Minecraft-Matura an Wiener Schule

Das Computerspiel „Minecraft“ ist zum Inhalt der mündlichen Matura in einem Wiener Gymnasium geworden. Lehrer Christian Haschek versucht damit, komplizierte Informatik-Lehrstoffe für seine Schüler zu vereinfachen.

Minecraft ist ein Computerspiel, bei dem man, ähnlich wie beim Legospielen, aus 3D-Blöcken verschiedene Konstruktionen bauen kann. Seit 2009 ist das Spiel am Markt und wurde seither mehr als 100 Millionen Mal von Spielern auf der ganzen Welt erworben.

Christian Haschek, der im BRG 1 Schottenbastei das Fach „Informations- und Kommunikationstechnik“ (IKT) unterrichtet, verwendet dieses Spiel im Unterricht in den achten Klassen. Der 29-Jährige möchte damit seinen Schülerinnen und Schülern das System von elektrischen Schaltungen verdeutlichen, um damit etwa die physikalischen Effekte eines Computers nachzuahmen.

Unterrichts-Programme zu kompliziert

Die Schüler bauten während des Schuljahres im Spiel Minecraft gemeinsam ein Dorf. Jeder Schüler gestaltete dabei sein eigenes Haus auf unterschiedliche Art und Weise. Da es sich bei Minecraft um ein Multiplayer-Spiel handelt, konnte nicht nur Lehrer Haschek, sondern auch jeder Schüler sämtliche Bauten jederzeit online ansehen. Das förderte laut Haschek das Miteinander und den Spaß am Lernen.

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Haschek über Stromleitungen in Minecraft

Per Computerspiel zur Matura

Nun war das Spiel auch Teil der mündlichen Maturaaufgabe im Juni. Aufgabe der Schüler war es, Stromleitungen anhand der Minecraft-Blöcke zu bauen - und diese Konstruktion dann der Prüfungskommission zu präsentieren.

Auf die Idee, sich das beliebte Spiel „Minecraft“ zu Hilfe zu nehmen, kam der junge Lehrer, weil ihm die herkömmlich verwendeten Unterrichtsprogramme zu kompliziert erschienen. Diese seien oft für Firmen gedacht, die Schaltungen bauen, und wären nicht wirklich dafür geeignet, um die Jugendlichen die Schaltalgebra zu lehren, sagt Haschek.

Christian Haschek, Informatiklehrer Schottenbastei

Christian Haschek

Lehrer Christian Haschek programmierte ein eigenes Benotungssystem

XPs statt Noten

Haschek sorgte bereits in der Vergangenheit mit neuen Ideen für Aufsehen - etwa mit einem neuen Benotungssystem. Bei diesem werden Schülerinnen und Schüler nicht mit herkömmlichen Noten von 1 bis 5 benotet, sondern stattdessen mit Erfahrungspunkten, sogenannten XPs.

Bei Computer-Rollenspielen ist die Erfahrung ein wichtiger Faktor. Die Spieler werden daher mit Erfahrungspunkten (experience points, XPs) gemessen. Umgemünzt auf Hascheks Benotungssystem heißt das: Jeder Schüler steht zu Beginn des Schuljahres auf der Note 5. Durch Mitarbeit, das Erbringen der Hausübungen und positiv absolvierter Tests können XPs erlangt werden. Dadurch können sich die Schüler auf das nächste Level, also auf ein Genügend verbessern, dann auf ein Befriedigend und so weiter. Viele Schüler kennen dieses System bereits aus den Computerspielen, die sie privat spielen.

Wiener Idee macht Schule

Das Benotungssystem der XPs und die dazugehörige Software, die von Christian Haschek programmiert wurde, werden bereits von 346 Schulen aus 14 Ländern verwendet. Vielleicht macht ja auch bald seine Idee der Minecraft-Matura Schule.

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