Weniger Gewalt dank Streetwork

Streetworker sollen Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen davon abhalten, straffällig zu werden. Wie erfolgreich sie dabei sind, ist nun in einer großangelegten wissenschaftlichen Studie erhoben worden - mit überraschenden Ergebnissen.

Sie sind dort unterwegs, wo Probleme entstehen - die mobilen Jugendarbeiter, auch Streetworker genannt. Was ihr Tun in Parks, auf Spielplätzen und in Einkaufszentren bewirkt, war bisher wenig bekannt. Nun hat das Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie (IRKS) in einem zweijährigen intensiven Forschungsprogramm genau das untersucht.

Polizeiliche Daten analysiert

Die Studie habe ein sehr anspruchsvolles Forschungsdesign mit fünf verschiedenen Methoden gehabt, so die Projektleiterin der Studie, Hemma Mayrhofer, gegenüber Radio Wien. Gegenwärtige und ehemalige Nutzer der Einrichtungen mobiler Jugendarbeit wurden mittels Fragebögen sowie lebensgeschichtlichen Interviews über ihre Erfahrungen mit Streetworkern befragt. Projekte wurden langfristig beobachtet, die Vernetzung mit staatlichen Institutionen wurde analysiert und polizeiliche Daten wurden erhoben.

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Wo Jugendarbeiter aktiv sind, gibt es weniger Körperverletzungsdelikte

Integrative Vorbildwirkung

Dieses komplexe Forschungsdesign habe zu besonders aussagekräftigen Ergebnissen geführt, die den positiven Effekt der mobilen Jugendarbeit bestärken, so Mayrhofer. Die Sozialarbeiter erfüllen laut Studie eine Vorbildwirkung. Jugendliche, die zu ihnen Kontakt haben, bauen rassistische, sexistische und homophobe Vorurteile ab, entwickeln Toleranz und können besser mit Konflikten umgehen. Je länger die Jugendlichen in Kontakt mit Streetworkern sind, umso stärker sei der Effekt.

„Vor allem im städtischen Bereich ist das ein wichtiger Beitrag zur Integration, den Jugendlichen einen positiven Kontaktpunkt zur österreichischen Gesellschaft zu erschließen“, sagt die Projektleiterin der Studie. Denn viele Nutzer und Nutzerinnen mobiler sozialer Einrichtungen sind Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Ergebnisse zur Jugendkriminalität

Diese positive Wirkung hat einen deutlichen Effekt auf die Jugendkriminalität - sie geht dort, wo Streetworker anwesend sind, signifikant zurück. Das ergeben Untersuchungen des Sicherheitsmonitors der Polizei über die letzten zehn Jahre. In dieser Zeit wurden rund 5.000 Delikte mit 7.000 Tatverdächtigen verzeichnet. Bei den meisten davon handelt es sich um Körperverletzung, Sachbeschädigung und Suchtmitteldelikte.

Die Aufzeichnungen zeigen, dass an Orten, wo Jugendarbeiter anwesend sind - in Parks, Gemeindebauten, einzelnen Straßenzügen -, Körperverletzungsdelikte mit tatverdächtigen Jugendlichen um 15 bis 20 Prozent zurückgehen. „Das war für uns auch überraschend, dass das Ergebnis so signifikant ist“, sagt die Studienleiterin.

Sinn der Studie

Diese Ergebnisse sind für soziale Einrichtungen erfreulich, sie setzen aber auch unter Druck, denn Fördergeldgeber wollen immer mehr Ergebnisse sehen. „Einrichtungen mobiler Jugendarbeit stehen zunehmend vor der Notwendigkeit, die Wirkungen ihrer Arbeit wissenschaftlich gegenüber den sie finanzierenden Stellen nachzuweisen. Das bringt Bereiche in Bedrängnis, deren Wirkungen schwer empirisch zu erfassen sind“, so Mayrhofer kritisch.

Unterstützt wurde die Studie vom österreichischen Förderungsprogramm für Sicherheitsforschung, KIRAS.

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