Literaturhaus: Brisanter Diebstahl ungeklärt

Das Literaturhaus feiert heute sein 25-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Dabei gibt es Gehsteiglesungen und ein Schauübersetzen. Ein brisanter Datendiebstahl vor einigen Monaten ist unterdessen nach wie vor ungeklärt.

In der Nacht auf den 26. April wurde im Literaturhaus in Wien-Neubau eingebrochen, wobei mehrere Computer gestohlen wurden, darunter auch der Zentralcomputer mit sensiblen Daten von rund 8.000 heimischen Autorinnen und Autoren - mehr dazu in Literaturhaus: Sensible Daten gestohlen.

Wer die Einbrecher gewesen seien, sei nach wie vor unklar, so Literaturhaus-Geschäftsführer Robert Huez gegenüber wien.ORF.at. „Es dürfte sich jedoch um einen ‚normalen‘ Einbruch gehandelt haben, laut Polizei deutet nichts darauf hin, dass die Täter gezielt nach den Daten gesucht haben“, sagte Huez. Es gebe auch keine Hinweise, dass die sensiblen Daten missbräuchlich verwendet wurden.

Datendiebstahl

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Im Literaturhaus sind Daten über 8.000 heimische Autoren gespeichert

Sensible Daten über Pseudonyme und Ghostwriter

Darüber hatte man sich im Literaturhaus durchaus Sorgen gemacht. „Wir haben hier wirklich Intimwissen“, erklärte Gerhard Ruiss, Sprecher der Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren, gegenüber wien.ORF.at. Unter den Daten seien beispielsweise private Telefonnummern, aber auch Hintergrundinformationen zu Pseudonymen oder Ghostwritern, die nicht öffentlich bekannt werden sollen. Damit die Autorinnen und Autoren aber beispielsweise eine Künstlersozialversicherung haben könnten, brauchten sie eine Bestätigung, dass sie literarisch tätig seien, so Ruiss, diese stelle dann das Literaturhaus aus.

Die gestohlenen Daten habe man „in wochenlanger Arbeit wiederhergestellt“, so Ruiss. Nun sichere man alle Daten fünffach: „Wir haben daraus gelernt.“ Auch die Sicherheitsvorkehrungen seien verstärkt worden, sagte Huez, man habe nun etwa verstärkte Sicherheitstüren. Am Tag der offenen Tür soll man davon aber nichts merken: „Wir haben quasi den Tag der offenen Tür und die Nacht der geschlossenen Tür“, scherzte der Literaturhaus-Geschäftsführer.

Russisches Theaterstück bei Schauübersetzen

Ab 11.00 Uhr gibt es am Freitag im Literaturhaus Programm für Interessierte. Zwischen 16.00 und 17.30 Uhr kann man sich beispielsweise bei einem Schauübersetzen dem Handwerk des Übersetzens nähern. Konkret sind die Besucher bei einem Übersetzer-Jour-fixe dabei, bei dem Rohfassungen von Übersetzungen besprochen werden. Auf dem Programm steht ein russisches Theaterstück von Piotr Gladilin, das auf Deutsch „Der Falter“ oder „Der Schmetterling“ heißen wird - die genaue Übersetzung steht noch nicht fest.

Russisch-Kenntnisse brauche man keine, um mitzureden und Feedback zu geben, erklärte Brigitte Rapp, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft von Übersetzerinnen und Übersetzern: „Es geht ja um einen funktionierenden deutschen Text. Und das Problem von Übersetzungen ist oft, dass sie am Original hängen, und das Deutsche aus den Augen verloren wird.“

Poetry Slam als Finale

Um 11.00, 12.00 und 13.00 Uhr gibt es Führungen durchs Haus, von 14.00 bis 18.00 Uhr finden kostenlose Rechtsberatungen für Autoren statt. Von 17.00 bis 19.00 Uhr performen die Autoren Judith Nika Pfeifer, Jörg Piringer, Matthias Vieider und Jörg Zemmler in Gehsteiglesungen rund um das Literaturhaus. Das Finale bietet um 20.00 Uhr ein Poetry Slam unter der Leitung von Diana Köhle.

Gegründet wurde das Literaturhaus am 30. September 1991 als erstes österreichisches Literaturhaus. Das Gebäude in der Zieglergasse beherbergt drei Institutionen: Neben der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur und der IG Autorinnen Autoren auch die IG Übersetzerinnen Übersetzer. Neben den zahlreichen Veranstaltungen stehen Besuchern die Bibliothek, Sammlungen und Beratungsleistungen zur Verfügung.

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