Heumarkt: Architekten kritisieren Projekt-Stopp

Die „Nachdenkpause“ für die geplante Neugestaltung am Areal des Wiener Eislaufvereins am Heumarkt sorgt für Aufregung. Die überraschende Ablehnung des Projektes ruft bei prominenten Architekten und Experten Kritik hervor.

Vor etwas mehr als zwei Wochen hat Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) den Projekt-Stopp ausgerufen. Den Ausschlag gab die Beurteilung des Fachbeirats für Stadtgestaltung. Diesen stört vor allem der geplante 73 Meter hohe Appartmentturm.

Architekt Martin Kohlbauer hat selbst Erfahrung als Mitglied in Stadtgestaltungsbeiräten und auch als Juror in Wettbewerben. Nachdenken sei zwar prinzipiell sehr gut, allerdings: „Es gibt ein sehr, sehr gutes Projekt, das der Umsetzung harrt. Was den Eislaufplatz betrifft - ob der im Winter ein bisschen mehr zu den Passanten rückt oder nicht, ist ein echtes Luxusproblem.“

„Völlig neue Vorgangsweise“

Elke Delugan-Meissl, ebenfalls international erfolgreiche Architektin und zuletzt Komissärin des Östereichs-Beitrags bei der Architekturbiennale in Venedig hält den Projekt-Stopp für bedenklich. „Nach so einem langen Planungsprozess ist es schon sehr schade, das wieder alles aufzumachen und neu zu diskutieren. Man hat sich für ein Projekt entschieden, es war eine internationale Fachjury tätig und man hat eine Entscheidung getroffen und eine Lösung gefunden, die durchaus machbar ist.“

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Den Fachbeirat stört vor allem die Höhe des Turms

Ähnlich äußert sich auch der anerkannte Architekturexperte Dietmar Steiner. Der Chef des Architekturzentrums spart nicht mit Kritik. „Ich habe meine Bedenken bei der Entscheidung des Fachbeirats - noch dazu, wenn im Fachbeirat Architekten sitzen, die schon bei den vorbereitenden Verfahren mit Entwürfen beteiligt waren. Das ist eine Vorgangsweise, die mir völlig neu ist in dieser Stadt.“

Pläne bis Herbst „optimiert“

Der Fachbeirat kritisiert Höhe und Proportionen des Turms und die Lage der Eisfläche. Der Vorsitzende Architekt Rüdiger Lainer und die Architekten Andras Pallfy und Hemma Fasch wollen bis zum Vorliegen des Endberichts in zwei Wochen keine Stellung nehmen.

Währendessen stimmen Projektbetreiber und Stadt Wien ab, wie das Siegerprojekt des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld „optimiert“ werden kann - bis zum Herbst soll alles stehen, wird betont. Die wie es heißt „optimierten“ Pläne sollen dann öffentlich präsentiert werden.

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