Nach Amoklauf: Polizeipräsenz verstärkt

Nach dem Amoklauf in München werden die Sicherheitsmaßnahmen an neuralgischen Punkten in Österreich erhöht. Augenzeugen kamen unterdessen Samstagmittag am Wiener Hauptbahnhof an.

„Wir waren um halb acht am Bahnhof München und wollten nach Wien fahren, als der ganze Bahnhof evakuiert wurde. Man wusste nicht genau, was los ist. Die Situation war relativ lange unklar, und dadurch hat sich auch die Angst erhöht, dass ein Terroranschlag dahintersteckt“, erklärte der Wiener Michael Schweiger am Samstag gegenüber „Wien heute“.

In der Nacht war in München noch Ausnahmezustand, es waren weiterhin Hubschrauber über der Stadt unterwegs, und die Ausfahrten wurden kontrolliert. „Erst in der Früh hat es sich wieder beruhigt“, so Schweiger. „Die Polizei hat perfekt gearbeitet“, meinte ein anderer Augenzeuge, der in der Münchner Innenstadt war, „es war aber ein wenig zum Fürchten“.

Betroffenheit bei Augenzeugen

Ganz München ist am Abend lahmgelegt gewesen. Augenzeugen, die am Samstag nach Wien kamen, erzählen, wie sie die bangen Stunden erlebten.

Polizeiliche Präsenz wird verstärkt

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat in einer Aussendung gemeinsam mit Konrad Kogler, Direktor für öffentliche Sicherheit, mehrere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. So wird die polizeiliche Präsenz insbesondere an neuralgischen Punkten wie Bahnhöfen, Flughäfen und besonders frequentierten öffentlichen Plätze verstärkt. Auch die Überwachung besonders gefährdeter Objekte und Veranstaltungen wird forciert.

Weiters wird die Einsatzbereitschaft der Ordnungsdiensteinheiten und der Spezialeinheiten insbesondere der Cobra verstärkt, der Informationsaustausch und die Analysetätigkeiten intensiviert sowie die Bereithaltung der Einsatzstäbe erhöht. Ebenso sollen die technische Ausstattung sowie die personenbezogenen Schutzausrüstung verbessert werden.

„Terrorismus will die Freiheit einschränken, an die Stelle des Vertrauens in die Verlässlichkeit des Alltags soll das Misstrauen gesät werden. Die österreichische Polizei leistet hervorragende Arbeit, absolute Sicherheitsgarantien kann niemand abgeben“, sagte dazu Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, im „Wien heute“-Interview.

Sicherheitsmaßnahmen in Wien erhöht

Die Polizei hat nach dem Amoklauf die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Die Gründe dafür erläutert Innenministeriumssprecher Grundböck.

Einsatzstab im Innenministerium

Am Freitagabend waren Einsatzstäbe in allen an Deutschland grenzenden Bundesländern und ein Einsatzstab im Innenministerium aktiviert worden. „Dabei ist es darum gegangen, die wenig gesicherten Informationen zu bündeln und Maßnahmen abzuleiten“, meinte Grundböck am Samstag zur APA. Als noch unklar war, ob es einen Einzeltäter oder mehrere Täter gibt und eine etwaige Fluchtmöglichkeit nach Österreich bestand, wurden die Einsatzstreifen im Grenzraum verstärkt. Die gesamte Spezialeinheit Cobra wurde in Alarmbereitschaft versetzt.

Ob es sich um einen Amoklauf oder ein politisch motiviertes Schussattentat gehandelt hat, war im Einsatzgeschehen für die Behörden nicht entscheidend. Gerade vor dem Hintergrund der Terroranschläge, die es in den vergangenen Monaten gegeben hat, würden die Einsatzkräfte in einer solchen Lage jedoch „immer vom Schlimmeren ausgehen müssen“, hielt Grundböck fest.

„Im Einsatzgeschehen davon auszugehen, dass es weniger dramatisch ist, wäre fahrlässig.“ In der Nachbetrachtung und bei der Diskussion über die Hintergründe des Täters sei es dann wichtig, zu differenzieren - „ohne Überdramatisierung von ohnehin dramatischen Ereignissen“, so der Ministeriumssprecher.

Fahne vor der deutschen Botschaft in Wien

APA/Herbert Neubauer

Bei den Flaggen vor der Deutschen Botschaft in Wien wurde ein schwarzes Band angebracht

Vorsicht im Donauzentrum

Im Donauzentrum, dem größten Einkaufszentrum Wiens, wurden die Geschehnisse von München diskutiert - vor allem am Samstagvormittag, als die Hintergründe noch unklar waren und auch ein Terroranschlag nicht ausgeschlossen wurde. „Das wird uns immer wieder verfolgen, wir können sie nicht ausschließen, wir sind dem ausgeliefert“ und „diese Ereignisse lassen niemand kalt, aber im Endeffekt macht man das, was man machen muss“, hieß es etwa von Kunden.

„Wir haben natürlich Prozesse für viele verschiedene Fälle aufgesetzt und auch immer wieder überarbeitet. Wir legen viel Wert auf die Kooperation mit der Exekutive und bauen viel auf Beobachtung“, meinte Matthias Franta, Center Manager im Donauzentrum gegenüber „Wien heute“.

Kein Bezug zum Islamischen Staat

Die Münchner Polizei gab am Samstagmittag in einer Pressekonferenz bekannt, dass der 18-jährige Täter aus München keinen Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat hatte. Bei Durchsuchungen im Zimmer des Schülers habe man Unterlagen zum Thema Amok gefunden. Darum geht die Münchner Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich bei der Tat um einen klassischen Amoklauf handelt.

Der junge Mann hatte am Freitagabend im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschossen und dann sich selbst getötet. Danach gab es Gerüchte über mehrere Täter, was zu Panik in ganz München führte - mehr dazu in Amoklauf in München ohne Bezug zu IS (news.ORF.at)

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