Bank Austria: Ohne Ostgeschäft Verluste

Kurz vor der erwarteten Abspaltung des Osteuropa-Geschäfts hat die Bank Austria ihre Zahlen für das erste Halbjahr 2016 vorgelegt. In alter Größe stieg der Gewinn - zöge man das Ostgeschäft bereits ab, würde ein Verlust bilanziert.

So wie die Bank jetzt noch dasteht, stieg der Gewinn vor Steuern gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 3,1 Prozent auf 832 Mio. Euro. Unter Vorwegnahme der Abspaltung der Osteuropa-Banken wäre es Ende Juni allerdings ein Vorsteuerverlust von 36 Mio. Euro gewesen, wie aus den Unterlagen der Bank zur Halbjahrespressekonferenz hervorgeht.

Das Ostgeschäft der Bank soll unter das Dach der Konzernmutter UniCredit wandern, zuletzt gab es jedoch Schwierigkeiten - mehr dazu in Bank Austria: Abspaltung der Ostsparte wackelt. Der Bank-Austria-Vorstand versicherte jedoch, dass die Abspaltung bis Jahresende vollzogen wird. „Die komplexe Transaktion ist voll im Gang. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sie bis Ende des Jahres abgeschlossen wird“, hieß es - mehr dazu in Bank Austria: Ost-Abspaltung fix.

Bank Austria Filiale

ORF.at/Christian Öser

Bis Ende 2016 soll die Bank Austria mit dem Ostgeschäft ihren wichtigsten Ertragsbringer abgeben

Starker Zuwachs bei Ost-Tochterbanken

Die Ost-Tochterbanken brachten es im Halbjahr zusammen auf ein Betriebsergebnis von 1,3 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von zwölf Prozent entspricht. Für das kommende Jahr hat sich vor allem wegen des britischen EU-Austrittsvotums der Ausblick für Zentral/Osteuropa mittlerweile abgeschwächt. Die schwächeren Wachstumsprognosen sollten jedoch die finanzielle Stabilität nicht gefährden, so die Bank Austria.

Die Bankenaufseher mahnen jedenfalls eine ausreichende Kapitalausstattung der Bank Austria ein, wenn mit dem Osteuropa-Geschäft der wesentliche Ertragsbringer für die Bank-Austria-Bilanz weggefallen ist. Er habe eine Zahl im Kopf, sagte Finanzvorstand Mirko Bianchi zur Frage, wo aus aktueller Sicht die Kapitalquoten der Bank in Wien nach der Spaltung liegen werden. Er bat um Geduld. Man sei sich der internationalen und nationalen Bilanzierungsregeln bewusst. Er versicherte, dass die Bank Austria sehr gut kapitalisiert sein werde.

Hohe Rückstellungen für Pensionsdeal

In Österreich war die Bank heuer in den ersten Monaten von der Übertragung der Bank-Austria-Pensionen ins staatliche ASVG-System belastet, dafür mussten im ersten Quartal schon 444 Mio. Euro rückgestellt werden. Netto schlug sich das im Halbjahr mit 204 Mio. Euro nieder. Da reichte auch der Einmaleffekt aus dem Verkauf der Visa-Europe-Beteiligung im zweiten Quartal (183 Mio. Euro brutto, 131 Mio. Euro netto) nicht aus, um die teuren Einmalkosten aus dem bevorstehenden Pensionsdeal aufzufangen.

Dazu kamen noch Rekordabfuhren von Banken- und Systemsicherungsabgaben von 227 Mio. Euro (Vorjahr: 175 Mio. Euro), die nach Bankangaben mittlerweile 30 Prozent der gesamten Personalkosten in Österreich und Osteuropa entsprächen. Andererseits hatte im Jahr zuvor allein die zum Verkauf gestellte Ukraine-Tochterbank Ukrsotsbank das Halbjahresergebnis mit 200 Millionen Euro in Mitleidenschaft gezogen.

Rigoroses Sparprogramm im Inland

Im Inland wird rigoros eingespart: Ende Juni 2016 zählte die Bank 6.739 Beschäftigte (Vollzeit, Bank Austria AG und Inlandstöchter). Das sind 354 Stellen weniger als vor einem Jahr. Der Personalaufwand ging im Halbjahresvergleich um 43 Mio. auf 404 Mio. Euro zurück. Filialschließungen, die bis 2018 auf dem Programm stehen, werden zum Teil vorgezogen, hieß es.

Im Dezember 2015 wurde vorgegeben, bis Ende 2018 die Zahl der Privatkundenfilialen von zuvor rund 190 auf 120 Standorte zurückzufahren. Nun will man bereits Ende 2017 bei 124 gelandet sein. Aktuell gibt es noch 150 Bankfilialen, dazu noch eine sogenannte „Onlinefiliale“ mit rund 270 Beratern.

Bei Verwaltung und Abwicklung wird gestrafft

Nicht nur das Filialnetz wird massiv redimensioniert. Auch in der Verwaltung und Abwicklung wird gestrafft. Bankchef Robert Zadrazil will die „über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen verschlanken“, Hierarchien abflachen und Doppelgleisigkeiten in der Organisation beseitigen.

In Kürze will die Bank wissen, wie viele Mitarbeiter ein seit wenigen Wochen offenes neues Angebot zum freiwilligen Ausstieg annehmen werden. Die Personalkostenreduktion solle jedenfalls weiter auf freiwilliger Basis und „sozialverträglich“ erfolgen, versichert die Bank.

Weniger Geld für faule Kredite nötig

Aufgrund der Niedrigzinsen um 1,7 Prozent war heuer bis Juni der Zinsüberschuss rückläufig. Auch der Provisionsüberschuss war um 2,9 Prozent geringer als ein Jahr davor. Der Visa-Europe-Verkaufserlös pushte indes das Handelsergebnis.

Für faule Kredite musste deutlich weniger zur Seite gelegt werden. Der Kreditrisikoaufwand sank bis Juni um 26 Prozent auf 290 Mio. Euro. In Österreich konnte die Bank Austria wegen einiger größerer Auflösungen nun sogar einen positiven Wert (40 Mio. Euro) verbuchen. Bei den Ost-Tochterbanken sanken die Kreditvorsorgen um 16,5 Prozent auf 330 Mio. Euro.

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