Absurder Alltag: Martin Parr im Kunst Haus

Die kuriosen und absurden Seiten des Alltag fängt Martin Parr mit seiner Kamera ein. Im Kunst Haus gibt es nun die erste Retrospektive in Österreich zu sehen. Das Museum hat Parr außerdem eigens mit einer Wien-Serie beauftragt.

Nicht das Gesicht der Dame am Ball der Wiener Kaffeesieder ist im Bild, stattdessen fokussiert die Kamera auf die zwei Sacherwürstel mit viel Kren, Senf und Semmel, die gerade als Mitternachtseinlage verspeist werden. Im Hintergrund verschwimmt das Dekolleté. Der Fotograf Martin Parr versteht es, im Alltag das Skurrile, Kuriose und Absurde zu finden und auf Film zu bannen. „Es gibt viele Kolleginnen, die es in den Krieg zieht. Ich habe nichts dagegen. mich aber zieht es in den Supermarkt um die Ecke, weil ich die Wirklichkeit dort zeigen möchte“, sagt er von sich selbst.

Das Kunst Haus Wien präsentiert ab 3. Juni die erste Retrospektive des Fotografen in Österreich, die einen umfangreichen Einblick in das Schaffen Parrs verspricht. „A Photographic Journey“ heißt die Schau dementsprechend - die Reise führt durch 13 große Werkkomplexe des Künstlers, von den „Bored Couples“ („Gelangweilte Paare“) aus den Jahren 1990-1993 bis hin zu „Luxury“ aus den Jahren 2007 bis 2011.

Eigener Wien-Zyklus „Cakes and Balls“ beauftragt

Seit 1982 widmet sich der 1952 in Großbritannien geborene Parr der Farbfotografie, Mitte der 1980er-Jahre gelang ihm - im einer Kunstszene, die sich zunehmend auch für Fotografie interessierte - mit einer Serie von britischen Strandurlaubsszenen („Last Resort“) der Durchbruch. Danach widmet er sich immer wieder den unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen und porträtiert diese - meist direkt und schonungslos. Als „schrecklich schöne Bilder“ werden seine Fotos des ungewöhnlich in Szene gesetzten Normalen immer wieder beschrieben.

Ausstellung

„Martin Parr: A Photographic Journey“, 3. Juni bis 2. November Kunst Haus Wien

Für das Kunst Haus Wien hat sich Parr übrigens zweimal in Wien auf die Suche nach Motiven gemacht und ist nicht nur am Wiener Kaffeesiederball fündig geworden. Die Werke der Serie „Cakes and Balls“ sind in der Ausstellung zum ersten Mal zu sehen. Der Fotograf besuchte dafür vor allem klassische und durchaus mit Klischees behaftete Wiener Orte wie den Prater, das Strandbad Gänsehäufel, einen Heurigen, eine Kleingartensiedlung, Kaffeehäuser, Bälle und die Produktionsstätte der Konditorei „Aida“.

Link:

Homepage des Kunst Haus Wien