

Seit dem Vorjahr betreibt die Wiener Patientenanwaltschaft die Wiener Ombudsstelle für Informationen und Beratungen zur elektronischen Gesundheitsakte ELGA. Mit ELGA wurde vor kurzem auch im AKH, dem größten Krankenhaus Österreichs, gestartet. Vorerst sind Radiologiebefunde und Entlassungspapiere für die Patienten elektronisch verfügbar - mehr dazu in ELGA startet am Wiener AKH (wien.ORF.at; 18.5.2016).

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