Als der Müllmann in Wien noch läutete

Vom Pferdegespann zum tonnenschweren Müllauto: An diesem Wochenende findet das Wiener Mistfest zum 25. Mal statt. Dabei wird gezeigt, dass die Abfallentsorgung in Wien in ihrer Geschichte auch mit Rückschlägen zu kämpfen hatte.

Wie sah die Müllentsorgung in Wien vor 100 Jahren aus? Das Automobil war gerade erst langsam auf dem Vormarsch, es gab noch keine motorisierten Müllentsorgungswagen. Stattdessen nutze man Wagen mit Pferdegespann zur Müllentsorgung. 1904 hatte die Stadt zur Müllsammlung bereits 104 pferdebetriebene Sammelwagen im Einsatz. Im ersten Bezirk erfolgte die Sammlung täglich, sonst ein- bis zweimal pro Woche.

„Die Müllabfuhrwagen besaßen eine Glocke. Diese wurde geläutet, sodass die Menschen wussten, dass der Müll abgeholt wird,“ erklärt eine Sprecherin der MA 48 im Gespräch mit wien.ORF.at. Die Wienerinnen und Wiener kippten selbst den Müll auf die Wagen. Das führte zu einer starken Staubentwicklung. Es bedurfte einer Änderung: Erste Müllbehälter wurden den Wiener Häusern zugewiesen.

Nach dem Krieg wieder Pferdewagen im Einsatz

Auch bei der Straßenreinigung musste man vor 100 Jahren auf motorisierte Gefährte verzichten. Man setzte auf Kehrwagen, die von Pferden gezogen wurden. Ein Problem stellte damals jedoch die Infrastruktur in Wien dar, da es noch nicht überall befestigte Straßen gab. Die Pferdegespanne benötigten allerdings einen festen Untergrund; daher musste auf unbefestigen Wegen in Handarbeit die Reinigung erfolgen. Wie viele Arbeiter damals für die Müllentsorgung und Straßenreinigung im Einsatz waren, ist laut MA 48 nicht bekannt.

Ab den 1920er Jahren wurden dann zur Straßenreinigung und Müllabholung vermehrt Automobile mit Benzinmotor eingesetzt, die allmählich die Pferdegespanne ablösten. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte sich laut MA 48 das Wiener Entsorgungssystem stark modernisiert.

„Im Krieg wurde dann sehr viel zerstört, nicht nur die Städte, sondern auch unser Fuhrpark und unsere Garagen. Man musste daher wieder einen Schritt zurückgehen und mit Pferdewagen arbeiten“, sagt die Sprecherin der MA 48. Im Jahr 1946 wurden die Aufgaben der städtischen Müllabfuhr, der Straßenreinigung, des Winterdienstes und der öffentlichen WC-Anlagen der Magistratsabteilung 48 zugeordnet. Ab den 1950er und 1960er Jahren wurde dann - in Zeiten des Wirtschaftswunders - wieder stark auf Modernisierung und Motorisierung gesetzt.

MA 48 beschäftigt derzeit 3.400 Mitarbeiter

Aktuell arbeiten 3.400 Mitarbeiter in der MA 48. Die Abteilung nutzt das Mistfest, das aus einer kleinen Abschlussveranstaltung eines Schulprojekts im Jahr 1989 hervorging, auch, um über Mülltrennung, umweltgerechte Müllentsorgung und Abfallvermeidung zu informieren.

Veranstaltungshinweis

Mistfest 2016, 17. und 18. September, 9.00 bis 18.00 Uhr, Richthausenstraße 2, 1170 Wien, der Eintritt ist frei.

Bei der 25. Ausgabe des Mistfests gilt die Fuhrparkausstellung als Höhepunkt. Neben modernen Fahrzeugen werden auch alte Modelle ausgestellt. Grund dafür ist ein weiteres Jubiläum: Die MA 48 feiert auch ihr 70-jähriges Bestehen in der heutigen Form. Neben einem Film über die Straßenreinigung vor 100 Jahren, zeigt die Müllabfuhr auch Schaustücke zum Stadtleben damals und heute.

Es wird auch die 48er-Tandler-Band, bestehend aus Mitarbeitern der MA 48, am Samstagnachmittag, selbst komponierte Lieder spielen. Ebenfalls auftreten werden The Real Holy Boys und Herbert Prohaska. Am Sonntag ist dann Peter Rapp angekündigt. Der ehemalige „Science Buster“ Werner Gruber wird Vorträge zum Thema „Physik macht keinen Mist“ halten. Außerdem gibt es eine Riesenrutsche und ein Riesenrad. Ein Kinderflohmarkt, ein Altwarenmarkt und ein „Meet and Greet“ mit umweltengagierten YouTubern komplettieren das zweitägige Programm.

Links: