Wiener verbrauchen weniger Wasser

Der Wasserverbrauch pro Kopf ist in Wien rückläufig. Waren es vor 20 Jahren noch 150 Liter pro Person und Tag, sind es inzwischen nur noch 130 Liter. An der Hygiene der Wienerinnen und Wiener liegt das nicht.

Das meiste Trinkwasser benötigen die Wienerinnen und Wiener für die Körperpflege, also zum Duschen und Baden. „Da kommt noch das Wasser zum Zähneputzen und für die kurze Wäsche dazu. Das macht in Summe gut 50 Liter pro Tag aus. Der zweite große Anteil ist die WC-Spülung. Die beträgt ungefähr 40 Liter pro Person und Tag“, sagt Walter Kling von den Wiener Wasserwerken gegenüber Radio Wien.

Moderne Duschköpfe und Wasserhähne

Der Pro-Kopf-Verbrauch sinkt jedoch Jahr für Jahr. Der Grund ist, dass in den Haushalten immer mehr energie- und wassersparende Geräte verwendet werden. „Das ist jetzt nicht nur die Waschmaschine, die viel verbraucht, die Klospülung, wo man sehr viel sparen kann, oder der Geschirrspüler. Das sind gute Duschköpfe oder Wasserhähne, die mit einem Perlstrahl Wasser sparen können.“ Durch die sparsamen Geräte bleibt der gesamte Trinkwasserverbrauch in Wien seit Jahren annähernd gleich, obwohl die Stadt jährlich um rund 30.000 Personen wächst.

Entwicklung des Wasserverbrauchs in Wien

Wasserwerke Wien

Der Gesamtwasserverbrauch in Wien bleibt seit Jahren annähernd gleich, trotz steigender Bevölkerungszahl

Auswirkungen auf den Wasserverbrauch hat auch das Wetter. „2015 war ein extrem heißer Sommer“, so Kling. Der Wasserverbrauch stieg kurzfristig auf 160 Liter pro Person an. „Heuer war der Sommer zwar warm, aber extrem feucht. Daher war der Wasserverbrauch wieder geringer. Hier spielt das Gartengießen die hauptsächliche Rolle“ - mehr dazu in Wasserverbrauch steigt auf 160 Liter pro Person.

Wassersparen kann Kanalsystem schaden

Für das Kanalnetz einer Stadt ist es entscheidend, dass von der Bevölkerung nicht zu viel Wasser gespart wird. „In manchen Städten Europas wurde zum Wassersparen aufgerufen, mit dem Effekt, dass für den Abtransport des Abwassers dann zu wenig Wasser in der Kanalisation war“, so Wien-Kanal-Sprecher Josef Gottschall. Um das auszugleichen, wurde der Kanal extra mit Wasser gespült.

Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser in Wien:

  • Duschen, Baden: 44 Liter
  • WC-Spülung: 40 Liter
  • Wäsche waschen: 15 Liter
  • Körperpflege: 9 Liter
  • Geschirr spülen: 6 Liter
  • Kochen und trinken: 3 Liter
  • Wohnungsreinigung: 8 Liter

Zu wenig Wasser bedeutet zu wenig Schleppkraft im Kanal. Feststoffe, die im Abwasser mittransportiert werden, sinken ab und bleiben im Kanal liegen. Das würde den Reinigungsaufwand erhöhen.

Das heißt, es müssten dann erst recht wieder Kanalarbeiter ausrücken und mit Hochdruckreinigern diese Ablagerungen wegspülen", so Gottschall. „Wassersparen hätte im schlimmsten Fall also den Effekt, dass wir vermehrt händisch reinigen müssten.“ Wie hoch der Wasserverbrauch für die Kanalreinigung aktuell in Wien ist, wird nicht dokumentiert. Gottschall: „Diese Mengen sind nicht relevant, da sie verschwindet gering sind.“

Bildergalerie vom Wiener Kanalsystem:

Bäche spülen Abwasser weiter

Zur Fließgeschwindigkeit des Abwassers gibt es eine Faustformel, so Gottschall. „Liegt sie unter einem Meter pro Sekunde, ist das eine kritische Geschwindigkeit, dann können sich Feststoffe absetzen. In Litern kann man das nicht angeben, weil das immer vom Rohrquerschnitt abhängig ist. Das ist auch der Grund, warum wir in Wien eiförmige und keine runden Kanäle haben.“ Dadurch ist die Fließgeschwindigkeit auch bei wenig Wasserführung groß genug.

Gottschall: „In Wien schätzen wir uns außerdem in der glücklichen Lage, dass das Hauptsammelkanalnetz zum großen Teil aus ursprünglichen Bachkanälen besteht. Es sind keine großen Mengen Wasser, aber es reicht, um sozusagen alles im Fließen zu halten.“

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