TU-Rektor: Groteske um Aufnahmetests

Die Technische Universität führt Zugangsbeschränkungen für ihren Informatikzweig ein, weil die Kapazitäten für die Lehre nicht mehr ausreichen. Gleichzeitig will die Regierung Informatiker auf die Liste der Mangelberufe setzen.

Die Zahl der Informatik-Studienplätze an der TU Wien wurde für das kommende Studienjahr von 1.000 auf 600 reduziert, der Zugang wird über neue Aufnahmeverfahren beschränkt, berichtet Ö1. Die Zahl der Informatik-Studenten soll dadurch mittelfristig von 6.000 um ein Drittel auf 4.000 sinken. Das Betreuungsverhältnis wird damit besser, die Zahl der Studien-Abbrecher soll sinken - mehr dazu in TU Wien: Kritik an Informatik-Aufnahmetest.

„Das ist ein offensichtlicher Widerspruch“

Für den Dekan der Informatik an der TU Wien, Hannes Werthner, ist die Maßnahmen aber prinzipiell absurd, handelt es sich doch um ein von der Wirtschaft stark nachgefragtes Studium. „Es wäre sinnvoll uns das Geld zu geben und hier auch aufzustocken. Es wäre machbar, mehr Informatiker auszubilden“, sagth Werthner gegenüber Ö1.

Noch dazu, wo die Regierung unter Kanzler Christian Kern (SPÖ) vor dem Sommer ein Startup-Paket geschnürt hat, das die Informatiker zum Mangelberuf erklärt. Die Beschäftigung ausländischer Programmierer aus Drittstaaten soll dadurch erleichtert werden. „Das ist ein offensichtlicher Widerspruch, den ich eigentlich gar nicht zu kommentieren brauche“, sagte Werthner knapp.

Mitterlehner: Informatik verstärkt an FHs

Es gebe zwar an anderen Universitäten noch Platz für Informatik-Studenten, sagt Werthner. Doch die TU Wien habe eben - und auch ganz im Sinne der Initiative der Bundesregierung - einen besonders guten Ruf.

Im zuständigen Wissenschafts- und Wirtschafts-Ressort von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) heißt es dazu, dass nachgefragte technische Studien wie eben Informatik gestärkt würden. Aber nicht zwingend an den Universitäten, sondern mehr über die Fachhochschulen. Dafür stünden 100 Millionen Euro aus der Neuregelung der Banken-Abgabe bereit, speziell für technische Studien.

Kern „nicht sehr glücklich“

Kern ist „nicht sehr glücklich“ über die von der TU erstmals eingeführten Zugangsbeschränkungen für Informatikstudenten. Im Ö1-„Mittagsjournal“ kündigte Kern am Mittwoch an, dass man sich darüber noch mit dem Uni-Management „auseinandersetzen“ werde - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Kern gestand zu, dass es aus der Sicht der Uni angesichts der begrenzten Mittel möglicherweise eine richtige Entscheidung sei. Gesamtwirtschaftlich sei dies jedoch „nicht akzeptabel“. Der Bundeskanzler verwies auf das große Bedürfnis der Wirtschaft und der Industrie nach Informatikern angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung der Wirtschaft.

Die Möglichkeit zur Einführung von Zugangsbeschränkungen in der Informatik wurde 2013 eingeführt und erst im Vorjahr von den Regierungsparteien bis 2021 verlängert. Bisher machte davon nur die Uni Innsbruck Gebrauch, die TU und die Uni Wien folgen mit Beginn des kommenden Studienjahrs. Wer dort keinen Studienplatz bekommt, kann an die Unis Salzburg, Klagenfurt und Linz bzw. die TU Graz wechseln. Dort sind die Informatikstudien nach wie vor nicht beschränkt.

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