Grätzl-Hotels gegen Leerstände

Vielerorts sind Gassenlokale schwer zu vermieten. Nun werden alte Geschäfte, die keine Nachnutzer gefunden haben, in Hotelzimmer umgestaltet. In Wien gibt es bereits drei dieser kleinen „grätzlhotels“.

Besonders Gassenlokale kämpfen mit häufigen Leerständen. Das Problem ist schon lange bekannt, die Urbanauts Hospitality Group versucht nun einen Lösungsansatz. An drei Orten in Wien wurden sogenannte „grätzlhotels“ eröffnet. Die Zimmer sind dabei in Geschäftslokalen auf Straßenniveau untergebracht. Zu finden sind die Hotels am Karmelitermarkt, am Meidlinger Markt und im Karolinenviertel beim Belvedere.

Zimmer spiegeln Vorbesitzer wider

Bei den „grätzlhotels“ werden leerstehende Straßenlokale in Hotelunterkünfte umgewandelt. Dabei gleicht kein Zimmer dem anderen. Das Ziel der Betreiber ist, ein lebendiges Stadtbild mit zu gestalten – nach ihrem Motto „global denken, lokal handeln“. Die Zimmer spiegeln meist die Vorbesitzer wider. Im „grätzlhotel“ am Karmelitermarkt gibt es ein Lampenschirmmacherin-, ein Knopfmacherin- und ein Vogelfängerzimmer.

Die Rezeptionen befinden sich ebenfalls in Geschäftslokalen. Während jenes beim Belvedere in der Zentrale der Urbanauts Hospitality Group zu finden ist, sind jene an den Märkten in Cafes. Das Cafe „zur rezeption“ am Karmelitermarkt befindet sich im Ecklokal eines ehemaligen Lampengeschäfts und soll als Treffpunkt des Viertels dienen. Das „Milchbart“ beim Meidlinger Markt besteht schon länger, dient nun allerdings als erster Anlaufpunkt für Gäste des „grätzlhotels“.

Leerstandsagentur soll Gassenlokale beleben

Auch vonseiten der Stadt Wien soll in Zukunft mehr für leerstehende Geschäftslokale geschehen. Die neue Wiener Leerstandsagentur „Kreative Räume“ will Hausverwalter und Immobilienentwickler mit Künstlern und Start-ups der Kreativwirtschaft vernetzen. Der Betrieb läuft bereits, derzeit wird ein Büro eingerichtet - mehr dazu in Leerstandsagentur nimmt Form an.

Besonders häufig sind Nebengassen von Haupteinkaufsstraßen betroffen. Die alten Läden und Handwerksgeschäfte schließen und für die Gassenlokale werden kaum Nachfolger gefunden. Dass es allerdings auch anders laufen kann, beweist die Kirchengasse im siebenten Bezirk. Dort hat sich eine junge, kreative Szene in den Lokalen angesiedelt, eine Entwicklung, die auch von den „grätzlhotels“ ausgenutzt wird - mehr dazu in Mariahilfer Straße: „Todesstoß und Segen“.