Terrordrohung: Wiener Hauptbahnhof durchsucht
Sowohl auf dem Hauptbahnhof als auch auf dem Flughafen wurden am Donnerstag verstärkte polizeiliche Maßnahmen durchgeführt, Evakuierungen gab es aber nicht. Auf dem Hauptbahnhof durchsuchten Polizeistreifen diskret das Areal. Aufregung gab es laut ÖBB-Sprecher Christopher Seif allerdings kurz vor Mittag im Untergeschoß des Bahnhofs, weil bei einem Gastronomiebetrieb der Brandmelder Alarm schlug. Seif zufolge wurde der Bereich geräumt. Mit den Terrordrohungen hatte das aber nichts zu tun.
Auf dem Flughafen bestehe generell eine erhöhte Sicherheitsstufe, so Airportsprecher Peter Kleemann. Der Flughafen sei überprüft worden, eine Terminalräumung oder ähnliche Maßnahmen aber nicht erforderlich gewesen - mehr dazu in Terrordrohung gegen Flughafen (noe.ORF.at).
APA/Harald Schneider
Durchsuchungen ohne Ergebnis
Unter den Beamten der Wiener Polizei herrschte erhöhte Wachsamkeit. So war eine Streife der Bereitschaftseinheit in der U4-Station Landstraße trotz hoher Temperaturen mit Schutzwesten im Einsatz. Gegen Mittag wurden die Maßnahmen laut Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck wieder „nach und nach zurückgefahren“. Am frühen Nachmittag twitterte das Innenministerium, dass die Durchsuchung der bedrohten Objekte abgeschlossen sei. Gefunden wurde nichts. Es gebe auch „keine bedenklichen Wahrnehmungen im Umfeld der Örtlichkeiten“.
Ziele in Wien, Niederösterreich und Steiermark
Die heimischen Sicherheitsbehörden hatten die Terrordrohungen Donnerstagfrüh per E-Mail erhalten. Darin wurden laut Innenministerium nicht nur konkrete Ziele für Anschläge genannt, sondern auch eine spezifische Zeitspanne, nämlich von 8.30 bis 9.00 Uhr. Betroffen waren konkret Einrichtungen in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Steiermark, so Grundböck, vor allem Polizeiinspektionen. Die steirische Landespolizeidirektion bestätigte etwa Drohungen gegen Polizeiinspektionen in Graz.
Aufgrund des Inhaltes der E-Mail gehen die Ermittler davon aus, dass die Drohung aus dschihadistischen Kreisen kommt. „In dem Mail wird ein islamistischer Zusammenhang hergestellt. Inwiefern der tatsächlich besteht, ist Gegenstand der Ermittlungen“, sagte Grundböck. Laut Grundböck kam die Drohung von einer verdeckten E-Mail-Adresse, von der bereits mehrfach einschlägige Drohungen versandt worden waren.
Experten zur Vorgangsweise der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wiesen gegenüber der APA daraufhin, dass die Vorgangsweise mit der Ankündigung von Anschlägen mit Datum, Ort und Uhrzeit in einem E-Mail jeder Strategie widersprechen würde, die der IS bisher gezeigt habe.
APA/Hans Punz
Warum das Ministerium an die Öffentlichkeit ging
An Spekulationen darüber, wie ernst die Anschlagsdrohungen zu nehmen waren, wollte sich Grundböck nicht beteiligen. Wenn bei den Behörden eine E-Mail mit einer konkreten Drohung zu einem konkreten Zeitpunkt eingehe, dann müsse man reagieren. „Man kann ja nicht einfach auf ‚löschen‘ drücken“, sagte der Sprecher.
Das Innenministerium sei nicht zuletzt deshalb mit der Drohung an die Öffentlichkeit gegangen, weil auch sehr zentrale Stellen der Verkehrsinfrastruktur in dem E-Mail genannt worden seien. Grundböck: „Wenn es aufgrund der Örtlichkeiten - Stichwort Hauptbahnhof und Flughafen - notwendigerweise öffentlich wahrnehmbar ist, muss man das erklären.“
Verfassungsschutz ermittelt
Der Verfassungsschutz übernahm die Ermittlungen. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) betonte in einer Stellungnahme: „Die Drohungen gegen Polizeidienststellen und öffentliche Einrichtungen in Österreich geben Grund zur Sorge, sind aber kein Anlass zur Panik.“ Jedem Hinweis werde nun nachgegangen. „Klar ist aber, dass derzeit niemand derartige Ereignisse in Europa zur Gänze ausschließen kann“, so der Innenminister weiter. Die „erhöhte Gefahrenlage“ seit dem Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo im Jänner 2015 in Paris bleibe bestehen.