Volles Programm für leere Geldbörsen

Für viele Wiener ist am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig. Doch die Stadt bietet zahlreiche kostenlose Freizeitangebote. Nicht nur einkommensschwache Menschen profitieren davon. Diese Angebote sind für alle da.

Armut kann isolieren. Die meisten Freizeitaktivitäten verlangen einen saftigen Unkostenbeitrag, der für Einkommensschwache eine Barriere zur Teilnahme darstellt. Doch in Wien finden sich dennoch Möglichkeiten, ein ausgewogenes Sommerprogramm für schlanke Geldbörsen zu gestalten. Ob Sport, Kulinarik oder Kultur. Seine Sinne anzuregen, muss nicht teuer sein. Sogar Kleidung, Haushaltsgegenstände und Lebensmittel kann man bekommen, ohne einen einzigen Euro dafür auszugeben.

Sportlich und Schuldenfrei

Für die Gesundheit des Körpers ist es wichtig, auch an heißen Tagen in Bewegung zu bleiben. Bei einem Spaziergang durch den Zentralfriedhof oder über die Baumgartner Höhe kann der Stadtmensch Frischluft tanken und die Augen im Grün der Bäume und Sträucher ruhen lassen, ohne sein Sparschwein dafür zu schröpfen. Ist es so heiß, dass ans Spazierengehen gar nicht mehr zu denken ist, hilft ein Sprung ins kühle Nass. In der Neuen Donau darf mittlerweile wieder kostenlos gebadet werden - mehr dazu in Neue Donau: Badeverbot aufgehoben.

Viele Wiener Parks verfügen neben Wegen zum Spazierengehen, Joggen und Radfahren auch über Fußballkäfige und Freiluft-Fitnesscenter mit Fitnessgeräten, die ohne Strom und Mitgliedsbeitrag funktionieren. Diejenigen, die auf Geräte verzichten möchten, können auch einfach auf einer Matte turnen. Wer sich einer Fitness-Gruppe auf Facebook wie etwa den „Freeletics“ anschließt, kann das sogar in Gesellschaft anderer Sportbegeisterter tun - mehr dazu in Krafttraining unter freiem Himmel (ORF.at).

Yoga im Park

photograph lipiarski

Entsprechend der Yogi-Philosophie ist Yoga in Wiener Parks gratis

Anregung für Körper und Geist

Gruppensport kann auch meditativ sein. Im Stadtpark kann man jeden Sonntag von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr für eine freiwillige Spende am Yogaunterricht teilnehmen. Auch in der Strandbar Herrmann kann man sich jeden Sonntag ab 10.00 Uhr kostenlos verbiegen. Der Bruno-Kreisky-Park bietet dienstags von 18.30 bis 19.30 Uhr einen kostenlosen Kurs für Yogis und solche, die es noch werden möchten. Im Kongresspark darf man mittwochs ab 18.00 Uhr für eine freie Spende „Namasté“ sagen, allerdings nur noch bis 31. August.

Nicht nur den Körper, auch den Geist kann man kostenlos anregen. Das Thyssen-Bornemisza Art Contemporary im Augarten - kurz TBA 21 - bietet regelmäßig Ausstellungen bei freiem Eintritt. Ebenfalls gratis kommt man ins Erste Wiener Fischereimuseum, in das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, ins Phonomuseum der Gesellschaft für historische Tonträger, ins Condomi-Museum und viele mehr.

Literaturfans kommen auf ihre Kosten

Man muss nicht ins Museum gehen, um sich Bilder anzusehen. Bücher erzeugen Bilder im Kopf. Eine Benützungskarte für die Nationalbibliothek kostet drei Euro pro Tag oder zehn Euro für ein ganzes Jahr. Eine Tageskarte für die Büchereien Wien kostet 3,80 Euro. Eine ermäßigte Jahreskarte kostet genau so viel, der Normalpreis beträgt 24 Euro. Der wesentliche Unterschied zur Nationalbibliothek: Von den Büchereien Wien darf man die ausgeliehenen Bücher auch mit nach Hause nehmen.

Wer sich lieber vorlesen lässt, kann donnerstags ins MuseumsQuartier gehen. Dort lesen Michael Köhlmaier, Friederike Mayröcker und viele andere Autoren aus ihren Werken vor. Das Literaturfest O-Töne ist bei freiem Eintritt noch bis zum 1. September für alle Literaturinteressierten zugänglich.

Popfest

theyshootmusic.com/Simon Brugner

Das Popfest zeigt kommendes Wochenende gratis Konzerte

Unterhaltung für null Euro

Die Wiener Sommerkinos holen Hollywood aus den Kinosälen ins Freie. Die meisten Kinoveranstaltungen in Parks oder auf öffentlichen Plätzen sind kostenlos für alle zugänglich. Angefangen beim ältesten Freiluftkino Wiens, dem wandernden „Volxkino“, bis zu den jüngeren Experimental- und Kurzfilmfestivals, „Frame[o]ut“ und „dototdot“. Wien hat filmisch einiges zu bieten, ohne das Portemonnaie zu belasten - mehr dazu in Kinosommer: Hollywood im Grätzl.

Das Donauinselfest ist bekanntlich das größte gratis Open-Air-Festival Europas. Auch beim kleinen Bruder, dem Popfest am Karlsplatz, kann man dieses Wochenende kostenlos abrocken. Wer es ruhiger mag, kann am Samstag im WUK zum Gitarrenduo Lassos Mariachis schunkeln. Im Hof des beliebten Kulturhauses finden immer wieder Gratis-Konzerte statt.

Hier darf man die Zeche prellen

Man muss nicht unbedingt picknicken, um auswärts günstig zu speisen. Der Wiener Deewan im neunten Bezirk bietet ein pakistanisches All-you-can-eat-Buffet in gemütlich rustikalem Ambiente. Das Besondere: Man darf soviel bezahlen, wie man für angemessen hält bzw. soviel wie man gerade bezahlen kann. Das dürfte ein Grund dafür sein, weshalb das Restaurant auch in den Ferien viele Studenten und Studentinnen anlockt.

Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet das Café Gagarin am Alsergrund. Nur für Getränke muss man moderate Fixpreise bezahlen, für vegetarisches und veganes Essen bezahlt man so viel man möchte. Noch günstiger ist es nur im werkzeugH. In dem zum Lokal umfunktionierten ehemaligen Huber-Werkzeuggeschäft gibt es vollkommen kostenlose Menüs. Allerdings nur an einem Abend pro Woche und dieser wird in der Regel nicht angekündigt. Man muss einfach vorbeikommen und lauschen, wann das musikalische Signal ertönt.

Kost Nix Laden

phoca thumb

Im Kost Nix Laden ist der Name Programm

Einkaufen ohne zu bezahlen

Auch Konsumgüter können in Wien ohne Geld erstanden werden. Im Kost Nix Laden in Margareten darf man von Haushaltsgegenständen über Kleidung und Bücher bis zu Computern alles mitnehmen, ohne einen einzigen Cent dafür zu bezahlen. Menschen, die ihren Haushalt minimalistischer gestalten wollen, dürfen auch Sachen dort lassen, sofern sie noch zu gebrauchen sind. Auch beim Tauschladen im zehnten Bezirk ist der Name Programm. Man bringt Dinge, die man nicht mehr braucht und tauscht sie gegen andere Dinge ein, gratis.

Wer Lebensmittel braucht, ohne finanzielle Mittel dafür aufwenden zu können, kann einen der zehn Wiener „Fairteiler“ - also Kühlschränke, aus denen kostenlos Lebensmittel entnommen werden dürfen - aufsuchen. Die Fairteiler sollen nicht nur einkommensschwache Menschen unterstützen. Sie sollen auch der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken und Abfall reduzieren - mehr dazu in 54 Tonnen Lebensmittel vor Mülltonne gerettet.

Links: