Kritik an Spanischer Hofreitschule

Die Hofreitschule sieht sich mit Kritik konfrontiert. Besonders das Training und die Ausrichtung auf den finanziellen Erfolg sind Kritikern ein Dorn im Auge. Die Trainingsmethoden waren 2015 Gegenstand einer Klage, berichtet „Thema“.

Elisabeth Gürtler leitet seit 2007 die Geschicke der Spanischen Hofreitschule. Etwa genauso lange gibt es Kritik an ihr, aber für sie ist die Geschäftsführung eine Herzensangelegenheit, erklärt sie gegenüber dem ORF-Magazin „Thema“: „Es ist natürlich ein Teil dieses imperialen Erbes, das müssen wir einfach zugeben, aber es ist auch das, was rein emotional bei der Reiterei auf Besucher ausstrahlt.“

Lipizzaner

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Seit Sommer 2016 sind die Lipizzaner häufiger im Burggarten anzufinden

Kritiker orten Rückgang an Qualität

Im Juni wurde der Spanischen Hofreitschule eine besondere Ehre zuteil: Die feierliche Aufnahme in die UNESCO-Liste der immateriellen Weltkulturerbe. Es ist der zweite Anlauf, bei dem es schließlich klappt. Gürtler: "Durch diese UNESCO-Urkunde haben wir jetzt noch mehr Motivation von Innen“ – mehr dazu in Lipizzaner nutzen Burggarten für Ausritte.

Bei der Verleihung wurde auch eine neue Attraktion fürs Publikum präsentiert. Neben der Morgenarbeit sollen die Lipizzaner in Zukunft bis zu dreimal pro Woche im Burggarten unterwegs sein. Programmpunkte wie dieser stimmen den Verein „Freundeskreis der klassischen Wiener Reitkunst“ nachdenklich. Die Mitglieder orten einen Rückgang an Qualität.

Gala Lipizzaner

APA/EXPA/MICHAEL GRUBER

Kritik wird auch an den häufigen Auftritten geäußert

Kein Geld aus öffentlicher Hand

Der Vizepräsident des Vereins, Karl-Friedrich Habel, ist als Reitlehrer und Pferdeexperte seit über 50 Jahren in engem Kontakt mit Bereitern der Spanischen Hofreitschule. Das Institut hat für ihn schon bessere Zeiten erlebt: „Das Geld wird klarerweise durch alles verdient, was nur möglich ist, ich warte ja nur noch darauf, dass noch Mozartkugeln verteilt werden, damit die Leute glauben, jetzt sind wir in Wien und jetzt ist alles bestens.“

Sendungshinweis

„Thema“, 26.9.2016, 21.05 Uhr, auf ORF 2, danach sieben Tage in der ORF TVthek.

Elisabeth Gürtler verweist darauf, dass die Hofreitschule seit 2001 privatisiert ist und kein Geld mehr von der öffentlichen Hand bekommt. Trotzdem müsse ein klarer Gesetzesauftrag erfüllt werden: „Wir haben die klassische Reitkunst, ihre Tradition weiter zu pflegen, wir haben die Rasse der Lipizzaner zu erhalten, und wir müssen für den Bund hier repräsentative Aufgaben übernehmen.“

Die Anzahl an Vorführungen habe sich zwar erhöht, dafür gebe es aber auch mehr Hengste als früher: 104 statt ehemals 72. Außerdem machen die Pferde dreimal pro Jahr für mehrere Wochen auf dem niederösterreichischen Heldenberg Urlaub.

Lipizzaner

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Dieses Bild soll laut Habel die Rollkur darstellen, Gürtler bestreitet das

Verfahren wegen „Rollkur“ eingestellt

Das alles ändere nichts an der Tatsache, dass es den Pferden nicht gutgehe, sagt Habel. Nicht artgerechte Haltung in den Boxen, zu viel Lärm bei Veranstaltungen und die sogenannte Rollkur: Gewolltes Herabziehen des Pferdekopfes durch die Zügel, um die Beweglichkeit zu fördern. Das Pferd beißt sich förmlich in die Brust. Habel erhielt Fotos, die dieses Vorgehen zeigen, und reichte Klage ein. Gürtler widerspricht dem Vorwurf, für sie sei das eine Bewegung des Pferdes zur Entspannung des Nackens.

Bei der Magistratsabteilung für den 1. und 8. Bezirk heißt es, dass 2015 tatsächlich ein Verfahren mit der Spanischen Hofreitschule anhängig gewesen sei, aber: „da die in der Anzeige enthaltenen Vorwürfe von der MA 60 als amtssachverständige Dienststelle nicht als Übertretungen tierschutzrelevanter Bestimmungen qualifiziert wurden, ist das Verwaltungsstrafverfahren eingestellt worden.“

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