Kampusch: „Freiheit ist immer in einem selbst“

Vor zehn Jahren ist Natascha Kampusch die Flucht vor ihrem Entführer gelungen. Nun spricht sie im ORF-Interview über ihren Alltag nach der Gefangenschaft, den „Start in ein drittes Leben“ und ihr neues Buch.

„Ich dachte, dass jeder andere Mensch rechtschaffen und nett zu mir sein würde. In Wahrheit gibt es so viele Menschen, die ihr eigenes Süppchen kochen, neidisch und missgünstig sind oder mir nicht glauben“, erzählte Kampusch von ihren ersten Erfahrungen mit der neu gewonnenen Freiheit im „Guten Morgen Österreich“-Interview.

Am 23. August 2006 ist Kampusch in Strasshof in Niederösterreich die Flucht vor ihrem Entführer Wolfgang Priklopil gelungen. Doch obwohl der Fall für die Polizei nach umfassenden Ermittlungen abgeschlossen ist, kommt auch nach zehn Jahren keine Ruhe in die Causa. Immer wieder melden sich private Ermittler zu Wort, die nicht glauben wollen, dass Priklopil alleine gehandelt haben soll.

Natascha Kampusch

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Natascha Kampusch erzählt von ihrem Leben in Freiheit

„Fühle mich frei, wenn ich ein Fenster aufmache“

„Die Freiheit ist immer in einem selbst und wird nur durch die eigene Vorstellungskraft begrenzt. Ich fühle mich manchmal irrsinnig frei, wenn ich einfach nur ein Fenster aufmache und frische Luft einatme. Was ich auch toll finde, ist, dass ich den Himmel betrachten kann“, so Kampusch.

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Natascha Kampusch im Interview

Mit „Guten Morgen Österreich“-Moderator Patrick Budgen sprach Natascha Kampusch über das Leben nach der Gefangenschaft.

Laut der offiziellen - und gleich durch mehrere Ermittlungsverfahren bestätigten - Version wurde die damals zehnjährige Kampusch am 2. März 1998 von Wolfgang Priklopil entführt und mehr als acht Jahre lang in Priklopils Haus in Strasshof gefangen gehalten. Einen Teil der Zeit war sie in dem zu einem „Verlies“ umgebauten Keller des Entführers eingesperrt gewesen. Erst im August 2006 gelang der mittlerweile 18-Jährigen die Flucht, ihr Peiniger beging daraufhin Selbstmord. Priklopil fungierte dabei als Einzeltäter, was auch Kampusch selbst immer wieder unterstrich.

Fall kommt nicht zur Ruhe

Doch es liegt nicht alleine an den diversen Verschwörungstheorien, dass der Fall einfach nicht zur Ruhe kommen will. Immer wieder werden Bücher veröffentlicht, die immer neue Aspekte der Causa aufrollen wollen. Auch Kampusch selbst ist mehrfach in die Öffentlichkeit gegangen. 2012 kam ihr Buch „3096 Tage“ auf den Markt, das später auch verfilmt wurde. Anlässlich des Zehn-Jahres-Jubiläums ihrer Selbstbefreiung kam nun „Zehn Jahre Freiheit“ (List Verlag) in den Buchhandel.

„Mir war das Buch wichtig, es war ein Abrunden. Aber ich wollte auch den Fans, die das erste Buch gelesen haben und den Film gesehen haben, noch einmal etwas zur Verfügung zu stellen.“ Den Vorwurf, mit ihrer Geschichte Geld verdienen zu wollen, ließ die 28-Jährige in einem Interview mit der ORF-Sendung „Thema“ nicht gelten, sie wolle ihre Geschichte einfach „selbst erzählen“ - mehr dazu in Natascha Kampusch: Wahnsinn lebt weiter und in Kampusch präsentiert zweites Buch.

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