„Deckname Holec“: Film um Zilk-Affäre startet

Kurz nach dem Tod des Wiener Ex-Bürgermeisters Helmut Zilk tauchten Dokumente auf, wonach dieser für den tschechoslowakischen Geheimdienst spioniert haben soll. Die Causa ist jetzt Basis für den Film „Deckname Holec“.

Als das Nachrichtenmagazin „Profil“ 2009 die Dokumente veröffentlichte, die Verbindungen zwischen Zilk und dem Geheimdienst aufzeigten, war der Skandal groß: Die Vorwürfe waren zwar bekannt, die konkreten Dokumente aber neu. Unter dem Decknamen „Holec“ soll Zilk beim tschechoslowakischen Geheimdienst geführt worden sein. Die Spionagecausa steht zusammen mit dem Prager Frühling im Jahr 1968 im Mittelpunkt des neuen Films von Regisseur Franz Novotny.

Veranstaltungshinweis

Premiere im Rahmen von „Kino wie noch nie“ am 25. Juli 2016, 21:30 Uhr, Augarten, 1020 Wien
Offizieller Kinostart: 29. Juli

„Da Zilk ja selbst nicht mehr mitspielen konnte, waren wir gezwungen, das mit Schauspielern zu machen und eine vollkommen frei erfundene Geschichte zu machen, die aber natürlich historische Wurzeln hat“, so Novotny im „Wien heute“-Interview. Denn es gebe Recherchen von großen Tages- und Wochenzeitungen, die beweisen, dass es eine Verbindung zwischen Zilk und den Geheimdiensten gab. „Wir haben das gedeutet“, meinte Novotny. Die Dreharbeiten fanden von September bis November 2014 statt, gedreht wurde in Wien, Niederösterreich und Prag.

Deckname Holec Zilk Film

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Der Film spielt vor der Kulisse des Prager Frühlings im Jahr 1968

„Habe mich nie bemüht, Skandale zu machen“

Novotny zählt zu den bedeutendsten Vertretern des österreichischen Avantgardefilms der 1960er- und 1970er-Jahre. Für Aufregung sorgte er schon einmal - etwa im Jahr 1990 als in seinem Film „Die Spitzen der Gesellschaft“ zwei Schlachtpferde vor laufender Kamera getötet wurden.

Er habe sich zeitlebens allerdings nie bemüht, Skandale zu machen: „Die sind eher passiert, weil andere einen draus gemacht haben“, so Novotny. „Man macht dann etwas Richtiges und Wahrhaftiges, das ein Skandal werden kann, wenn man den Finger in eine offene Wunde legt - ob sie nun klein oder groß ist, bleibt anheim gestellt.“

Deckname Holec Zilk Film

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Regisseur Franz Novotny legt es mit seinem Film auf keinen Skandal an

Annäherung an „Genuss- und Machtmenschen“ Zilk

Helmut Zilk wird im „Decknamen Holec“ von Johannes Zeiler gespielt. Er könne nicht abschätzen, ob der Film ein Skandal werden, so Zeiler im Interview: „Abgesehen davon, dass ein Skandal natürlich immer gut ist, habe ich nicht das Gefühl, dass das Drehbuch oder der Regisseur darauf aus sind.“ Zeiler hat bis jetzt unter anderem „Faust“ in der Verfilmung von Alexander Sokurov verkörpert, außerdem steht er für die ORF-„Cop Stories“ in einer Hauptrolle vor der Kamera.

Helmut Zilk habe er persönlich nicht gekannt, aber „natürlich aus Film und Fernsehen“: „Ich wusste natürlich auch, wie sehr diese Figur in den Köpfen und den Erinnerungen der Menschen vor allem in Wien ist.“ Er habe sich zwar im Vorfeld viele Aufnahmen angesehen, sich aber bald gegen die Nachahmung der „polternden, tief brummelnden, sonoren aber doch nasalen Stimme“ entschieden. Stattdessen wollte er dem Hedonisten, Genuss- und Machtmenschen Zilk nahe kommen.

Deckname Holec: Film über Helmut Zilk

Die Spionagecausa um Helmut Zilk steht neben dem Prager Frühling im Jahr 1968 im Mittelpunkt des Films von Regisseur Franz Novotny.

Dagmar Koller lobte Projekt

Dagmar Koller, die mit Zilk vom Jahr 1978 bis zu seinem Tod im Jahr 2008 verheiratet war, hat vorab bereits einen Blick auf den Film geworfen - laut Novotny noch bevor sie wie geplant eingeladen werden konnte. „Nach der Vorführung des Films hat sie gemeint, es hat ihr sehr gut gefallen. Ob sie mir etwas vorgeheuchelt hat, weiß ich nicht - aber wenn, hat sie sehr glaubhaft gespielt“, erzählte Novotny.

Botschaften will Novotny mit seinem Film übrigens nicht verbreiten: „Der Film wirkt an sich über sich selbst hinaus und hat nicht die Aufgabe eine große Botschaft ‚Bitte werdet’s keine Spione‘ darzustellen oder zu definieren. Er wirkt für sich allein.“

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