.wien-Domain „könnte besser laufen“

Zwei Jahre nach dem Start der offenen Registrierung für .wien-Domains könnte es besser laufen. Bisher wurden nicht so viele Domains vergeben wie erhofft. Problematisch sei vor allem, dass .wien kaum als Internetadresse erkannt werde.

15.200 .wien-Adressen hat man bisher vergeben, eigentlich hätten es schon 20.000 sein sollen - das kündigte die verantwortliche punkt.wien GmbH jedenfalls nach einem Jahr im Geschäft an. Wieder ein Jahr später ist man grundsätzlich sehr zufrieden, „aber natürlich könnte es besser laufen“, wie Geschäftsführer Ronald Schwärzler im Interview mit wien.ORF.at sagte.

Hauptproblem sei, dass viele Menschen die .wien-Endung - im Gegensatz etwa zu einer .at-Domain oder einer .com-Domain - nicht als Internetadresse erkennen würden, so Schwärzler. „Man weiß nicht gleich, dass es um eine Internetadresse geht, das ist in der generellen Wahrnehmung der Bevölkerung noch nicht so verankert“, meinte er. Auch deshalb sei die .wien-Domain noch „kein ganz großer Selbstläufer“. Deshalb konzentriere man sich nun darauf, die Domain bekannter zu machen.

Ingrid Brodnig

ORF

Nicht alle User erkennen .wien als Internetadresse, was das Geschäft bremst

Andere Städte, ähnliche Probleme

Wien war zwar die erste Stadt der Welt, die eine eigene so genannte Geo- und Community-TLDs (für „Top-Level-Domain“) bekommen hat, aber auch andere Städte kämpfen mit ähnlichen Problemen. So seien etwa nur jeweils rund 20.000 .paris- oder .london-Domains registriert worden, obwohl diese Städte deutlich größer sind, berichtete Schwärzler. Die Kosten für eine .wien-Domain liegen übrigens bei 30 bis 50 Euro im Jahr.

Viele große Unternehmen haben zwar ihre .wien-Adressen registriert - auch um auszuschließen, dass sie von Dritten gekauft werden. Allerdings nutzen nicht alle ihre Adressen auch wirklich bzw. leiten damit nur auf die schon bestehenden Hauptseiten um. Beworben wird meist ebenfalls die klassische Seite. So kann man beispielsweise das Verkehrsmuseum der Wiener Linien unter „remise.wien“ besuchen, in der Adresszeile des Browsers steht dann aber dennoch die klassische „www.wienerlinien.at“-Adresse.

Obwohl die Domain 2014 noch groß vom damals zuständigen Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) vorgestellt wurde, hat auch die Stadt selbst nicht auf .wien-Adressen umgestellt, sondern ist bei wien.gv.at geblieben. Nur einzelne Projekte wie etwa die „Digital City“ oder die Seestadt sind per .wien zu erreichen. „Natürlich hätten wir uns mehr gewünscht, speziell auch wenn es in die Kommunikation geht“, so Schwärzler. Der Wunsch: Auch in Inseraten oder auf Plakaten soll öfter eine .wien-Adresse auftauchen.

Oxonitsch Domain

PID/Votava

2014 wurde die .wien-Domain im Rathaus präsentiert

Erfolg bei lokalen Firmen und Initiativen

Eingesessene Unternehmen zum Umstieg auf .wien-Domains zu bewegen, sei oft nicht gerade einfach, meinte Schwärzler. „Die Mühlen mahlen langsam, Ausreden gibt es viele.“ Wer eine .wien-Domain hat, dürfte aber immerhin meist zufrieden sein: Laut Geschäftsführung liegt die Verlängerungsrate nach einem Jahr bei rund 90 Prozent. Gerade wenn es um lokale Agenden gehe, greifen aber auch Große gerne auf die regionale Endung zurück: „flughafen.wien“ führt beispielsweise direkt zu den aktuellen An- und Abflügen in Wien-Schwechat.

Großen Erfolg habe man hingegen bei lokalen Klein- und Mittelbetrieben, so Schwärzler. Am besten funktionieren dabei allgemeine Domains wie „schlüsseldienst.wien“, „schnitzel.wien“ oder „taxi.wien“. Aufgrund dieser sogenannten „Premiumadressen“ geht es der punkt.wien GmbH auch finanziell gut. Hier ist die Nachfrage groß. Erlöse aus diesen ein wenig teureren Adressen „helfen, die Zeit bis zu einem höheren Bekanntheitsgrad und bis wir aus der reinen Anzahl der Domains leben können, zu überbrücken“, so Schwärzler. Derzeit bade man zwar nicht im Geld, „aber wir verhungern auch nicht“.

Fokus auf das Grätzl

Grundsätzlich sei die Regionalität ein Schlüsselfaktor: Denn je mehr eine Initiative oder ein Unternehmen seinen Wienbezug ausdrücken will, desto eher entscheiden sie sich für .wien-Domains. „Da hilft so eine beschreibende Domain natürlich“, erklärte Schwärzler. Besonders häufig passiert das im Gastrobereich oder bei regionalen Initiativen wie beispielsweise „slowfood.wien“. Um diesen Schwerpunkt auszubauen und die Bekanntheit zu steigern, hat man nun unter anderem einen Grätzl-Fotowettbewerb gestartet.

Barbara Wakolbinger, wien.ORF.at

Links: