Resetarits besetzt erneut die Arena

Um den Abriss zu verhindern, haben zahlreiche Künstler vor vierzig Jahren den alten Schlachthof in Sankt Marx besetzt. Einer der Besetzer war Willi Resetarits. Am Sonntag kehrt der Musiker für ein Konzert in die heutige Arena zurück.

Für Sänger Willi Resetarits gehört die Arena-Besetzung 1976 zu den wichtigsten Ereignissen seines Lebens. Mehr als drei Monate lang wurde das ehemalige Schlachthof-Gelände ab Juni besetzt. Neben einem Lagerleben gab es Veranstaltungen, Feste, Konzerte und Diskussionen. Die Bevölkerung unterstützte den Protest der Künstler.

Zahlreiche Anrainer versorgten die Besetzer unter anderem mit Kaffee und Kuchen. Schlussendlich wurde das Areal doch geschliffen, um Platz für ein Textilzentrum zu schaffen. Dennoch galt die Besetzung als großer Erfolg, denn ein Teil der Gebäude blieb bestehen - und der Start für eine neue Kulturszene in Wien wurde gesetzt. Für wien.ORF.at erinnert sich Willi Resetarits zurück.

Ernst Molden, Willi Resetarits etc.

Medienmanufaktur

Am Sonntag in der Arena: Molden/Resetarits/Sokya/Wirth & Die Strottern

wien.ORF.at: Wie haben Sie die Besetzung miterlebt? Warum haben Sie mitgemacht?

Willi Resetarits: Ich habe damals mit den „Schmetterlingen“ die Premiere der „Proletenpassion“ bei den Wiener Festwochen in der Arena gespielt - in diesem relativ großen Gelände des aufgelassenen Schlachthofes, vis a vis von der heutigen Arena. Der Schlachthof sollte ja gleich nach den Festwochen abgerissen werden. Da haben wir „Schmetterlinge“ gemeinsam mit etlichen anderen Künstlern, Kulturschaffenden und Architekten etwas dagegen gehabt, weil das Gelände super als Kunstraum geeignet war.

Arena Wien

ORF/ Florian Kobler

Veranstaltungshinweis:

Open Air Konzert von Molden/Resetarits/Soyka/Wirth & Die Strottern, 19. Juni, 18.30 Uhr, Arena Wien

Der alte Schlachthof war viel größer als die heutige Arena, ein Industriegelände mit dörflichem Charakter, mit Plätzen und Straßen. Am Tag der letzten Vorstellung haben wir uns dort mehr oder weniger zufällig eingetroffen. Da hab ich mich zufällig gegen ein Tor gelehnt, das war zufällig offen und dann sind wir hineinspaziert. Nein, ganz so zufällig war das nicht (lacht). Schon während der Zeit der Festwochen haben Architekten ein Gutachten erstellt und auf die Schutzwürdigkeit des Geländes hingewiesen.

Damals wollten wir alle verhindern, dass der Schlachthof abgerissen wird. Das konnten wir nicht verhindern, aber es wurde dann zumindest der Inlands-Schlachthof angeboten. Das war ein Bruchteil dessen, was letzten Endes abgerissen wurde, von der Fläche und den Gebäuden her. Manche wollten sich damit nicht abspeisen lassen, andere sagten, das sei besser als nichts. Früher oder später haben sich alle mit dem Kompromiss angefreundet.

wien.ORF.at: Auch der heutige Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) oder Ostbahn-Kurti-Autor Günter Brödl sollen dabei gewesen sein. Wer war sonst noch unter den Besetzern?

Resetarits: Es waren eh alle da. Wenn damals, vor vierzig Jahren, etwas in Wien los war, sind alle gekommen. Sogar Leonard Cohen ist nach einem Konzert in Wien vorbeigekommen. Die Arena-Besetzung war eine Zeitwende, danach ist alles aufgeblüht, es hat sich eine Szene entwickelt mit Bands und Lokalen. Die Stadtzeitung Falter ist aus der Arena-Besetzung herausgegangen, es gab danach eine breit organisierte Frauenbewegung und so weiter. Das war, weil sich in der Arena alle getroffen und vernetzt haben. Davor war Wien kulturell tot, tot, tot! Es war eine trübe Zeit, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Arena Wien

ORF/ Florian Kobler

Vor der Open-Air-Bühne der Arena ist Platz für rund 3.000 Fans

wien.ORF.at: Wie haben Sie Ernst Molden kennengelernt? Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Resetarits: Ich kenn den Ernstl schon als jungen Mittelschüler. Er hat 1985 für „Die Presse“ ein Interview mit mir als Ostbahn-Kurti gemacht. Später war er einmal als Musiker zu Gast in meiner Sendung „Trost und Rat“ auf Radio Wien. Und nach der Sendung waren wir im Gespräch, und er hat mich gefragt, ob er für mich irgendetwas tun kann.

Und ich hab geantwortet: Schreib mir ein Lied. Dann hat er mir nach längerem Grübeln ein Lied, die Hammerschmidgossn, geschrieben. Das ist dann länger bei mir gelegen, da ich gerade keine neue Platte in Vorbereitung hatte. Also hat der Ernstl das Lied - eh mit mir - für seine Platte aufgenommen, noch weit vor dem Stubnblues.

wien.ORF.at: Was ist es für ein Gefühl, wieder in der Arena aufzutreten?

Resetarits: Ich bin dort schon öfters auf der Bühne gestanden, vor allem als Ostbahn-Kurti, und hatte dort super Konzerte. Es ist ein schöner Ort, da spielt man gerne, die Open-Air-Bühne und der Publikumsbereich sind gelungen. Ich freu mich unbändig, dort wieder spielen zu dürfen.

Es wird am Sonntag die Viererbande auftreten, also Molden, Soyka, Wirth und ich. Wir werden sicherlich auch Einiges vom neuen Album „Schdrom“ spielen, das der Ernstl über den Nationalpark Donau-Auen gemacht hat. Aber wir werden auch bewährtes Material spielen. Dann treten auch die Strottern auf. Und dann werden wir uns gegenseitig fetzen und lieben, also alle gemeinsam musizieren.

Das Interview führte Florian Kobler, wien.ORF.at

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