Kupferstiche ins rechte Licht gerückt

Es sind Meisterwerke, die nur bei wenig Licht zur Geltung kommen: Ab Donnerstag zeigt die Akademie der bildenden Künste in einem abgedunkelten Raum „Altbekanntes & Unerkanntes“ aus ihrem Kupferstichkabinett.

Ein wenig fühlt man sich an frühere Zeiten der Albertina erinnert: In einem abgedunkelten Korridor ihrer Gemäldegalerie zeigt die Akademie der bildenden Künste Highlights aus ihrem Kupferstichkabinett.

Gedimmtes Licht, besondere Stimmung

Aus einem Bestand von fast 40.000 Zeichnungen wurden 36 Werke ausgewählt, mit denen die „Kunst der Zeichnung vom 15. bis zum 18. Jahrhundert“ gezeigt werden soll. „Unser Anliegen war es vor allem, das Kupferstichkabinett wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken“, sagte die neue Direktorin Julia M. Nauhaus. Dieses Licht ist ziemlich gedimmt: Die Ausstellungsstücke vertragen nur 50 Lux.

Schwierige Auswahl von Zeichnungen

„Ich gebe zu, die Idee, Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett zu zeigen, ist nicht besonders originell“, meinte Nauhaus, die seit 1. April nicht nur das Kupferstichkabinett, sondern auch die Gemäldegalerie leitet. Deswegen habe man versucht, „Altbekanntes & Unerkanntes“ zu mischen. „Sie können sich vorstellen, wie schwierig die Auswahl war“, stöhnte die Direktorin, die der Schau ab Jänner 2017 einen Teil zwei mit Zeichnungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert folgen lässt.

Ausstellungshinweis:

„Altbekanntes & Unerkanntes. Kunst der Zeichnung vom 15. bis zum 18. Jahrhundert“, 30. Juni bis 9. Oktober, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3

Die von Nauhaus mit Kurator Rene Schober getroffene Auswahl versucht, eine möglichst große Bandbreite an Techniken und Motiven abzubilden - griechische Mythologie und christliche Ikonografie, Landschafts- und Tierdarstellungen, Porträts, Aktstudien und Bühnenbildentwürfe. Den Anfang machen aber Architekturzeichnungen, nämlich zwei von Laurenz Spenning um 1465 angefertigte gotische Baurisse des Stephansdoms, Teil der „Memory of the World“-Liste der UNESCO.

Werke von Dürer, Altdorfer und Rembrandt

Weitere Höhepunkte bieten etwa eine der frühesten Porträtzeichnungen von Albrecht Dürer, Landschaften von Albrecht Altdorfer und Rembrandt, drei Aktstudien und eine Federzeichnung des österreichischen Barockmalers Paul Troger, der um 1724 einen Esel aus drei verschiedenen Blickwinkeln zeichnete. Mit rund 100.000 Druckgrafiken, 20.000 Fotografien und fast 40.000 Zeichnungen gilt das Kupferstichkabinett als zweitbedeutendste grafische Sammlung Österreichs nach der Albertina.

Mit einer Ausstellung des kroatischen Künstlers Ivica Capan, der sich ab 6. Juli mit dem in der Gemäldegalerie ausgestellten Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch beschäftigt, einer Ausstellung von fünf Gemälden der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein ab 11. Juli und einem Vortrag des deutschen Kunsthistorikers Nils Büttner am 9. August, exakt 500 Jahre nach der Totenmesse von Hieronymus Bosch, sei im Sommer „ganz schön viel los in der Gemäldegalerie“, sagte Nauhaus.

Sanierung am Schillerplatz startet 2017

Das gilt auch für den Sommer 2017, wenngleich im anderen Sinn: Dann sollen die Bauarbeiter in die Akademie einziehen. Bis 2020 soll das Gebäude am Schillerplatz renoviert werden. Dann wird für das Kupferstichkabinett nach wechselvollen Zeiten ein neues Kapitel aufgeschlagen - mit Studiensaal und Depot.

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