Viennale: 14 Tage Kino, Kino, Kino

Zum 54. Mal lädt die Viennale ab 20. Oktober Besucher, Filmstars und Filmschaffende in die Kinos der Wiener Innenstadt. Zu sehen sind mehr als 300 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme.

Zum Auftakt am 20. Oktober feiert das Drama „Manchester by the Sea“ in Anwesenheit von US-Regisseur Kenneth Lonergan Österreichpremiere. Es folgen wie gewohnt Festival-, Indie- und Arthouse-Highlights im Programm, bevor zum Abschluss Damien Chazelles umjubeltes Filmmusical „La La Land“ zu sehen ist.

Das Äquivalent zur Fernseh-Primetime ist bei der Viennale der Gartenbaukino-Hauptabend: In Wiens größtem Einsaalkino sind traditionell die am heißesten ersehnten neuen Filme namhafter Regisseure angesetzt, darunter Neues von Kelly Reichardt („Certain Women“), Jim Jarmusch („Paterson“ und „Gimme Danger“), Paul Verhoeven („Elle“) und Denis Villeneuve („Arrival“).

Gartenbaukino

Alexi Pelekanos

Viennale im Gartenbaukino

Luc Dardenne kommt persönlich zur Vorführung des Dramas „La fille inconnue“, Olivier Assayas zeigt den Thriller „Personal Shopper“, Terence Davies sein Emily-Dickinson-Biopic „A Quiet Passion“ und Rebecca Zlotowski das Drama „Planetarium“ über Schwestern mit übernatürlichen Fähigkeiten.

„The Woman Who Left“ und andere Siegerfilme

Nicht fehlen dürfen Siegerfilme der großen internationalen Festivals dieses Jahres: Das mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete, fast vierstündige Drama „The Woman Who Left“ des philippinischen Regisseurs Lav Diaz, dem heuer viel Platz eingeräumt wird, ist ebenso im Programm wie Ken Loachs mit der Goldenen Palme bedachtes, berührendes Sozialdrama „I, Daniel Blake“.

Josh Kriegman/Elyse Steinberg USA 2015

Viennale

„Weiner“ ist die Doku über den Skandalpolitiker Anthony Weiner

Mit „Forushande“ von Asghar Farhadi ist der iranische Auslandsoscarkandidat vertreten, mit „Weiner“ kommt eine Doku über den Skandalpolitiker Anthony Weiner, die in den USA für Aufsehen gesorgt hat.

Umfassende Spezialprogramme

139 Kurz- und Langfilme der insgesamt knapp 340 Arbeiten im diesjährigen Viennale-Programm entfallen auf Spezialprogramme. So werden etwa unter dem Titel „Ein zweites Leben. Thema und Variation im Film“ Inspirationen und verschiedene Zugänge zum gleichen Sujet verglichen. Besonders auffällig ist das bei Adaptionen derselben Literaturvorlage: So werden etwa die Verfilmungen von Emily Brontes „Sturmhöhe“ durch Luis Bunuel, William Wyler und Jacques Rivette gegenübergestellt.

Viennale

Christopher Walken

Nicht in Wien, aber auf der Leinwand wird man Christopher Walken sehen

Bis zuletzt bemühte sich die Viennale, für eine Personale den Schauspieler Christopher Walken nach Wien zu holen. Er wird allerdings nur auf der Leinwand zu sehen sein. Wobei man den 73-Jährigen „nicht nur als Psycho-Figur“ zu Gesicht bekommt, wie Festivaldirektor Hans Hurch betonte: „Das ist ein viel größerer Schauspieler als Robert De Niro.“ Das Programm folgt Walkens Karriere von seiner Oscar-prämierten frühen Rolle als traumatisierter US-Soldat in „The Deer Hunter“ bis zum Beweis seiner Musical-Fähigkeiten in John Turturros Arbeiterfilm „Romance & Cigarettes“.

Unter dem Titel „Das Kino gehört uns“ erinnert die Viennale an den heuer verstorbenen eigenwilligen „Nouvelle Vague“-Regisseur Jacques Rivette. Zu sehen sein werden unter anderen Rivettes erste drei Filme, „Aux quatre coins“, „Le Quadrille“ und „Le Divertissement“, die zwischen 1949 und 1952 entstanden sind und seit über 60 Jahren als verschollen galten.

Österreichische Filme im Programm

Sechs Langfilme aus Österreich sind neben großen internationalen Werken abends im Gartenbaukino programmiert, darunter die zwei Dokumentarfilme „Auf Ediths Spuren“ von Peter Stephan Jungk und „Sühnhaus“ von Maya McKechneay als Weltpremieren.

Maya McKechneay, A 2016

Viennale

Maya McKechneay zeigt ihr Regiedebüt „Sühnhaus“

In ihrem Regiedebüt „Sühnhaus“ geht McKechneay der Geschichte des Grundstücks an jener schicksalhaften Adresse nach, an der 1881 beim Brand des Wiener Ringtheaters 400 Menschen starben. Der österreichisch-US-amerikanische Autor und Filmemacher Jungk wiederum adaptiert mit „Auf Ediths Spuren“ sein 2015 erschienenes Buch über seine Großtante, die österreichische Fotografin und KGB-Agentin Edith Tudor-Hart (1908-1973).

Erfolgreiche Festivaleinsätze haben auch österreichische Filme im Viennale-Programm hinter sich, darunter der Locarno-Wettbewerbsfilm „Mister Universo“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel, Händl Klaus’ Liebesdrama „Kater“, Nikolaus Geyrhalters Doku „Homo Sapiens“ (beide Berlinale) sowie Valentin Hitz’ Technikdystopie „Stille Reserven“, die soeben in Zürich das Goldene Auge erhalten hat.

Filmisches Denkmal für Pleskow

Manfred Schwaba setzt zwei großen, im Jahr 1924 geborenen Kreativen mit seiner nur einminütigen „Vorausschau“ ein filmisches Denkmal: Viennale-Präsident Eric Pleskow und Schriftstellerin Friederike Mayröcker.

Eric Pleskow

Viennale

Viennale-Präsident Eric Pleskow

54. Viennale

20. Oktober bis 2. November 2016 in verschiedenen Spielstätten in Wien. Ticketvorverkauf ab 15. Oktober.

Michael Palm zeigt nach der Uraufführung in Cannes „Cinema Futures“, einen Dokumentarfilm über Gegenwart und Zukunft von Film und Kino in der Ära des Digitalen. Das Filmarchiv Austria würdigt mit dem österreichisch-tschechischen Regisseur Robert Land heuer einen „verschollenen Filmemigranten“.

Zu guter Letzt kramt die Viennale einen Publikumserfolg der 1980er-Jahre hervor, der bis heute auf Platz 3 der bestbesuchten österreichischen Filme rangiert: „Müllers Büro“ ist zum 30-jährigen Jubiläum als Matinee am Nationalfeiertag zu sehen; der Reinerlös der Vorführung im Gartenbaukino dient der „Bewahrung des Andenkens an Niki List“. Der Regisseur und Drehbuchautor des Detektivmusicals war 2009 im Alter von nur 52 Jahren verstorben.

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