AK: Eltern werden zu oft zur Kassa gebeten

Eine Erhebung der Arbeiterkammer zeigt, dass Wiener Eltern bis zu 1.316 Euro pro Kind und Jahr für Schulbildung ausgeben müssen. Die Kosten steigen je höher der Schultyp. Die AK kritisiert eine Entwicklung hin zur Privatschule.

In ganz Österreich schießen Eltern im Durchschnitt 855 Euro für den Schulbesuch pro Kind und Jahr zu. In Wien sind es 952 Euro. Das zeigt eine am Mittwoch bei einer Pressekonferenz präsentierten Erhebung der Arbeiterkammer (AK), die zwischen Juli 2015 und Juni dieses Jahres durchgeführt wurde. Verwendet werden die Mittel etwa für Schulveranstaltungen, Schreibwaren, Beiträge für Elternvereine, Klassenkassa und Kopien sowie Selbstbehalte, Nachhilfe und Geräte, wie Laptops, Taschenrechner usw.

Hohe Kosten für Schulausflüge

1.294 Familien mit insgesamt 2.123 Kindern aus fünf Bundesländern nahmen an der Erhebung teil und führten Buch über ihre schulbezogenen Ausgaben. 292 der teilnehmenden Familien stammten aus Wien. Die höchsten Beträge müssen für ein- und mehrtägige Schulveranstaltungen, wie Skikurse, Sport- und Sprachwochen bezahlt werden. In gesamt Österreich belaufen sich die Kosten dafür auf durchschnittlich 283 Euro und 313 Euro in Wien allein.

An zweiter Stelle liegen die Kosten für Schreibwaren und Lern-Materialien mit 168 Euro in ganz Österreich und 169 Euro in Wien, gefolgt von Selbstbehalten und sonstigen Kosten, die 112 Euro für die durchschnittliche österreichische Familie betragen und 122 Euro für Wiener. Schulspezifische Bekleidung, wie Turngewand und Hausschuhen kosteten 94 Euro in gesamt Österreich und 99 Euro in Wien und Kosten für Nachhilfe kamen im Österreichschnitt auf 92 Euro und 135 Euro in Wien.

Kosten steigen mit der Bildung

Die Ausgaben schwanken je nach Schultyp. Am wenigsten zahlt man für den Besuch einer Volksschule, wo nur selten Nachhilfe benötigt wird und kaum mehrtägige Schulveranstaltungen anfallen. 522 Euro kostet es durchschnittlich oder 641 Euro wenn das Kind in Wien in die Volksschule geht. Die Neue Mittelschule lässt sich im Schnitt 833 Euro kosten oder 916 Euro in Wien.

Die AHS-Unterstufen kommt auf 969 in gesamt Österreich und 1.049 Euro in Wien, die Kosten für berufsbildende Schulen liegen in gesamt Österreich bei 1.176 Euro und 1.268 Euro in Wien. Am teuersten ist jedoch die AHS-Oberstufe mit 1.299 Euro im Österreichschnitt und 1.316 Euro in Wien. „Das ist eine zusätzliche Hürde für Kinder von Wenigverdienerinnen und Wenigverdienern auf dem Weg zur Matura“, ärgert sich AK Präsident-Rudolf Kaske.

„Immer stärker in Richtung Privatschule gedrängt“

Er hält die von den Eltern eingeforderten Beträge nicht immer für gerechtfertigt. So seien Beiträge für Spind und Werkmaterialien unrechtmäßig. „Der Wildwuchs sogenannter ‚sonstiger Kosten‘ muss überprüft werden, sonst wird die öffentliche Schule immer stärker in Richtung Privatschule gedrängt.“, kritisiert Kaske. Die durchschnittlichen Kosten für eine Privatschule betragen nach Angaben der AK knapp über 2.000 Euro.

Die Kammer verlangt ein Schulkostenmonitoring, das die Ausgaben der Eltern sichtbar machen und senken soll. Eine weitere Forderung ist die Erhöhung der Schulbeihilfen sowie eine frühere Auszahlung bereits ab der neunten Schulstufe. Derzeit werden diese erst ab der zehnten Schulstufe ausbezahlt. Auch Betreuungskosten während der Anwesenheitspflicht in Ganztagsschulen von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr sollten den Eltern nicht mehr verrechnet werden dürfen. Ein Chancen-Index soll den finanziellen Hintergrund der Familien berücksichtigen.

Elternvereine sollen aktiv werden

Außerdem fordert die AK bessere Transparenz und Unterstützung bei der Aufklärung über bestehende Beihilfemöglichkeiten. Die Erhebung habe gezeigt, dass etwa die Hälfte der teilnehmenden Familien, gar nicht über diese Möglichkeiten informiert gewesen sei.

Doch auch Elternvereine nimmt die AK in die Pflicht und ruft sie dazu auf, aktiv zu werden und sich gegen die „Kostenexzesse“ zu wehren. „Schulpartnerschaft heißt nicht, ‚die Schule legt fest‘.“, so Kaske. Dass sich Proteste auszahlen können, zeige unter anderem die Schulspinddebatte. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) habe hier auf Drängen der Eltern schlussendlich klargestellt, dass diese Kosten nicht in deren Verantwortungsfeld fallen - mehr dazu in Ministerium stoppt Schulspindvermietung (wien.ORF.at; 31.8.2016).

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