Ex-FPÖ-Politiker John Gudenus gestorben

Der ehemalige FPÖ-Politiker John Gudenus ist verstorben. Der frühere National- und Bundesratsabgeordnete und Vater des Wiener FPÖ-Vizebürgermeisters Johann Gudenus verstarb im 76. Lebensjahr, wie die FPÖ am Donnerstag bestätigte.

Nähere Angaben zum Zeitpunkt und den Umständen des Todes waren vorerst nicht bekannt. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete fiel mehrmals mit Relativierungen der Existenz von Gaskammern im Nationalsozialismus auf - und legte wegen derartiger Äußerungen im Jahr 2005 auch seine FPÖ-Mitgliedschaft zurück.

Der Ex-FPÖ-Politiker John Gudenus

APA/Robert Jäger

Immer wieder Existenz von Gaskammern geleugnet

Relativierende Äußerungen zu NS-Gaskammern

John Baptist Carl Gudenus war aber schon früher mit ähnlichen Äußerungen aufgefallen. Im Jahr 1995 meinte er bei einer Podiumsdiskussion im Vorfeld der Wehrmachtsausstellung: „Gaskammern? Ich halte mich da raus! Ich glaube alles, was dogmatisch vorgeschrieben ist.“ In der Folge musste er kurz vor der Wahl auf seinen Sitz im Nationalrat verzichten, um „Schaden“ von der Partei abzuwenden. Die FPÖ dankte es ihm ein Jahr später mit einem neuen Mandat im Bundesrat.

Mitherausgeber der FPÖ-nahen „Zur Zeit“

Im Parlament hatte Gudenus mit starken Sprüchen von sich reden gemacht. So schimpfte er Vizekanzler Erhard Busek 1994 als „Koalitionstrottel“ und „Idiot“ und befand - in einer Debatte vom ÖVP-Politiker provoziert -: „Sie gehören geohrfeigt.“ Die NS-Entschädigungen bezeichnete Gudenus in einem Interview als „Schutzgeld“, Abtreibungen als „Babycaust“.

Innerhalb der FPÖ wurde Gudenus, laut APA Mitglied der Burschenschaft „Vandalia“, stets zum nationalen Flügel gezählt. Folgerichtig blieb er auch nach der Abspaltung des BZÖ ein „Blauer“ und schloss sich der Gruppe um Neo-Parteichef Heinz-Christian Strache an. U. a. gemeinsam mit Andreas Mölzer (ebenfalls ein „Vandale“) fungierte er als Herausgeber der FPÖ-nahen Wochenzeitung „Zur Zeit“.

Im Frühjahr 2005 tätigte er jene Relativierung des Holocaust, die ihn die FPÖ-Mitgliedschaft kostete. Er forderte eine „Prüfung“ der Gaskammerfrage. Nach seinem FPÖ-Ausscheiden legte er im Juni noch einmal nach und behauptete, es habe zwar Gaskammern gegeben, „aber nicht im Dritten Reich“, sondern in Polen - eine Äußerung, für die er dann auch vor Gericht stand. Sein Bundesratsmandat verlor der Langzeitmandatar bereits nach der Wiener Landtagswahl im Oktober 2005.

Haft nach Verstoß gegen das Verbotsgesetz

Im April 2006 wurde Gudenus wegen Verstoßes gegen das Verbotsgesetz zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig, den Holocaust in zwei Interviews geleugnet beziehungsweise „gröblich verharmlost“ zu haben. Beruflich war Gudenus Soldat, der pensionierte Oberst des Bundesheeres betrieb auch eine Forstwirtschaft im niederösterreichischen Albrechtsberg.

Seine politische Karriere hatte Gudenus 1973 als Bezirksrat in der Wiener Innenstadt begonnen, 1990 wurde er Gemeinderatsmitglied in Albrechtsberg und später Bezirksobmann der FPÖ in Wien-Wieden. Im Parlament war Gudenus ab 1990 praktisch durchgehend vertreten: zuerst zwei Jahre im Bundesrat, dann bis 1995 als Nationalrat und ab November 1996 wieder in der Länderkammer.