Wien Modern: „Die letzten Fragen“ als Motto

Mit einem bunten Potpourri an Standorten und einem wahren Streichquartettexzess wird Bernhard Günther als neuer Leiter in seine erste „Wien Modern“-Ausgabe starten. Von 30. Oktober bis 30. November geht es um „Die letzten Fragen“.

„Das Netz von extrem eklektischen Standorten über die ganze Stadt verteilt - diese Karte spielen wir heuer ganz besonders“, so Bernhard Günther. So kommen an den 31 Spieltagen des Festivals 21 Spielstätten zum Einsatz - vom Stephansdom über den Zentralfriedhof bis zur Brotfabrik oder dem Dschungel Wien. Natürlich sind aber auch das Konzerthaus oder der Musikverein als Großstandorte wieder mit von der Partie.

Deutlich erweitertes Programm

Mit 88 Veranstaltungen bietet man dabei ein deutlich erweitertes Programm im Vergleich zum Vorjahr, als rund 50 Veranstaltungen angesetzt waren. Dank einer Erhöhung der aufgelegten Karten von 16.589 im Vorjahr auf rund 22.000 rechne man mit stark erhöhten Einnahmen, kündigte „Wien Modern“-Vorstand Thomas Angyan an.

Veranstaltungshinweis:

„Wien Modern“ von 30. Oktober bis 30. November in ganz Wien

Zugleich beklagte der Musikvereinsintendant die in Aussicht gestellte Kürzung des Budgets vonseiten der Stadt von 700.000 auf 650.000 Euro: „Wir geben aber nicht auf - wir werden weiter kämpfen.“ Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) verwies auf die angespannte Budgetsituation und unterstrich, dass noch nichts in Stein gemeißelt sei: „Wir bemühen uns sehr, das auch wieder auszugleichen.“ Unabhängig von der städtischen Unterstützung liegt das Budget mit gut 1,075 Mio. Euro höher als im Vorjahr, was an den verstärkten Kooperationen liege, so Günther.

55 Ur- und Erstaufführungen

Insgesamt sind 55 Ur- und Erstaufführungen angesetzt. Einer der Höhepunkte dürfte die Uraufführung von Georg Friedrich Haas’ Adaption des Mira-Lobe-Klassikers „das kleine ICH BIN ICH“ werden, der ab dem 30. Oktober im Dschungel Wien zu sehen sein wird. Von Haas sind dann auch wieder zahlreiche weitere Werke angesetzt, darunter die Uraufführung seines 9. Streichquartetts, das am 12. November vom New Yorker Jack Quartet im Dunkeln gespielt wird.

Überhaupt setzt Günther einen ganzen Streichquartett-Schwerpunkt, der unter anderem alle derartigen Werke von Harrison Birtwistle, Arnold Schönberg und nicht zuletzt die 15 Quartette von Dmitri Schostakowitsch vereint. Letztere werden als Simultankonzert im ausgeräumten Großen Saal des Konzerthauses am 11. November von Ensembles wie dem Arditti Quartet interpretiert.

RSO widmet sich Mitbegründer Abbado

Als weitere Klangkörper sind die Wiener Philharmoniker beim Festival heuer ebenso mit an Bord wie die Symphoniker oder das Radio-Symphonieorchester (RSO). Das RSO widmet dem einstigen Festivalmitbegründer Claudio Abbado am 13. November im Musikverein ein Ehrenkonzert unter Emilio Pomarico. Unter anderem ist hier die Erstaufführung von Friedrich Cerhas „Nacht“ angesetzt. Und für die Erste-Bank-Preisträgerin Eva Reiter schlägt am 9. November die Stunde der Wahrheit, wenn sie im Konzerthaus das Klangforum Wien zum Chor umfunktioniert.

„Es ist ein Mensch, der unglaubliche gestalterische Kraft und Mut besitzt“, lobte angesichts der Vorhaben Konzerthaus-Chef Matthias Naske den neuen „Wien Modern“-Leiter Günther, den er bereits aus seiner Luxemburger Zeit kennt. Schließlich war der am 3. Februar 1970 in der Schweiz geborene Deutsche nach Jahren als Herausgeber des Lexikons für zeitgenössische Musik aus Österreich in Wien von 2004 bis heuer Chefdramaturg der Philharmonie in Luxemburg - lange Zeit unter deren damaligem Leiter Matthias Naske.

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