Belvedere zeigt einstige Skandalgemälde

Eine Würgeschlange um eine nackte Frau – das ist das Motiv des Gemäldes „Die Sünde“. Nicht nur mit diesem sorgte Franz von Stuck Ende des 19. Jahrhunderts für Wirbel. Eine Ausstellung im Belvedere zeichnet nun seinen Weg nach.

Einen „wahnsinnigen Wirbel“ löste der Deutsche laut Belvedere-Kurator Alexander Klee bereits als junger Kunststudent aus. Stein des Anstoßes war seine provokative Motivwahl und ebensolche Umsetzung in harten Hell-Dunkel-Kontrasten. Deutlich wird dieser im Gemälde „Die Sünde“ aus 1893, aber etwa auch im Großformat „Luzifer“ von 1890/91.

Großer Einfluss auf Wiener Künstler

Die neue Ausstellung „Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien“ im Unteren Belvedere zeichnet nun seinen Weg „vom jungen Stürmer zum großen Vorbild“ unter anderem der Wiener Secessionisten nach. Laut Direktorin Agnes Husslein-Arco schließt die Ausstellung „eine Lücke, indem sie das Fin de Siecle in Wien aus einem ganz neuen Blickwinkel präsentiert“, wie sie am Donnerstag bei der Presseführung sagte.

So greife man Bezüge auf, die in München ihren Anfang genommen und die Entstehung sowie die Entwicklung der Wiener Secession „maßgeblich vorbereitet und begleitet haben“, so Husslein-Arco. Schließlich war der 1863 geborene Maler schon 1892 mit einer umfassenden monografischen Ausstellung im Wiener Künstlerhaus zu Gast, der Wiener Verlag Gerlach & Schenk verlegte 1882 seine Mappe „Allegorien und Embleme“ und 1886 „Karten & Vignetten“.

Schiele bat Stuck um Starthilfe

Bisher habe Stucks Einfluss auf Wien lediglich in wenigen Essays Berücksichtigung gefunden, so Kurator Klee. Das überrasche angesichts seiner starken Präsenz in Wien. Sein Einfluss wird etwa in jenem Brief deutlich, der in der Ausstellung neben einem Gemälde Egon Schieles zu sehen ist: In ihm bittet im Jahr 1908 der junge Schiele den damals so bekannten Stuck in ausgewiesener Höflichkeit um Starthilfe in seine Künstlerkarriere. Auch Zeitgenossen wie Hugo von Hofmannsthal und Hermann Bahr priesen den Künstler Stuck damals in Artikeln.

Seinen direkten Einfluss auf andere Künstler demonstriert man im Unteren Belvedere etwa anhand des düsteren Gemäldes „Abendlandschaft“, das sich in Werken von Carl Moll, Rudolf Jettmar und Adolf Hölzl widerspiegelt. Maßstäbe setzte auch seine „stringente Gestaltung des Erscheinungsbildes“ der 1892 gegründeten Münchner Secession, die als Vorbild für die 1897 gegründete Wiener Secession gilt, wie Klee ausführte.

Ausstellungshinweis:

„Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien“ im Unteren Belvedere, 1. Juli bis 9. Oktober 2016.

Fotos als Vorlage

Die umfangreiche Schau führt den Besucher vorbei an mythologischen Motiven (in mehreren Versionen) wie die „Kämpfenden Faune“ (1889), die „Trunkene Kentaurin“ (1892) und dem mit Gold hinterlegten Holzgemälde „Orpheus und die Tiere"(1891).

Den Einfluss der Fotografie und ihre Rolle als Vorlage machen Gegenüberstellungen zwischen Fotos aus dem Atelier und fertigen Bildern (wie etwa bei "Bacchusknabe auf einem Panther reitend“ und „Knabe mit Trauben“) deutlich. Skizzen und Skulpturen werden ebenso gegenübergestellt, etwa bei Zierpokalen und den „Ringenden Faunen“. „Er hat Markenzeichen gesetzt“, will Klee in dieser umfangreichen Schau verdeutlichen. Tatsächlich kommt einem vieles bekannt vor. Nun weiß man auch, warum.

Link: