Grüne fordern Alternative zu VOR-Tarif

Am 6. Juli tritt ein neues Tarifsystem im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) in Kraft. Für viele, die zwischen Wien und dem Umland öffentlich unterwegs sind, wird es empfindlich teurer. Kritik kommt von den Grünen. Sie legen ein alternatives Tarifsystem vor.

„Nicht nachvollziehbar, intransparent und teurer“ - so nannten die Grünen Verkehrssprecher Wiens, des Burgenlands und Niederösterreichs - Rüdiger Maresch, Regina Petrik, Amrita Enzinger - sowie der Verkehrssprecher der Grünen im Nationalrat, Georg Willi, am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die Tarifreform.

Grafik Tarife VOR

ORF

Massive Preiserhöhungen gibt es für Pendler auf der Strecke Mödling-Meidling

Im neuen System gibt es keine Zonen und Streifenkarten mehr, sondern einheitliche Tarife für die gesamte Ostregion Wien-Niederösterreich-Burgenland. Der Preis richte sich künftig statt nach Zonen nach der genauen Strecke und Entfernung und sei daher gerechter, so VOR-Geschäftsführer Thomas Bohrn - mehr dazu in VOR-Tarifreform: Ende der Streifenkarten.

„Flatrate nach Wiener Vorbild“

Die Tarifreform sei eine vertane Chance, sind sich die Grünen-Verkehrssprecher einig. Die Motivation, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, sei nicht gegeben - im Gegenteil. Sie befürchten, dass wieder mehr Pendler mit dem Auto fahren- vor allem, wenn sie nach Wien unterwegs sind. Die Flut an Beschwerdemails steige an, hieß es weiter - mehr dazu in noe.ORF.at.

Die Grünen forderten daher ein völlig anderes als das vorgestellte Tarisystem: eine Flatrate von 365 Euro für die gesamte Ostregion nach dem Vorbild der Jahreskarte der Wiener Linien und dem TOP-Jugendticket in der Ostregion. Die Kosten dafür veranschlagen sie mit 80 bis 90 Mio. Euro: Eine Summe, die sich vor dem Hintergrund der zu erreichenden Pariser Klimaziele rechne und im Vergleich zu den Ausgaben im Straßenausbau gering sei.

„Bringt genau null Pendler auf den Zug“

„Diese Reform bringt genau null Pendler und Pendlerinnen auf den Zug“, kritisierte Rüdiger Maresch, Verkehrssprecher der Wiener Grünen. Es sei komplizierter geworden. Die Reform gehöre daher repariert - „und zwar relativ bald“.

Täglich pendeln bereits rund 365.000 Autofahrer nach Wien. 75 Prozent kommen laut Maresch aus dem sogenannten Speckgürtel. Ein Drittel der in Wien parkenden Autos hätten keine Wiener Kennzeichen, beklagt der Grüne Verkehrssprecher. Das sei ein Problem für die Stadt.

Gleicher Preis in der Stadt

Wer künftig günstiger fährt, kann die alte Jahreskarte ohne Gebühr vorzeitig kündigen und zum 6. Juli eine neue kaufen. Wer mit dem neuen Tarif mehr zahlen muss als bisher, kann mit der alten Karte bis zum Ablauf ihrer Gültigkeit weiterfahren. Wer ohnehin nur in der Kernzone Wien unterwegs ist, bleibt von der neuen Preisgestaltung unberührt.

Wo es teurer wird

Die Grünen führten einige Beispiele an, wo es zu Verteuerungen kommt: Eine Jahreskarte Eisenstadt - Wien kostet künftig 1.435 statt bisher 1.386 Euro, eine Jahreskarte Tulln - Spittelau 1.031 statt 860 Euro. Eine Einzelfahrkarte Leobendorf - Wien 21./20. Bezirk kommt künftig auf 5,50 statt bisher 2,20 Euro.

Insgesamt sei das Modell eben nicht „einfach, fair und transparent“, wie es der VOR bewirbt, sondern undurchsichtig, lautet die Kritik. Experte Walter Kühner habe zudem Absurditäten entdeckt, so die Grünen. So könne es bei derselben Strecke zu Preisunterschieden von bis zu 20 Prozent kommen - je nachdem, in welcher Reihenfolge dieselben Zwischenziele eingegeben werden würden. Diese „Summe der Ungleichbehandlung“ werfe Fragen nach der Verfassungskonformität ds neuen Tarifmodells auf.

VOR weist Kritik zurück

Der Preis ergebe sich nicht mehr starr aus durchfahrenen Zonen, sondern berechne sich nach dem tatsächlichen Angebot und orientiere sich dabei an den Gemeindegrenzen, so VOR in einer Stellungnahme. Im alten System hätte es einige Ausnahmeregelungen und Überlappungsbereiche gegeben, die nun wegfielen.

Einzelne Verbindungen seien daher tatsächlich teurer geworden. Ihnen stünden allerdings andere Strecken gegenüber, die nun günstiger werden: etwa Perchtoldsdorf – Wien, Klosterneuburg – Wien, Purkersdorf – Wien und Gerasdorf – Wien.

Flatrate „schwer argumentierbar“

Auch den Vorwurf der Intransparanz und Umständlichkeit lässt VOR nicht gelten: „Künftig geben Fahrgäste einfach Start und Ziel ein und bekommen den entsprechenden Tarif samt Geltungsbereich. Noch einfacher ist schwer möglich.“ Eine 365-Euro-Jahreskarte für die gesamte Ostregion, wie von den Grünen gefordert, ist für VOR außerdem „nur schwer argumentierbar in einer dermaßen großen Mobilitätsregion“.

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