Popfest: Start mit Karaoke und Voodoo-Zauber

Den Auftakt des siebenten Popfests auf dem Karlsplatz und umliegenden Locations hat gestern Voodoo Jürgens gemacht. Für viel Begeisterung sorgte allerdings auch das bis zuletzt geheim gehaltene All-Star-Karaoke-Kollektiv.

Wanda und Bilderbuch am Wiener Popfest? Das war noch nie - und wird so schnell auch nicht sein. Doch bei der heurigen 7. Auflage des Gratis-Festivals waren die derzeit wohl angesagtesten Bands des Landes zumindest liedgutmäßig präsent. Möglich machte das eine extra zusammengewürfelte Karaoke-Mannschaft heimischer Musikschaffender, die sich nicht zuletzt an „Bologna“ und „Maschin“ versuchte. Sicherheitsbedenken hatten die Veranstalter keine - sie verzichteten auf Schleusen und Rucksackkontrollen.

Geheimnis um „Very Special Guests“

Bis zuletzt machten die Organisatoren des Konzertreigens ein Geheimnis daraus, wer die für Donnerstagabend angekündigten „Very Special Guests“ sein könnten, die gemeinsam mit der Musikarbeiterinnenkapelle ab 20.00 Uhr die große Open-Air-Bühne vor der Karlskirche entern würden.

Sendungshinweis

„Festival Diaries – Popfest Wien"
2. August, 23.35 Uhr, ORFeins, danach in der ORF TVthek

Schlussendlich war dann Kollektiv-Karaoke angesagt: Immerhin ein Dutzend junger und nicht mehr ganz so junger Austropopper im weitläufigen Sinn probierten sich in kurzen Gastauftritten an Covers heimischer und internationaler Songs - begleitet jeweils von der gut 50-köpfigen und damit den Bühnenraum nahezu bis auf den letzten Zentimeter ausfüllenden Musikarbeiterinnenkapelle. Ein Bläserorchester, das mit zünftigen Märschen weit weniger am Hut hat als mit Techno und Klassenkampf.

Popfest

APA/Hans Punz

Am Karlsplatz warteten viele Besucher auf die "Very Special Guests“

Karaoke von „Life is Life“ bis „Bologna“

Das bei bestem Sommerwetter durchgeführte Experiment war wahrlich von reizvoller Skurrilität. Niemand geringerer als Minisex-Urgestein Rudi Nemeczek machte den Anfang intonierte - gemeinsam mit Co-Festivalkuratorin und Fijuka-Hälfte Ankathie Koi - den Bilderbuch-Kracher „Maschin“. Koi röhrte später noch in bester Bonnie-Tyler-Manier das Opus’sche „Life is Life“ ins fröhlich staunende Publikum und gab im Trio mit Clara Luzia und Poetry-Slammerin Yasmo als Schlusspunkt den Wanda-Hit „Bologna“.

Willi Landls Version von Britney Spears’ „Oops! I did it again“, der von Slivo (5/8erl in Ehr’n) gesungene Rage Against The Machine Protest-Klassiker „Killing In The Name Of“ oder die Partisanenhymne „Bella Ciao“ in der Interpretation von Ja, Panik!-Frontmann Andreas Spechtl waren sichere Bänke.

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Voodoo Jürgens eröffnete die siebte Ausgabe des Popfests

Fokuhila-Auftakt mit Voodoo Jürgens

Heftig akklamiert wurde zuvor bereits der Auftritt des von der Fachwelt zurecht mit viel Lob bedachten Voodoo Jürgens, dessen Debütalbum „Ansa Woar“ Ende September erscheint. Der mit veritablem Fokuhila, silbernem Vorstadt-Geschmeide und kackbrauner Stoffhose ausstaffierte Bursche oszilliert irgendwo zwischen Ernst Molden und Mundl Sackbauer, zwischen Qualtinger und Hausmasta.

Gute Ware gab es auch am Ende des ersten Freiluft-Line-ups. Die White Miles setzten den Schlusspunkt am urbanen See. Dass der Bandname phonetische Anleihen an den White Stripes nimmt, ist eigentlich nur logisch. Denn wie das bis 2011 von Jack und Meg White betriebene Detroiter Garagen-Rock-Duo wollen Medina Rekic und Hansjörg Loferer lediglich mit Gitarre, Schlagzeug und Stimme soviel Radau wie möglich machen - nur in umgekehrter Rollenbesetzung: Frau an Mikro und Gitarre, Herr am Schlagzeug.

Keine Schleusen, keine Kontrollen

Was das Thema Sicherheit am Karlsplatz - nicht zuletzt nach dem kürzlichen Attentat auf einem Musikfestival im bayrischen Ansbach - anbelangt, wollte man sich seitens der Organisatoren bzw. der Exekutive nicht zu Panikreaktionen hinreißen lassen. Auf spezielle Vorkehrungen wurde bewusst verzichtet: keine Eingangsschleusen, keine Rucksackkontrollen, keine patrouillierenden Polizisten. Es bestehe keine Notwendigkeit für derlei Maßnahmen, da es keine konkrete Gefährdungslage gebe, hatte die Wiener Polizei im Vorfeld betont.

Am Donnerstag ging es nach Ende des Open-Air-Programms im Indoor-Bereich weiter. Insgesamt stehen bis Sonntag knapp 60 Acts auf den diversen Bühnen des Popfests. Auf der zentralen Seebühne gibt es u.a Sex Jams und Dawa zu sehen, am Samstag folgen etwa Fuzzman und Ogris Debris - mehr dazu in Über 50 Live-Acts am Popfest.

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