Herbert Krejci gestorben

Die Industriellenvereinigung (IV) trauert um ihren langjährigen Generalsekretär Herbert Krejci. Er verstarb im 94. Lebensjahr. Der „überzeugte Europäer“ Krejci war 36 Jahre lang für die IV tätig.

„Mit Herbert Krejci verliert Österreich eine eindrucksvolle Persönlichkeit, die die Industriellenvereinigung und allgemein die Industriepolitik sowie die politische Landschaft der Zweiten Republik über Jahrzehnte hinweg maßgeblich mitgestaltet und beeinflusst hat“, so IV-Präsident Georg Kapsch am Mittwoch.

Herbert Krejci

APA/Herbert Pfarrhofer

Herbert Krejci

Er habe den damaligen IV-Generalsekretär Krejci als kritisches, aber stets konstruktives Gegenüber kennen- und schätzen gelernt, als er Vorsitzender der Gruppe 1031 wurde, so Kapsch, der auch auf die außerordentliche Fähigkeit Krejcis zu präzisen und spitzen Formulierungen verwies. Krejci bleibe „als überzeugter Anhänger einer sozialen Marktwirtschaft und als kritischer Bürgerlich-Liberaler in Erinnerung, der sich nicht nach gängigen Kriterien einordnen oder vereinnahmen ließ“.

IV-Generalsekretär von 1980 bis 1992

Krejci wurde 1922 in Wien geboren. 1946 kehrte er aus der britischen Kriegsgefangenschaft zurück und begann seine Journalistenlaufbahn, die er zunächst im außenpolitischen Ressort beim damaligen „Wiener Kurier“ beendete. Von 1956 bis 1992 war er in der Industriellenvereinigung tätig. Er begann in der Pressestelle, übernahm 1961 die Chefredaktion der Wochenzeitschrift „Industrie“ und fungierte ab 1980 zwölf Jahre lang als IV-Generalsekretär. Aus dieser Funktion schied er mit seiner Pensionierung 1992 aus.

Nicht erst als Generalsekretär war der konservativ-liberale Bildungsbürger mitten im politischen Getümmel zu finden - etwa bei der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf (pro) und beim Tauziehen um das Kraftwerk in Hainburg (ebenfalls pro). „Wenn die Leut’ in der Nacht am Schwarzenbergplatz vorbeifahren und es brennt Licht, denken sie sich, was hecken die schon wieder aus. Dabei sind es nur die Putzfrauen, die aufräumen.“

Berthold Schenk Graf von Stauffenberg war jener Wehrmachtsoffizier, der am 20. Juli 1944 das (nicht geglückte) Attentat auf Adolf Hitler organisierte.

Erfolgreicher als mit Zwentendorf und Hainburg war der IV-General mit seinem schon frühzeitigen Drängen auf einen Vollbeitritt zu den „Europäischen Gemeinschaften“: Das dürfe kein „zweites Hainburg“ werden, erklärte Krejci bereits zu einem Zeitpunkt, als sich Außenminister Alois Mock in der Frage noch ambivalent verhielt. In diese Zeit fällt ein Sager Krejcis, der mit Blick auf Alois Mock, der damals auch VP-Obmann war, erklärt hatte, da müsse wohl „einer den Stauffenberg spielen“. Er habe damit jedenfalls nicht zu einem Tyrannenmord aufrufen, sondern Mut in der ÖVP einfordern wollen, erläuterte Krejci später.

Kritiker Haiders und Freund von Rot-Schwarz

Nach seiner Pensionierung in der IV widmete Krejci sich der Öffentlichkeitsarbeit für den EU-Beitritt. Männer wie Frank Stronach, die von einer Rückkehr zum Schilling träumen, konnte Krejci auch bis zuletzt „politisch nicht für voll nehmen“, wie er dem „Kurier“ sagte, dessen Aufsichtsrat er von 1972 bis 1990 gewesen war.

Politisch galt Krejci als Freund der Großen Koalition und Kritiker Jörg Haiders und der schwarz-blauen „Wenderegierung“ nach 2000. Positiv wertete er die in der Zweiten Republik allgegenwärtige Sozialpartnerschaft, er machte sich aber nur wenig Illusionen über die Reformbereitschaft des Landes: „Ohne Crash ist nix (...) Erst wenn sich herausstellt, dass irgendeine Sozialversicherungsinstitution pleite ist, dann wird man irgendetwas machen“, sagte er 2010 in einem Interview mit dem „Standard“.

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