Belvedere: Bogner wird Geschäftsführer

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat Dieter Bogner zum interimistischen kaufmännischen Geschäftsführer der Österreichischen Galerie Belvedere ernannt. Die neue Geschäftsführung soll noch im Juli feststehen.

„Ich freue mich, dass mit Dieter Bogner ein renommierter Museumsexperte mit fundierter betriebswirtschaftlicher Erfahrung ab sofort die Verantwortung im kaufmännischen Bereich in der Österreichischen Galerie Belvedere übernehmen wird“, so Drozda am Montagvormittag in einer Aussendung.

Dieter Bogner

APA/Barbara Gindl

Dieter Bogner

Drozda hatte in der Vorwoche eine interimistische Besetzung angekündigt, davor war bekannt geworden, dass Agnes Husslein-Arco bis Jahresende als Direktorin im Amt bleibt.

Husslein-Arco hatte das Vorliegen von Compliance-Verstößen eingestanden und sich von sich aus verpflichtet, den entstandenen materiellen Schaden unverzüglich zu ersetzen - mehr dazu in Husslein bleibt Belvedere-Direktorin.

Arbeit an „Stabilisierung“

Laut Kulturminister Drozda soll „unmittelbar in der Geschäftsführung des Belvedere ein gemeinsames 4-Augen-Prinzip umgesetzt“ werden. Bogner soll „mit seinem starken wirtschaftlichen Background und durch seine jahrzehntelange Erfahrung in der österreichischen und internationalen Kunst- und Museumsszene einen wichtigen Beitrag zur organisatorischen Neuaufstellung im Belvedere leisten“.

Bogner, der die kaufmännische Geschäftsführung ab Montag übernimmt, will „den Übergang bis zur Bestellung der neuen Doppelspitze im Belvedere vorbereiten“. „Gemeinsam mit allen Involvierten werde ich nun an der Stabilisierung eines der wichtigsten und größten Museen Österreichs arbeiten“, kündigte er in der Aussendung an. Die Entscheidung über die neue Belvedere-Geschäftsführung soll noch im Juli erfolgen.

Agnes Husslein-Arco hat sich über die Berufung von Bogner erfreut gezeigt: „Bogner ist ein erfahrener Experte im Kunstbereich, den ich als Person sehr schätze und dem die bestmögliche Positionierung unseres Museums ein ebenso großes Anliegen ist, wie mir.“ Die neue Geschäftsführung für das Belvedere hätte bereits seit Mai feststehen sollen. Nach ersten Compliance-Vorwürfen gegen Direktorin Agnes Husslein-Arco wurde der Bestellungsprozess allerdings gestoppt - mehr dazu in Belvedere: Bestellungsprozess ausgesetzt (wien.ORF.at; 15.6.2016).

Ausstellungskurator und MQ-Geschäftsführer

Der am 4. September 1942 geborene Dieter Bogner arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung im Familienunternehmen, bevor er ein Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie in Wien und Paris anschloss. Neben einer Verpflichtung als Universitätsassistent in Wien war Bogner als selbstständiger Ausstellungskurator und Autor tätig. Darüber hinaus war er Mitbegründer des Instituts für Kulturwissenschaften in Wien.

Ende der 1980er-Jahre entwickelte er das Konzept für das neue MuseumsQuartier in Wien und war bis 1994 als Geschäftsführer der MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft tätig. In Folge gründete der Kulturmanager die Firma bogner.cc, die sich der museologischen Fachplanung und Ausstellungsorganisation widmet.

Zuletzt betreute Bogner die heuer erfolgte Neueröffnung des erweiterten Bündner Kunstmuseums Chur als museologischer Berater. Daneben war Bogner, der sich 2005 habilitiert hat, auch für sechzehn Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung, eine Funktion, die er 2013 übergab. Er leitet mit seiner Frau Gertraud den Kunstraum Buchberg am Kamp.

Gertraud Bogner und Dieter Bogner

APA/Herbert Pfarrhofer

Gertraud und Dieter Bogner nach der Pressekonferenz zu „Ohne Wenn und Aber - Die Schenkung Bogner“ am 25. September 2007 im mumok im MuseumsQuartier

Schenkungen an das Belvedere

Bekannt wurden Bogner und seine Gattin auch mit wiederholten Schenkungen an Museen, darunter das mumok oder das Wien Museum. Dem Belvedere vermachte er 2010 Arbeiten der österreichischen Malerin Hildegard Joos sowie den Nachlass von Marc Adrian geschenkt. Die damalige Schenkung Bogners umfasste das dokumentarische Archiv des Künstlers, 40 Werke sowie zahlreiche Studien auf Papier. 2007 erhielt das Ehepaar das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

2007 war Bogner auch von der damaligen Kulturminister Claudia Schmied (SPÖ) zum Moderator des Diskussionsprozesses rund um eine Bundesmuseumsreform eingesetzt worden.

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