Mysteriöser Wasserverbrauch in Wohnhaus

Die Mieter eines Mehrparteienhauses in Wien-Neubau wurden vor kurzem von einer enormen Wassernachzahlung überrascht. Pro Wohnung beträgt diese bis zu 4.000 Euro. Doch die Ursache für den angeblich massiv gestiegenen Wasserverbrauch ist unklar.

Die Bewohner der Halbgasse 7 sollen im Jahr 2014 so viel Wasser benötigt haben, wie in vier olympische Schwimmbecken passt, nämlich insgesamt 10.000 Kubikmeter. Vor diesem Rekordverbrauch gab es keine Auffälligkeiten und ab 2015 auch nicht mehr. In Summe ergab sich dadurch eine Nachzahlung von 25.000 Euro.

Pro Wohnung rund 2.500 Euro Nachzahlung

Mehrere Parteien des Hauses sahen sich mit hohen Forderungen konfrontiert, berichtet „heute konkret“. Vergeblich versuchten die Mieter, bei der Hausverwaltung einen Zahlungsaufschub zu erwirken, bis die Sache geklärt ist. Die Forderung für das Wasser machte pro Wohnung rund 2.500 Euro.

Andreas Rathmanner ist seit 24 Jahren Mieter im Haus. Er betreibt auf einer relativ großen Fläche ein Büro für Grafikdesign. Obwohl der Wasserverbrauch seiner Firma ausgesprochen niedrig ist, fällt eine besonders hohe Nachzahlung an. Denn die Betriebskosten werden nach der Quadratmeteranzahl aufgeteilt. Rathmanner soll knapp 4.000 Euro zahlen.

Keine größeren Umbauarbeiten am Gebäude

Die Betroffenen machten sich auf die Suche nach der Ursache für den Wasserverbrauch. Vielleicht gab es ja irgendwo im Haus ein Leck in einer Leitung. „Ich habe mich natürlich erkundigt, hat irgendwer einen Wasserrohrbruch beobachtet, weil bei der Menge Wasser müsste das eigentlich auffallen, auch wenn im Keller ein Wasserrohrbruch wäre, müsste da ja sicher zehn oder zwanzig Zentimeter das Wasser stehen“, sagt Rathmanner gegenüber „heute konkret“.

100.000 Wasseruhren in Wien

In Wien sind mehr als 100.000 Wasseruhren montiert, die den Verbrauch der Bevölkerung ermitteln.

Am Gebäude wurden keine größeren Umbauarbeiten durchgeführt, die sich auf den Zählerstand auswirken konnten. Auch die Hausverwaltung ging der Sache auf den Grund. „Von der Hausverwaltung wurde bei den Investitions- und Reparaturkosten kein Wasserschaden gemeldet und auch nicht verrechnet. Das heißt, es kann nicht unkontrolliert Wasser irgendwo im Haus verschwunden sein“, sagt Mieter Leopold Kraft.

Mieter vermuten defekten Wasserzähler

Die Mieter tippen auf einen defekten Zähler. Dieser befindet sich hinter den Räumlichkeiten, in denen Thomas Hiller Trommelunterricht gibt. Der Zugang ist schwierig, deshalb habe Herr Hiller selbst lange Zeit die Wasseruhr abgelesen.

Nach Jahren sei erst wieder ein Fachmann zum Zähler geklettert, als der routinemäßige Tausch auf einen neuen Zähler anstand. „Der ist mit Ende 2014 eingebaut worden und das war auch der Grund, warum plötzlich ein höherer Wasserverbrauch, der ja in dem Ausmaß gar nicht sein kann, einfach auch auf einmal aktuell wurde“, sagt Hiller.

Wasserverbrauch gibt Rätsel auf

Ob ein Defekt beim Zähler vorliegt, ein Ablesefehler oder ein Ziffernsturz bei der Abrechnung, lässt sich nicht mehr feststellen.

Eichamt fand keinen Fehler am Zähler

Die zuständige Magistratsabteilung Wiener Wasser fand bei der alten Uhr aber keinen Fehler. „Dieser Zähler wurde vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen überprüft, das ist die staatlich anerkannte, akkreditierte Prüfstelle und wurde für in Ordnung befunden“, sagt der Betriebsvorstand von Wiener Wasser Wolfgang Zerobin gegenüber „heute konkret“. Deshalb war eine Kulanz durch die Hausverwaltung nicht möglich.

Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass die Uhr von den Kunden regelmäßig kontrolliert wird. „Das Wichtigste ist, dass man am besten einmal im Monat zum Wasserzähler geht, schaut, ob alles dicht ist, abliest und dann den täglichen Verbrauch im Durchschnitt sich errechnet“, sagt Zerobin.

Der Fall Halbgasse 7 wird nun wohl in eine Klage der Mieter münden. Vielleicht klärt sich dann auf, wie es zu dem mysteriösen Wasserverbrauch gekommen ist.