Analyse: Hälfte Wiens in Stadteigentum

Die Schuld an steigenden Immobilienpreise wird gerne bei ausländischen Spekulanten gesucht. Ein Immobiliendienstleister widerspricht dem nun mit einer Grundbuchanalyse: In Wien gehört sogar die Hälfte der Flächen der Stadt selbst.

Immer mehr Wiener Grundstücke und Wohnungen gehen in den Besitz reicher Ausländer, so laute ein Gerücht, das sich seit Jahren halte, schilderte Roland Schmid, Geschäftsführer von ImmoUnited im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at. Über Monate hinweg sammelte seine Firma nun Daten aus dem Grundbuch und digitalisierte sie - und das Ergebnis überraschte ihn selbst.

„Es gibt 313.000 eingetragene private Eigentümer in Wien, die quer durch die Bank alles besitzen, ob das Weingüter, Wohnungen oder Zinshäuser sind. Und nur drei Prozent der Eigentümeradressen im Grundbuch sind nicht österreichischer Herkunft", so Schmid. Wien werde also definitiv nicht vom Ausland aufgekauft, analysierte Schmid.

Blick über Wien

APA/Herbert Neubauer

97 Prozent der Fläche Wiens sind in heimischem Besitz

Russen auf Platz 27

Rund zehn Prozent der Flächen in Wien gehören jeweils der Kirche und den ÖBB. Auf dem ersten Platz liegt jedoch mit großem Abstand die Stadt selbst: Flächenmäßig besitzt sie die Hälfte Wiens. Die Stadt sorge damit massiv für die Erhaltung und Schaffung von Wohnraum und trage eine große Verantwortung, sagte Schmid.

Die größten Gruppen ausländischer Besitzer sind Deutsche, Schweizer und Amerikaner. Russen sind erst auf Platz 27 zu finden. Ein großes niederländisches Immobilienbüro liegt unter den Top Fünf der Immobilieneigentümer.

Baulandreserven der Stadt aufgebraucht

„Ganz so, dass nur Immobilienspekulanten auf den großen Liegenschaften sitzen und warten, dass der Preis explodiert, ist es offensichtlich nicht“, sagte Schmid im Ö1-Interview. Allerdings werde durchaus mit Preisen gespielt: Denn freie Baulandreserven habe die Stadt nicht mehr, und Parks könne sie wohl kaum bebauen. Das freie Bauland sei also im Besitz von Privaten.

„Die Privatentwickler werden attackiert, weil sie teuer bauen. Aber sie bauen halt teuer, weil die Liegenschaft so teuer ist, auf der sie bauen müssen“, meinte der Immobilienspezialist. Gerade deshalb sei es wichtig, den Immobilienmarkt transparent zu machen, womit er mit seiner Grundbuchdatenbank beitrage. Diese gibt es für ganz Österreich, und die Ergebnisse verkauft ImmoUnited beispielsweise an Immobilienentwicklern.

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