Professionelle Pflegeeltern als Berufsbild

Professionelle Pflegeeltern: Das soll ein neues Berufsbild werden, wünschen sich Experten bei der Weltkonferenz für Kinderhilfe und Jugendwohlfahrt in Wien. Pflegefamilien sollen Kinderheime oder betreute Wohngruppen ablösen.

Kinder sollen möglichst in der eigenen Familie aufwachsen. Wenn das nicht geht dann familienähnlich, das ist eine der Kernaussagen der Tagung, die vom weltweiten Kinderrechte-Netzwerk FICE veranstaltet wurde. Hermann Radler, Präsident von FICE-International sagt über Pflegeeltern: „Das wäre aus der Sicht der Beziehungsarbeit die beste Unterbringung, weil natürlich zwei Leute oder ein Elternpaar viel eher in der Lage sind, eine stabile Beziehung zum Kind aufzubauen als ein Betrieb, wo die Mitarbeiter wechseln und Schichtdienst ist.“

Dazu kommt: Wenn Betreuer in Wohngruppen den Job wechseln, könne die Trennung für Kinder, die ja schon von ihren Eltern getrennt wurden, retraumatisiernd sein. „Wenn ich schon so viele Verluste in meinem Leben gehabt habe, dann habe ich das Riesenproblem. Dann bin ich der, der eigentlich das Kind retraumatisiert“, so Radler.

Familie

APA/KEYSTONE/GAETAN BALLY

Pflegeeltern werden gesucht

Nur kleine Kinder sind gefragt

Aber Pflegeeltern finden sich in Österreich meist nur für kleine Kinder. Radler will für ältere und schwierige Kinder mit schwerer Vergangenheit Profi-Pflegeltern und ein Bundes-Gesetz aus dem Familienministerium: „Die Etablierung eines neuen Berufsbildes der professionalisierten Pflegeeltern. Wenn ich als Staat wirklich will, dass es mehr Kinder bei Pflegeeltern sind, dann muss ich die Strukturen dafür schaffen und die sind momentan im Gesetz nicht gegeben.“

Die Liste der Staaten, die Österreich etwas voraus haben, was die Bereitschaft und die Zahl der Pflegeeltern betrifft, ist lang: „Viele ehemalige Oststaaten, aber natürlich auch Holland, Kanada, die Vereinigten Staaten, Australien, viele Entwicklungsländer, weil es dort nicht die Infrastruktur von Heimen gibt, aber auch die arabischen Staaten: Dort gibt es viel Verwandten-Pflege“

Appell an Interessierte

Radler appelliert an Interessierte, sich zu melden, aktuell auch als Pflegeeltern für minderjährige Flüchtlinge. Wohngruppen haben laut Radler freilich auch Vorteile. Aber er lässt vorsichtig den Wunsch durchklingen: Die großen Wohngruppen-Betreiber mögen nicht aus rein wirtschaftlichem Interesse auf die Beibehaltung der derzeitigen Situation in Österreich bestehen - mehr dazu in Jugendwohlfahrt: Pflegefamilien bestes Modell (oe1.ORF.at).

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