Datendiebstahl an Bankomaten nimmt zu

„Karten-Skimmer“ können Daten lesen, um illegale Buchungen zu tätigen. Laut Polizei steigt die Zahl der „Skimming“-Fälle in Wien. Betroffene bemerken den Diebstahl oft erst beim Blick auf den Kontoauszug.

Derzeit kursiert im Internet ein Video von einem amerikanischen Touristen, der am Stephansplatz eine für ihn erschreckende Entdeckung machte. Er fand Klebstoffreste am Aufsatz des Kartenschlitzes eines Geldautomaten, also rüttelte er daran und nahm ihn ab. Darunter kam ein weiterer Aufsatz zum Vorschein. Der Aufsatz in der Hand des Touristen barg auf der Rückseite ein dünnes Kabel und einen kleinen Chip. Es handelte sich um einen „Karten-Skimmer“, der wie ein gewöhnlicher Bankomatkartenschlitz aussah.

gefälschter Aufsatz

LPD Wien

Der gefälschte Aufsatz ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen

„Karten-Skimming“ ist eine ausgeklügelte Technik, um unbemerkt Kontoinformationen auf den Magnetstreifen von Bankomat- und Kreditkarten und deren PIN-Codes auszuspähen. Damit können die Karten „geklont“ und zur Abbuchung verwendet werden. Betroffene bemerken den Diebstahl oft erst beim Blick auf den Kontoauszug oder die monatliche Kreditkartenrechnung. Der Straftatbestand gilt erst seit Anfang des Jahres als klar definiert - mehr dazu in Neues Jahr, neues Strafrecht.

„Skimming“-Fälle häufen sich

Die Täter arbeiten laut Wiener Polizei oft hochprofessionell und arbeitsteilig, mit Hintermännern in Südamerika und Südostasien. Sie stellen täuschend echte Nachbildungen von Kartenschlitzen und Ziffernpaneelen her, die auf den ersten Blick nicht als Fälschungen zu erkennen sind und dabei unbemerkt Daten sammeln.

Nach stetigem Rückgang von „Karten-Skimming“ kam es in jüngster Zeit wieder zu vielen neuen Betrugsfällen dieser Art. Allein in Wien wurden seit Anfang des Jahres schon 27 Anzeigen registriert. Zum Vergleich, im gesamten vergangenen Jahr waren es 33. Das Phänomen tauchte erstmals 2011 auf, mit einem Höhepunkt von 86 Anzeigen im Jahr 2012. Danach sank die Zahl Jahr für Jahr, bis jetzt.

Bankomat-Tastatur

LPD Wien

Auch diese illegalen Nachbauten wurden von der Polizei sichergestellt

Wie kann man sich schützen?

Die technisch und handwerklich äußerst versierten Nachbauten sind für Laien nur schwer zu erkennen. Ziffernpaneele und Kartenschlitze werden originalgetreu nachgebaut und unauffällig am Geldautomaten platziert. Nur wer sich der Möglichkeiten der Manipulationen bewusst ist und bei jeder Geldbehebung darauf achtet, kann sie rechtzeitig bemerken.

Allerdings sollen laut Angaben der Polizei die Schadenssummen trotz einer Häufung der Fälle gesunken sein. In den vergangenen Jahren lagen sie noch bei einigen hunderttausend Euro, nun können - wenn überhaupt - nur noch ein paar hundert Euro gestohlen werden. Grund dafür ist die im Dezember 2015 eingeführte GeoControl-Funktion von Bankkonten, aufgrund derer alle Bankomat- und Kreditkarten für die Geldbehebung im Ausland gesperrt sind. Es sei denn man lässt sie von seiner Bank entsperren.

Manipulation sofort melden

Sollte es dennoch zum Datendiebstahl kommen, haftet in den meisten Fällen entweder die Bank oder die Betreiberfirma des Geldautomaten für die gestohlene Summe. Einzelheiten sollten allerdings mit der Bank persönlich geklärt werden.

Wer an einem Geldautomaten eine Manipulation vermutet, sollte unverzüglich die Polizei verständigen. Am besten über den Notruf, rät die Landespolizeidirektion Wien. Es ist wichtig, den Automaten danach nicht zu berühren, um der Vernichtung von Spuren wie beispielsweise Fingerabdrücken vorzubeugen. Bemerkt man die Manipulation erst nach der Geldbehebung, sollte die Karte sofort gesperrt werden.

Theresa Loibl, wien.ORF.at

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