Fashion Week: Chance für Jungdesigner

Wien ist, anders als Paris und Co, keine große Modemetropole; sehr regional und weniger engstirnig. Eine geeignete Plattform für junge Designer, denen man hier eine Chance gibt. Das beweist auch die Vienna Fashion Week.

Paris, Mailand, London und New York - die „Big four“ der Modewelt - zählen seit langem zu den Modemetropolen schlechthin. Doch auch Wien hat in der Modewelt einiges zu bieten. Die Vienna Fashion Week 2016, die noch bis Sonntag dauert, legt ihren Fokus daher auch besonders auf österreichische Labels. Natürlich sind auch internationale Modeschöpfer vertreten - mehr dazu in Fashion Week: Fokus auf heimische Designer (wien.ORF.at).

Veranstaltungshinweis

Vienna Fashion Week , 12. bis 18.9, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Austragungsort ist wie jedes Jahr das MuseumsQuartier, das ganzjährig als Oase für Kunst und Kultur gilt. Hier werden die neuesten Trends und Kollektionen vorgestellt. Von österreichischen Modegrößen wie Callisti, Michel Mayer oder Pitour, über Jungdesigner wie das Label VIS A VIS von Andrea Kerber oder Karl Michael - erfolgreiche Wiener Labels gibt es viele. Zahlreiche interessante Shows und Exhibitions erwarten die Besucher noch bis Sonntag.

Wien bietet viele Möglichkeiten

Im Gespräch mit wien.ORF.at verraten zwei Wiener Designer, wie sie Wien als Modestadt einschätzen. Jungdesigner Karl Michael und Michaela Müller, bekannt durch ihr Label „Callisti“, sehen den Fashionstandort Wien durchaus positiv. Man werde viel schneller wahrgenommen als in anderen Modestädten. „Es wird eher Wert auf den Stil als auf den Namen gelegt. In Paris gibt es nur die großen Namen, Jungdesigner haben kaum eine Chance“, erläutert Karl Michael. Diese Meinung teilt auch Martina Müller: „Hier gibt es keine zu harte Schule. Das sind Vorteile für Starter. Aber die Arbeit muss natürlich schon gut sein“, ergänzt sie.

Fashion in Wien ist vielfältig: Das Spektrum reicht von modern bis klassisch. „Auch die klassischen Elemente, wie Trachten, binden Wiener Designer in ihre Kollektionen ein“, erklärt Martina Müller. Neben dieser Vielfalt existieren für Karl Michael zwei dominierende Stile. „Die Mode hier ist oft sehr futuristisch. Vielleicht liegt das auch daran, dass Österreich so alt und traditionell ist. In der Mode möchte man die Zukunft anstreben“, vermutet er. Außerdem gebe es die so genannte „Ökomode“, wie er diese mit einem Grinsen nennt, die sehr Filz- und Jersey-orientiert ist.

Dass Wien als Modestandort irgendwann zu den großen Namen gehören wird, bezweifeln beide. Jedoch kann Wien als eine Art Sprungbrett für das Ausland gelten: „Designer aus Österreich werden in anderen Ländern als Österreicher wahrgenommen“, erklärt Michael. Damit steigt das Ansehen der österreichischen Modeszene immer weiter. Die Zukunft für die Wiener Modewelt scheint auf jeden Fall positiv zu sein. Dazu trägt auch die Vienna Fashion Week bei, die, laut Karl Michael, mit der Berlin Fashion Week kooperiert. So findet ein internationaler Austausch statt.

Mode muss eine Geschichte erzählen

Für Karl Michael, der dieses Jahr zum dritten Mal bei der Vienna Fashion Week vertreten ist, muss Mode eine Geschichte erzählen. Neben seiner Basic Kollektion, die für jeden erschwinglich sein soll, hat er eine High-End-Linie entworfen, die stark von Science-Fiction, Sex und Provokation geprägt ist.

Karl Michael

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Karl Michael hat schon als Kind gerne gezeichnet. Seine Leidenschaft fürs Zeichnen und seine Faszination für Comics verknüpft er mit seiner Mode. Für ihn ist Wien als Modestadt sehr vielfältig: „Die Mode hier ist oft sehr futuristisch. Vielleicht liegt das auch daran, dass Österreich so alt und traditionell ist.“

Das Science-Fiction-Thema steht bei dem jungen Modemacher im Fokus. Der Comic-Fan, der sich zum Ziel gesetzt hat, seine eigene Comicserie auf den Markt zu bringen, ist fasziniert von Superhelden. Seine Mode ist ein Spiegelbild dieser Faszination.

Karl Michaels diesjährige Show auf der Fashion Week ist daher auch nicht als eine reine Modenschau zu verstehen: „Meine Show ist ein Teaser für eine Comicserie, die es auch wirklich geben wird. Sie ist quasi ein Lookbook, das die Charaktere präsentiert. Sozusagen die erste Folge der Comicserie“, offenbart er. „The Protectors“ heißt die geplante Serie, die von einer Rebellengruppe handelt, die aufgrund von Mutationen individuelle Superkräfte besitzt, und damit die Menschheit retten möchte.

Inspiration erhält er von seinen Models, die eine entscheidende Rolle bei seiner Mode einnehmen: „Meine Models sind keine Roboter oder laufende Kleiderstangen. Sie haben ihre Outfits selbst inspiriert. Um jedes Model wird ein Superhelden-Charakter mit spezifischen Superkräften gebaut. Einige sind noch nicht einmal richtige Models“, verrät der Modeschöpfer.

Mode für die Schöne

Einen ganz anderen Stil besitzen die Kollektionen von Martina Müller, die mit ihrem Label Callisti schon länger in der Modebranche bekannt ist. „Callisti“ ist neugriechisch und bedeutet „für die Schöne“. „Ich habe nur mit Frauenmode begonnen. Meine Mode ist figurbetont, sexy, aber nicht too much, und avantgarde. Frauen sollen sich schön in ihr fühlen“, erklärt die Designerin den Ursprung der Namensgebung.

Callisti

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Martina Müller hat ihr Label Callisti 2007 gegründet. Ihr erstes Kleidungsstück hat sie bereits mit 13 Jahren geschneidert. Wien ist für sie eine Stadt mit Potenzial: „Hier gibt es viele engagierte Menschen. Wien wird keine Modemetropole werden, aber es tut sich einiges.“

Für ihre aktuelle Kollektion hat die studierte Grafikdesignerin viel mit Kunstleder gearbeitet. Echtes Leder verwendet sie nicht mehr. Ihrem Stil, sexy und figurbetont, bleibt sie treu. Allerdings legt sie dieses Mal viel Wert auf Eleganz. Bei der Vienna Fashion Week präsentiert sie sowohl Damen- als auch Herrenmode.

Auch wenn Wien keine Modestadt mit internationalem Format werden sollte, Mode wird immer ein großes Thema in Wien sein. Eine interessante Prognose wagt Karl Michael: „Ende diesen Jahrhunderts wird Paris nicht mehr Modemetropole sein. Junge Pariser Designer? Kenne ich nicht. In Berlin und London etwa kann die neue Generation mit der alten mithalten. Das vermisse ich in Paris.“

Daniela Körner, wien.ORF.at

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