ÖBB-Catering: Do&Co bewirbt sich nicht mehr

Do&Co zieht sich endgültig aus der Bord-Verpflegung in den ÖBB-Zügen zurück. Das gab der Konzern bei seiner Bilanzpressekonferenz bekannt. An einer geplanten Neuausschreibung will man sich nicht beteiligen.

Do&Co betreibt mit der Marke Henry am Zug seit vier Jahren die Verpflegung an Bord der ÖBB - und liegt seit einiger Zeit im Clinch mit den Gewerkschaften wegen der Einhaltung von Arbeitszeitregeln. Henry am Zug hat inzwischen den Auftrag gekündigt, führt ihn aber noch weiter, bis eine Nachfolge gefunden wurde.

„Unter der Gürtellinie diskreditiert“

„Bei einer Neuausschreibung sind wir nicht dabei“, sage Do&Co-Gründer und Firmenchef Attila Dogudan am Dienstag. Henry am Zug sei „unter der Gürtellinie diskreditiert“ und öffentlich schlecht dargestellt worden. Da es nicht so funktioniere wie ursprünglich vereinbart, „ist es besser, wenn wir uns zurückziehen“. Weiter machen würde man nur, „wenn jetzt ein Wunder eintritt und der KV gilt. Aber ich glaube nicht, dass das passiert“.

Mitarbeiter von "Henry am Zug" in einer ÖBB-Garnitur

ÖBB/Philipp Horak

Do&Co zieht sich endgültig aus dem ÖBB-Catering zurück

Do&Co ringt seit Monaten um einen Kollektivvertrag mit den Mitarbeitern - mehr dazu in Do&Co droht Millionenstrafe. Bei der Ausschreibung des Auftrags habe es einen betrieblichen Kollektivvertrag gegeben, der für den Vorgänger galt, so Dogudan am Dienstag. Man habe angenommen, dass dieser weiter gilt, was jedoch nicht der Fall gewesen sei. Und so habe auch die Betriebsvereinbarung juristisch gesehen nicht gegolten.

Diese Formalie habe man nicht beachtet - in der Annahme, dass die Vereinbarungen hält und „es zu einer Lösung kommt“. Das sei wohl der Fehler gewesen, dass man nicht gleich aufgehört habe, da formal im Gesetz klar geregelt sei, dass ohne KV keine Betriebsvereinbarung gilt, so Dogudan am Dienstag.

„Haben falsch agiert“

Insbesondere störte die Arbeitnehmervertreter, dass Ungarinnen und Ungarn zu ungarischen Löhnen in den ÖBB-Zügen einsetzt wurden. Inzwischen seien keine Ungarn mehr an Bord, so Dogudan. Insgesamt „haben wir kapiert, dass es so nicht funktioniert und nehmen zur Kenntnis, dass wir falsch agiert haben“. Da sei es aber besser, „dass wir uns zurückziehen“.

Mit den ÖBB habe es die ganze Zeit gutes Einvernehmen gegeben, betont Dogudan. Geld verdient habe Henry am Zug nur in einem Jahr. Aber die Vereinbarung sei auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgelegt gewesen. Er fühlt sich verpflichtet, eine geordnete Übergabe zu machen, die es „in ein paar Wochen oder Monaten spätestens“ geben soll.

Keine Trauer bei Gewerkschaft über Rückzug

Die Gewerkschaft lässt der Ausstieg von Do&Co bei der Verpflegung in den ÖBB-Zügen nicht in Trauer verfallen. Der Rückzug mache Platz für einen fairen Wettbewerb bei der Neuausschreibung, so ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzender und vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit am Donnerstag in einer Aussendung.

Dass Do&Co nicht einfach die Betriebsvereinbarung der Vorgängerfirma übernehmen konnte, wie das von Dogudan erwartet worden war, hätte eigentlich die Rechtsabteilung des Cateringkonzerns wissen müssen. Außerdem habe man Dogudan mehrmals auf den rechtsfreien Raum bei seiner Tochterfirma Henry am Zug hingewiesen, betonte Hebenstreit.

Weniger Gewinn, mehr Umsatz

Do&Co fuhr im Geschäftsjahr 2015/16 deutlich weniger Gewinn ein als im Vorjahr - insgesamt brach dieser um fast um ein Fünftel ein. Der Grund: Im Vorjahr war der Gewinn durch einen mehr als 11 Mio. Euro schweren Einmaleffekt aus einem Derivatgeschäft besonders hoch. Wenn man nur das operative Geschäft betrachtet, also das Kerngeschäft des Unternehmens, stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr sogar um zwei Prozent auf 55,5 Mio. Euro.

Der Konzernumsatz legte im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende März 2016) um knapp 15 Prozent auf 916,5 Mio. Euro zu. Das Gros entfiel mit 631 Mio. auf das Flugzeug-Catering, der Rest auf Restaurants, Lounges und Hotels und internationales Event-Catering, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Weiter Kücheneröffnungen in USA geplant

Heuer will Do&Co weitere Küchen in den USA eröffnen und ist auch bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich dabei. Außerdem ist man auf der Suche nach Zukäufen. Die Börsianer haben auf die Zahlen am Dienstag kaum reagiert. Die DO&CO-Aktie notierte am Vormittag an der Wiener Börse bei 95,44 Euro, ein Plus von 0,47 Prozent.

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