Nachtschwärmer beobachten Fledermäuse

Wien zählt zu den Fledermausreichsten Großstädten Europas - Grund genug, um „Fledermaus-Nächte“ zu veranstalten, findet die MA 22. Heute Abend können in Floridsdorf Fledermäuse gemeinsam mit Experten beobachtet werden.

Bei Einbruch der Dunkelheit schwärmen sie aus und begeben sich auf die Jagd - die Fledermäuse. Die Heiden verehrten sie, die mittelalterlichen Christen verteufelten sie. Heute üben sie auf viele Menschen eine große Faszination aus, doch bei einigen haben sie immer noch einen schlechten Ruf. Zu Unrecht findet die MA 22, die Abteilung für Umweltschutz, und veranstaltet deswegen heuer wieder zwei Fledermaus-Nächte, um auf die possierlichen Tierchen in den Wiener Kellern und Dachböden aufmerksam zu machen.

Fledermäuse beobachten mit Ultraschalldetektor

Die Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) lädt zu einem Vortrag über die kleinen Insektenfresser ein. Dabei erzählt Fledermausexperte Ulrich Hüttmeir, wie sich die fliegenden Säuger orientieren und was die Wiener Fledermäuse von anderen unterscheidet. Für Kinder gibt es währenddessen Fledermausbasteln.

Veranstaltungshinweis:

„Fledermaus-Nächte“ am 9. September, 18.30 Uhr, Bezirksvorstehung Floridsdorf, Am Spitz 1, 1210 Wien und am 15. September, 18.30 Uhr, MA 22, Dresdner Straße 47, 1200 Wien. Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich.

Danach werden die scheinbar lautlosen Tiere mit einem Ultraschalldetektor bei der Jagd beobachtet. Das Gerät soll die Geräusche der Fledermäuse in eine für den Menschen hörbare Frequenz umwandeln. „In der Dämmerung kann es auch sein, dass man die Fledermäuse sieht.“, sagt Hüttmeir. Zu beobachten wäre etwa der schnellste Flieger unter den heimischen Fledermäusen, der Große Abendsegler. Auch auf die Mopsfledermaus oder die Kleine Hufeisennase könnten aufmerksame Besucher einen Blick erhaschen.

Heimische Fledermäuse trinken kein Blut

Weltweit gibt es über 900 Fledermausarten, 28 davon in Österreich. Entgegen ihres Rufs als morbide Blutsauger ernähren sich nur drei Arten tatsächlich von Blut und keine davon ist in Europa heimisch. Die meisten Fledermausarten ernähren sich von Insekten oder Früchten. Die Wiener Fledermäuse fressen bevorzugt Nachtfalter, Motten, Fliegen und Gelsen und gelten somit als Nützlinge. Nach Angaben der MA 22 können manche der nachaktiven Jäger in einem guten Sommer bis zu ein Kilogramm lästige Insekten vertilgen - mehr dazu in „Bat Box“ als Schutz vor Gelsenplage (news.ORF.at).

Sie jagen ihre Beute mit Ultraschallwellen, die sie mit dem Kehlkopf erzeugen und über das Maul oder die Nase ausstoßen. Mit ihren großen, empfindlichen Ohren empfangen sie die Reflektionen dieser Schallwellen und können sich so ein räumliches Bild von ihrer Umgebung machen und auch im Dunkeln Beutetiere von Hindernissen unterscheiden. Das erlaubt ihnen die nächtliche Jagd, ohne gefiederte Konkurrenz von Vögeln.

Durch Mangel an Rückzugsorten und Gift gefährdet

Wien weist mit 22 heimischen Fledermausarten im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten eine besonders reiche Fledermausvielfalt auf. Ulrich Hüttmeir sieht dafür die Nähe zum Wienerwald und durch den Wind verwehte Insekten verantwortlich. Als Kulturfolger ziehen sich Fledermäuse nicht nur gerne in Höhlen und Spalten, sondern auch in Dachluken, auf Dachböden und in ruhige Kellergewölbe zurück, wo sie auch ihren Winterschlaf verbringen, so Hüttmeir.

Aufgrund von Gifteinsatz in ihren Jagdgebieten und der Zerstörung ihrer Rückzugsräume durch die thermische Isolierung von Dachböden etwa gelten Fledermäuse in ganz Österreich als gefährdet und sind in Wien unter besonderen Schutz gestellt. Wer ihnen helfen möchte, sollte auf gifte Spritzmittel - insbesondere Insektizide - im Garten verzichten. Auch ruhige Dachböden oder Keller können für Fledermäuse als Winterschlafquartiere zugänglich gemacht werden, rät die MA 22.

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