Wien Kandidat für „Prime Now“

Amazon-Bestellungen könnten in Wien bald innerhalb von einer Stunde zugestellt werden. Der Versandriese denkt darüber nach, sein „Prime Now“-Angebot auf Wien auszuweiten. Zudem sind in Österreich Drohnentests geplant.

„Wir erweitern unsere Services kontinuierlich und schließen auch Wien als Standort für Prime Now nicht aus“, so Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland, am Mittwochabend zu Journalisten. Ob die Zustellung innerhalb einer Stunde in Wien Anklang finden würde, müsse man sich ansehen. Für den Versandriesen ist der deutschsprachige Raum ein Schlüsselmarkt.

In einer „Prime Now“-Station werden einige tausend Produkte gelagert, kommissioniert, verpackt und über Lieferpartner zu den Kunden gebracht. In Berlin, wo das Amazon-Angebot bereits existiert, hat die Station wenige Tausend Quadratmeter, liegt im Zentrum der Stadt und beschäftigt dort 55 Mitarbeiter. Hingegen hat das Amazon-Logistikzentrum, das außerhalb Berlins in Brieselang liegt, ein Sortiment von mehreren Hunderttausend Produkten und zigtausende Quadratmeter.

Drohnentests in Österreich geplant

Mittlerweile beschäftigt Amazon auch Mitarbeiter in Österreich: Im Forschungsstandort in Graz sind etwa ein Dutzend Personen angestellt, die in Zusammenarbeit mit der TU Graz Drohnen das Sehen „beibringen“ sollen. Die Lieferdrohnen sollen in Zukunft auch hierzulande getestet werden, sobald alle erforderlichen Genehmigungen erteilt wurden.

Die Zustellung von Waren durch die Luft sei eine gute Möglichkeit, um Menschen außerhalb von Ballungsräumen schnell zu erreichen - in einem gewissen Radius um ein Versandzentrum könne man so Express-Lieferungen garantieren. Ob in Zukunft auch in die Alpen per Drohne geliefert werden kann, hänge von der technischen Entwicklung ab.

Seit Herbst Versand von Lebensmitteln

Die selbst ernannte Innovationsschmiede engagiert sich auch verstärkt im Versand von Lebensmitteln, vergangenen Herbst startete Amazon Pantry auch für Prime-Mitglieder in Österreich. Verkauft werden über 500.000 verpackte, haltbare Lebensmittel sowie Haushaltsartikel wie Zahnpasta und Co. Die Lebensmittel seien in Österreich nicht teurer als in Deutschland, lediglich der Mehrwertsteuersatz variiere.

„Menschen werden weiterhin zu ihrem Biohändler oder Supermarkt gehen“, ist Kleber überzeugt. Mit Pantry will Amazon lediglich in einem Teil der Einkaufsschritte Fuß fassen. Besonders Vorratseinkäufe seien prädestiniert, um über Pantry bestellt zu werden. Wie viele Prime-Mitglieder es hierzulande gibt und wie viele davon diesen Service nutzen, wurde nicht bekanntgegeben.

Österreich-Umsatz 2014 rund 480 Mio. Euro

Angesprochen auf die häufigen Streiks beim Versandhändler in Deutschland meinte Kleber: „Wir sehen keine Notwendigkeit, Tarifverträge einzuführen.“ Amazon sei auch ohne sie ein guter Arbeitgeber und würde wettbewerbsfähige Löhne für fähige Mitarbeiter zahlen. Zudem erhalte jeder fest angestellte Mitarbeiter nach spätestens zwei Jahren eine Unternehmensbeteiligung. „Man wird ja auch trotz Tarifvereinbarungen bestreikt“, so der deutsche Amazon-Chef und spielt auf die Lufthansa an.

Weltweit beschäftigt der Versandriese über 220.000 Mitarbeiter, in Europa gebe es über 40.000 Fixanstellungen. In Österreich setzte Amazon 2014 laut einer Studie des EHI Retail Instituts mit dem Statistikportal Statista.com 477 Mio. Euro um.