Urlaubshotel: Pflegebedürftige als Zielgruppe

Die Caritas startet mit einem neuen Pilotprojekt: In einem Wiener Hotel können Pflegebedürftige aber auch pflegende Angehörige künftig sorgenfrei Urlaub machen. Geboten werden barrierefreie Zimmer und Pflegepersonal.

Viele Österreicher würden gerne Urlaub fahren, können aber nicht: Im Vorjahr sind 1,76 Millionen der Über-15-Jährigen zu Hause geblieben. Davon hätten 34,3 Prozent aus „gesundheitlichen Gründen oder eingeschränkter Mobilität“ bzw. familiären Gründen keine Reise unternommen, zitierte Caritas-Generalsekretärs Klaus Schwertner am Dienstag aus einer Erhebung der Statistik Austria. „Wir sehen, dass es viele Menschen in Österreich gibt, die gerne auf Urlaub fahren wollen, aber nicht können.“

Tapetenwechsel und Service

Dem will die Hilfsorganisation mit dem neuen Reise-Angebot nun entgegen wirken. Pflegebedürftigen, aber auch Pflegenden soll dabei Entlastung und ein Tapetenwechsel geboten werden. Die beiden Unterkünfte, das Hotel „magdas“ beim Wiener Prater und die Frühstückspension „OBENauf“ in Unternalb bei Retz, sind mit barrierenfreien Zimmern ausgestattet, Unterstützung gibt es von den Pflege-Mitarbeitern der Caritas. Das Service richtet sich konkret an jene Menschen, die einen leichten bis mittleren Pflegebedarf haben.

Magdas Hotel Eröffnung

APA/Herbert Neubauer

Zimmer im Caritas-Hotel „magdas“ im Wiener Prater

Hilfe bei Körperpflege und Medikamenten

„Die Hauskrankenpflegerin bietet dem pflegebedürftigen Gast Hilfestellung bei der Körperpflege und beim Duschen, unterstützt beim An- und Auskleiden und sorgt für den Transfer vom Bett in den Rollstuhl“, umriss Pflegeleiterin Ilse Frisch das Angebotsspektrum. Mit ärztlicher Anordnung werden außerdem medizinische Leistungen wie Verbandswechsel, Injektionen oder Medikamentengabe übernommen.

Zusätzlich können Angehörige, die einmal etwas alleine unternehmen wollen, entlastet werden, da die Helferin beim Pflegebedürftigen im Hotel bleiben kann. Die Organisation der Reise sei „im Grunde recht einfach“, versprach Frisch. Das Zimmer wird wie bei jedem anderen Urlaubsaufenthalt auch gebucht.

Wichtig sei einzig, dass mindestens drei Wochen vor Beginn in Wien mit der Caritas-Einrichtung Pflege Zuhause am Tabor bzw. in Unternalb mit der entsprechenden Einrichtung in Retz Kontakt aufgenommen wird. Was die Kosten betrifft: Der Zimmerpreis ist derselbe wie für Menschen ohne Hilfsbedarf. Die Leistungen für Betreuung und Pflege werden zusätzlich im Rahmen eines branchenüblichen Privatstundensatzes beglichen, erklärte Frisch.

Förderung für „Ersatzpflege“

Im Pressegespräch wurde dabei darauf hingewiesen, dass es eine bundesweite Förderung für „Ersatzpflege“ gibt - denn die reguläre Förderung ist auf das Wohnsitz-Bundesland beschränkt. Die „Ersatzpflege“-Unterstützung, für die die Landesstellen des Sozialministeriumservices zuständig sind, kann maximal vier Wochen im Jahr in Anspruch genommen werden. Je nach Pflegestufe beträgt sie von 1.200 bis 2.200 Euro.

Ziel des Projekts ist, auch die Konkurrenz zu überzeugen, dass ein solches Angebot umsetzbar ist. „Wir wollen in Tourismusbetriebe hineinwirken und zeigen, wie leicht es möglich ist, Dinge zu organisieren“, so Schwertner. Und auch für die Caritas ist ein Ausbau vorstellbar: „Wenn das Pilotprojekt gut läuft, sind wir überzeugt, weitere Kooperationen mit Hotels mit barrierefreien Zimmern eingehen zu wollen.“

Links: