Private Kriegsbilder im Volkskundemuseum

Die Ausstellung im Wiener Volkskundemuseum widmet sich der privaten Sicht auf den Zweiten Weltkrieg. Im Fokus der Ausstellung steht dabei die Frage nach der Wechselwirkung von Kriegspropaganda und Amateurfotografie.

Der private Blick auf den Krieg: Das Wiener Volkskundemuseum präsentiert mit der Ausstellung „Fremde im Visier“ Fotoalben, die von Wehrmachtssoldaten angelegt wurden und einen Eindruck vermitteln, wie der Zweite Weltkrieg sich in der nicht-öffentlichen Erinnerungskultur niederschlug.

Ab deutschem Rückzug 1943 weniger Bilder

1939 besaßen demnach zehn Prozent der Deutschen eine Kamera. Und die Frontsoldaten setzten ihre Geräte auch ein, was vom Propagandaministerium durchaus gerne gesehen wurde, hoffte man doch, damit den Zusammenhalt zwischen Front und Heimat zu stärken. Im Bild wurden sowohl die Zerstörungen als auch die flüchtende Zivilbevölkerung oder Kriegsgefangene festgehalten.

Die dadurch entstandenen privaten Bildarchive folgen entsprechend oft der Chronologie zwischen dem Blitzkrieg gegen Polen 1939 und dem Vernichtungskrieg im Osten ab 1941. Der Rückzug ab 1943 wurde deutlich weniger abgelichtet. Verwundung oder Gefangennahme lassen die Bilderflut dann oftmals gänzlich versiegen, wobei das Gruppenbild mit der Familie oftmals die Heimkehr symbolisiert.

150 Fotoalben aus deutschem Privatbesitz

Kuratorin Petra Bopp spürt in ihrer Auswahl aber auch der Angst hinter zunächst harmlos wirkenden Knipserfotos nach, wie an der Auswahl der Exponate deutlich wird. Neben den Originalalben, Schwarz-Weiß-Reproduktionen und Diaprojektionen sprechen in Videointerviews auch drei ehemalige Soldaten über ihre Motivation beim Fotografieren im Krieg.

Veranstaltungshinweis

„Fremde im Visier - Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg“ von 14. Oktober bis 19. Februar 2017 im Volkskundemuseum, Laudongasse 15-19, 1080 Wien. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Nach Stationen in Deutschland, den Niederlanden und am Grazer Joanneum, macht die Ausstellung nun in Wien halt. Als Basis der Schau dienen rund 150 Fotoalben aus vornehmlich norddeutschem Privatbesitz. Für die Wiener Ausgabe wurden bereits einige Alben aus Sammlungen gesichtet. Darüber hinaus rufen die Ausstellungsmacher rund um Bopp, die schon die legendäre Wehrmachtsausstellung 1995 koordiniert hatte, Privatpersonen auf, etwaige Nachlässe zur Verfügung zu stellen.

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