Gruselführung zeigt Wiens unheimliche Seiten

Eine Stadtführung der unheimlichen Art führt durch alte Friedhöfe, Kirchen und die Hofburg und präsentiert Wien als belebte Geisterstadt. Denn Geister soll es hier überall geben, besonders in den Anwesen der Habsburger.

Die Tour startet mit unheimlichen Funden um die Minoritenkirche, wo sich früher ein Friedhof befunden haben soll. Särge wurden freigelegt und geöffnet. Dabei stellte sich heraus, dass einer der Toten anders begraben war als die anderen. Er kniete und war mit den Rücken nach oben gewandt. Nach einigen Überlegungen und Versuchen kamen Forscher zu dem Schluss, dass dieser Mensch lebendig begraben worden sein musste und noch versucht hatte, den Sargdeckel aufzustemmen, aber vergebens.

Michaelerkirche

ORF/Theresa Loibl

In der Michaelerkirche hört man seltsame Geräusche, es soll spuken

Mumifizierte Leichen in der Michaelergruft

„Warum spuken tote Menschen? Sie wollen uns etwas sagen“, beantwortet Stadtführerin Patrizia Kindl vom Verein für Wiener Spaziergänge sogleich ihre eigene Frage. "Entweder ein Unrecht, das ihnen widerfahren ist, oder ein Unrecht, das sie begangen haben und gestehen wollen, oder vielleicht weil sie schlecht bestattet sind, und das trifft auf die Toten in der Gruft der Michaelerkirche zu“, erzählt sie und beschreibt die Michaelergruft, wo mumifizierte Leichen aus aufgebrochenen Särgen lugen und Knochenstaub den Boden bedeckt.

Doch auch vor den unzufriedensten Geistern muss man sich nicht fürchten, sie sind völlig harmlos, beruhigt Kindl und verweist auf die Erkenntnisse der Autorin und Geisterflüsterin Lotte Ingrisch - mehr dazu in Die Geisterflüsterin. „Wenn man einem Geist begegnet, man darf niemals seinen Namen nennen, sonst muss sich der auflösen“, sagt sie. Hat sich ein Geist einmal in Luft aufgelöst, kehrt er nie mehr wieder.

Hofburg

ORF/Theresa Loibl

In der Hofburg soll es genauso spuken wie im Schloss Schönbrunn

Geister in der Hofburg und im Schloss Schönbrunn

Die Geister in der Hofburg möchte die Reiseführerin jedenfalls nicht missen, auch wenn sie sie selbst noch nie gesehen hat. Doch bei Führungen durch die alten Habsburger-Anwesen - die Hofburg, das Schloss Schönbrunn und die Albertina - berichteten Gäste oft von seltsamen historisch gekleideten Menschen, die sonst niemand gesehen zu haben scheint. In der Hofburg sollen die Reinigungskräfte spät abends in den alten Räumlichkeiten von Kaiserin Elisabeth Gelächter und Getuschel hören, wenn niemand mehr da ist, so Kindl.

Herzgruft

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Die Herzgruft in der Augustinerkirche beherbergt die Herzen der Habsburger

Die Stadtführerin erzählt auch von den okkulten Praktiken der Habsburger. Kaiserin Sisi war von Esoterik derart begeistert, dass sie ein eigenes Medium namens Bastian hatte. Kaiser Rudolf II. verfügte über eine Totenglocke, die ihm Kontakt zum Jenseits verschaffen sollte, und zwei magische Alraunen, die nur unter Galgen wachsen sollen. Josef II. soll einmal persönlich einem Geist begegnet sein. Doch als Pragmatiker nahm er die Begegnung nicht ernst. Das wurde ihm zum Verhängnis, denn wenige Woche danach starb er.

Blutgräfin tötete über 600 junge Mädchen

Die Tour führt auch vorbei an dem Palais Nadasdy, dessen Besitzerin eine richtige Vampirin gewesen sein soll. Blutgräfin nannte man sie auch. Denn die ungarische Gräfin Bathory-Nadasdy galt im 17. Jahrhundert als eine der schönsten Frauen der Welt - blass füllig und mit makelloser Haut. „Diese Gräfin Nadasdy wollte ihre schöne Haut auch behalten, als sie älter wurde, und da kam sie auf die perfide Idee, die Haut bleibt immer jung und schön, wenn man sie mit dem Blut junger Mädchen wäscht“, erzählt Kindl.

Veranstaltungshinweis:

„Gruselgeschichten für Mutige – Pestjungfrau, Henker, Tod und Teufel“, 30. und 31. Oktober, ab 16.30 Uhr, Bruno-Kreisky-Gasse 1, 1010 Wien.

Die Gräfin ließ junge Bauernmädchen, aber auch Mädchen aus dem niederen Adel verschleppen und zu Tode foltern, damit sie in deren Blut baden konnte. Nach einem aufsehenerregenden Prozess wurde sie in ihrem Schloss in der heutigen Slowakei eingemauert. Über 600 Mädchen sollen ihr zum Opfer gefallen sein. Damit gilt sie als größte Massenmörderin aller Zeiten und steht sogar im Buch der Rekorde. Ihre Geschichte wurde auch in Hollywood verfilmt, und Bram Stoker überlegte, seinen berühmten Vampirroman „Dracula“ auf ihr basieren zu lassen, bevor er sich schlussendlich doch für Vlad Tepes entschied.

Gruselführung zu Halloween

Der Verein für Wiener Spaziergänge bietet das ganze Jahr über ein umfangreiches Programm an Stadtführungen zu Themen wie dem Da Vinci Code, zum Wiener Judentum oder zur Wiener Prostitutionsgeschichte - mehr dazu in Stadtführung über sündiges Wien. Die Gruselführung mit Patrizia Kindl findet heuer rund um Halloween statt. Wer Glück hat, hört dann nicht nur von Geistern, sondern sieht sie vielleicht auch.

Theresa Loibl, wien.ORF.at

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